Mädchen inhaliert (Quelle: imago/Science Photo Library)
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Diagnose, Ursache und Therapie - Asthma bei Kindern – wenn die Luft knapp wird

Asthma gehört mit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. In Deutschland ist etwa jedes zehnte Kind betroffen. Wie entsteht eine Asthmaerkrankung und wie lässt sie sich diagnostizieren? Ist eine regelmäßige Vergabe von Kortison schädlich? Und ab wann können Kinder Asthma bekommen?

Bei einem Drittel der Kinder treten die ersten Asthmasymptome bereits im ersten Lebensjahr auf; der größte Teil entwickelt die Krankheit im Vorschulalter. Jungen sind bis zur Pubertät häufiger betroffen, danach kehrt sich das Verhältnis um. Beim Asthma bronchiale handelt es sich um eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut, die zu einer Überempfindlichkeit der Atemwege führt. Die Schleimhaut der Bronchien schwillt durch die Entzündung an und produziert vermehrt Sekret, was eine Verengung der Bronchien zur Folge hat. Bei einem akuten Asthmaanfall verkrampft sich die Bronchialmuskulatur und vor allem das Ausatmen fällt schwer. Typische Symptome sind ein ständiger Hustenreiz, pfeifende Atmung, eine Engegefühl in der Brust und zäher Schleim, sowie Atemnot während eines Anfalls.

Ursachen

Bei der Entstehung einer Asthmaerkrankung besteht immer ein Zusammenspiel von Genen, also erblicher Veranlagung, und Umweltfaktoren. Dies können bestimmte Gifte, wie Zigarettenrauch oder Luftschadstoffe sein, aber auch Infekte (intrinsisches Asthma). Bei Patienten mit allergischem Asthma löst der Kontakt mit einem Allergen (Pollen, Hausstaub, Tierhaare, Schimmelpilze, Nahrungsmittel) die Asthma-Symptome aus. Neben der akuten Reaktion kann sich daraus ein dauerhafter Entzündungszustand entwickeln, bei dem die Atemwege insgesamt empfindlicher auch auf unspezifische Reize reagieren. Bei Kindern im Vorschulalter ist die Diagnose allergisches Asthma schwer zu stellen. Bei ihnen kann eine Allergie Auslöser sein, muss es aber nicht. Falls der Verdacht besteht, kann ab einem Alter von zwei Jahren mittels Prick- oder Bluttest auf mögliche Allergene getestet werden. Wenn Schulkinder und Jugendliche an Asthma leiden, ist die Ursache schon häufiger in einer Allergie zu suchen. Ist das tatsächlich der Fall, sollten die Allergie auslösenden Stoffe, so gut es geht, vermieden werden.

Diagnose

Asthma bei Kindern im Vorschulalter zu diagnostizieren ist nicht leicht. Zum einen, weil die Symptome wie etwa Husten nicht sehr spezifisch sind und bei vielen Infekt-Erkrankungen vorkommen.  Zum anderen, weil bestimmte Tests, wie etwa ein Lungenfunktionstest, bei kleinen Kindern nur schwer durchzuführen sind. Etwa 50 Prozent aller Kinder im Vorschulalter haben mindestens einmal eine so genannte chronisch obstruktive Bronchitis durchgemacht, die mit ihren Symptomen einem Asthma sehr ähnelt. Häufigere Bronchien-Erkrankungen können ein Vorbote von Asthma sein, zwingend ist das aber nicht. Wichtig ist es, Asthma auch im Kindesalter frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um Langzeitschäden an der Lunge zu verhindern.

Behandlung

Asthma kann bislang nur symptomatisch behandelt werden, eine ursächliche, also heilende Therapie, gibt es nicht. Unabhängig davon, ob es sich um allergisches oder intrinsisches Asthma handelt, zielt die Behandlung vor allem darauf, die Funktion der Bronchien und der Lunge möglichst zu erhalten. Die Schwere der Erkrankung wird nach drei Graden eingeteilt, die sich u.a. danach richten, wie häufig die Beschwerden auftreten, wie stark die Lungenfunktion eingeschränkt ist, wie häufig eine Notfallbehandlung erforderlich ist und wie gut die Medikamente wirken. Dementsprechend wird nach einem Stufenschema behandelt, welches zwischen Bedarfsmedikamenten (Reliever) und Langzeitmedikamenten (Controller) unterscheidet.  Bedarfsmedikamente werden vor allem gegen Luftnot bei einem Asthmaanfall eingesetzt. Die häufigsten bei Kindern eingesetzte Wirkstoffe sind inhalative schnellwirkende Beta-2-Sympathomimentika; alternativ kommt das Anticholinergikum Ipatropiumbromid zum Einsatz, welches ebenfalls inhaliert wird. Eine Langzeitmedikation bei Asthma besteht meistens in einer Inhalationstherapie mit Kortison oder einem langwirksamen Betamimetikum. Weitere Langzeitmedikamente sind Kortison in Tablettenform, Leukotrien-Antagonisten, und Omalizumab. Die Bedarfsmedikamente sorgen im Akutfall dafür, dass die Bronchien sich erweitern und somit die Luftnot aufhört. Die Langzeitmedikamente zielen darauf, die Entzündung in den Bronchien zu dämpfen.

Bedenken gegen Kortison

Wenn Kinder Kortison gegen ihr Asthma bekommen, haben viele Eltern Angst vor Nebenwirkungen, wie Wachstumshemmung, Knochenschwund oder Gewichtszunahme. In den meisten Fällen wird Kortison aber inhaliert, wobei die Dosis bis zu 200 Mal kleiner ist, als wenn Kortison in Tablettenform verabreicht wird. Beim Inhalieren von Kortison kann es zu Heiserkeit oder Pilzinfektionen im Mund kommen. Dagegen hilft, den Mund auszuspülen und danach etwas zu essen oder zu trinken. Bei Kleinkindern, bei denen eine Inhalationsmaske verwendet wird, sollte das Gesicht nach der Behandlung mit einem feuchten Tuch abgewaschen werden. Wenn höhere Dosen Kortison inhaliert werden müssen, zum Beispiel bei extrem starkem Asthma, kann es zu Wachstumsverzögerungen kommen, die sich in der Regel im jungen Erwachsenenalter wieder normalisieren. Studien haben gezeigt, dass es unter einer systemischen Kortison-Therapie mit Tabletten etwas häufiger zu Knochenbrüchen kommt. Die Alternative, statt Kortison höhere Dosen lang wirksamer Betamimetika zu inhalieren, hat aber auch Nebenwirkungen, wie starkes Zittern, Herzrasen oder Schlaflosigkeit.

Richtiges Inhalieren

Die meisten Medikamente gegen Asthma werden inhaliert. Je jünger die Kinder sind, desto mehr Unterstützung brauchen sie, damit die Medikamente auch wirklich in den Bronchien ankommen. Kinder unter fünf Jahren sollten für das Inhalieren ihrer Medikamente treibgasgetriebene Dosieraerosole mit einem so genannten Spacer benutzen. Das ist eine Inhalierhilfe, mit der die Eltern das Medikament aus der Sprayflasche zunächst in eine Vorschaltkammer pumpen, aus der das Baby oder Kleinkind über eine Maske oder ein Mundstück das Medikament einatmet. Ältere Kinder können Dosieraerosole ohne Treibgas benutzen (Pulverinhalation), bei denen gleichzeitig das Spray herausgedrückt und eingeatmet wird. Zusätzlich zur Inhalation mit kleinen Pumpsprays, gibt es elektrische Vernebler, mit denen Kinder Kochsalz zum Befeuchten der Atemwege, aber auch wirkstoffhaltige Lösungen inhalieren können. Säuglinge und Kleinkinder benötigen hierbei eine Maske, damit sie die Mittel richtig einatmen. Eine Sitzung mit einem elektrischen Vernebler sollte nicht kurz vor dem Schlafen gehen erfolgen, weil sich durch das Inhalieren der Schleim aus den Bronchien löst und abgehustet werden muss.

Nicht nur Medikamente

Neben der medikamentösen Therapie sind begleitende Maßnahmen ganz wichtig, die sich nach dem Alter der Kinder richten. Vor allem für Schulkinder ist es wichtig, dass sie am Schulsport teilnehmen und nicht von vornherein wegen ihrer Asthmaerkrankung davon befreit werden. Bewegung und Sport, aber auch Atem- und Entspannungsübungen wirken sich positiv auf die Erkrankung aus. Ältere Kinder können ihr Ausatemvolumen mit einem Peak-Flow-Meter messen und auch die Inhalationstherapie selbstständig durchführen. Für Eltern und Kinder gibt es Asthmaschulungen, bei denen es um den Umgang mit der Erkrankung und die Akzeptanz im Alltag geht.

Beitrag von Ursula Stamm

Frau nutzt Inhalator (Bild: Colourbox)
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