Frau wärmt ihren Bauch mit einer Wärmflasche (Quelle: imago/Jochen Tack)
Bild: imago/Jochen Tack

Wenn Bakterien ein Feuer auslösen - Blasenentzündung - lästig und schmerzhaft

Es ist unangenehm und tut weh. Mehrmals in der Stunde rennt frau zur Toilette und immer kommen nur ein paar Tropfen: typische Anzeichen einer Blasenentzündung. Fast jede Frau kennt dieses unangenehme Leiden, Männer sind viel seltener betroffen.

Erfahren Sie mehr darüber, wann eine Blasenentzündung nicht mehr nur harmlos ist, wie sie behandelt werden kann und wie man im Vorfeld verhindern kann, dass es überhaupt dazu kommt.

Beschwerden

Wer schonmal eine Blasenentzündung hatte, kennt die Anzeichen. Beim Wasserlassen brennt es und wenn die Blase leer ist, verstärkt sich der ziehende Schmerz noch. Die Häufigkeit der Toilettengänge steigert sich und es kommt immer weniger Urin heraus. Mit der Zeit kann der Urin sich dunkel verfärben, übel riechen und sogar Blut enthalten. Hinzu kommen Schmerzen im Unterleib, die bis in den Rücken ausstrahlen können. Eine starke Blasenentzündung kann dazu führen, dass man sich insgesamt krank und abgeschlagen fühlt.

Ursachen

Ursache einer Blasenentzündung ist in den meisten Fällen eine Infektion der Blase mit Bakterien, am häufigsten mit Escherichia coli. Die Bakterien gelangen über den Darmausgang in die Harnröhre und von dort in die Blase. Da die weibliche Harnröhre mit rund vier Zentimetern im Vergleich zu den Männern mit rund 20 Zentimetern viel kürzer ist, können die Darmbakterien bei Frauen leichter in die Harnröhre gelangen. So kommt es, dass 95 Prozent aller Blasenentzündungen bei Frauen auftreten. Leiden Männer unter einer Blasenentzündung, ist meistens eine Entzündung der Prostata die Ursache dafür.

Selbsthilfe

In der Anfangsphase kann das Entstehen einer Blasenentzündung manchmal noch gestoppt werden. Durch viel Trinken, Wärme für den unteren Bauch und Ruhe für den gesamten Körper. Am besten geeignet sind Nieren- und Blasentees - zwei bis drei Liter sollte man davon in etwa trinken und die Blase häufig entleeren. Das spült die Bakterien aus der Blase heraus. Eine Wärmflasche, warme Sitzbäder oder feuchtwarme Umschläge im Blasenbereich können die Schmerzen lindern, weil die Muskulatur der Blase durch die Wärme entspannt wird.

Wann zum Arzt

Sind die Beschwerden nach drei Tagen immer noch da, sollte man besser einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn zusätzlich Fieber auftritt. Denn dann besteht die Gefahr, dass die Bakterien aus der Blase aufsteigen und in die Niere gelangen. Dort können sie eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen, die mit Antibiotika behandelt werden muss. Männer, Kinder und Schwangere sollten mit einer Blasenentzündung immer sofort zum Arzt. Männer, weil bei ihnen eine Blasenentzündung sehr selten ist und die Ursache abgeklärt werden muss. Schwangere, weil bei ihnen die Blasenentzündung im schlimmsten Fall zu einer Fehlgeburt führen kann. Die hormonellen Veränderungen führen bei Schwangeren dazu, dass die Harnwege sich erweitern und Bakterien und andere Erreger leichter in die Blase aufsteigen können. Auch wenn Blasenentzündungen mehrmals im Jahr auftreten, sollte frau den Rat eines Arztes suchen.

Risikofaktoren

Anfälliger für eine Blasenentzündung, auch Cystitis genannt, sind Menschen mit Diabetes, aber auch diejenigen die ein geschwächtes Immunsystem haben oder immununterdrückende Medikamente einnehmen müssen. Auch Stress oder körperliche Überlastung können eine Cystitis begünstigen. Frauen in den Wechseljahren haben ebenfalls häufiger mit Blasenentzündungen zu tun. Der mit den Wechseljahren abnehmende Östrogenspiegel lässt die Schleimhaut von Scheide, Harnröhre und Blaseninnenwand dünner werden und macht sie damit anfälliger für Bakterien. Kann die Blase nicht richtig entleert werden und verbleibt dort ständig Restharn, ist das auch ein Risikofaktor für eine Blasenentzündung. Denn in dieser "Urinpfütze" finden Bakterien einen idealen Nährboden. Ursachen für Restharn in der Blase können Verengungen der Harnröhre sein, Harnsteine, eine Prostatavergrößerung, aber auch Blasenfunktionsstörungen durch Erkrankungen des Nervensystems. Bei Frauen führen zudem eine abgesenkte Gebärmutter und eine schwache Blasenmuskulatur dazu, dass die Blase nicht vollständig entleert werden kann.

Verhalten

Man oder frau können auch durch eigenes Verhalten eine Blasenentzündung befördern. Wer zu wenig trinkt, verhindert, dass die Harnwege ausreichend gespült werden. Mindestens eineinhalb Liter pro Tag beugen deshalb einer Blasenentzündung vor. Übertriebene Intimhygiene mit zu viel Seife oder Intimwaschlotionen verändert die natürliche Schutzfunktion der Schleimhäute und erleichtert es Erregern, sich dort festzusetzen. Auch durch häufigen Geschlechtsverkehr, kann es bei Frauen zu einer Blasenentzündung kommen. Zum einen, weil dadurch Darmbakterien von der Darm- in die Scheidenregion gelangen können. Und zum anderen, weil die Schleimhäute der Scheide mechanisch gereizt werden, wodurch die Darmbakterien leichteres Spiel haben, in die Blase aufzusteigen.

Diagnose beim Arzt

Im Gespräch mit dem Arzt (Anamnese), stellt sich meistens schnell heraus, ob es sich um eine Blasenentzündung handelt oder nicht. Zusätzlich wird aber immer eine Schnelluntersuchung des Urins durchgeführt (Urinstix). Damit können weiße Blutkörperchen und Nitrit nachgewiesen werden. Die weißen Blutkörperchen weisen auf eine Entzündung hin. Nitrit entsteht als Stoffwechselprodukt von Bakterien und ist normalerweise nicht im Urin enthalten. Treten Blasenentzündungen häufiger auf oder verlaufen sie schwerer, wird zusätzlich eine Urinuntersuchung im Labor durchgeführt. Damit kann die genaue Anzahl der Bakterien und auch die Bakterienart festgestellt werden. Das ist wichtig für eine gezielte Antibiotikabehandlung, bei der das Präparat eingesetzt wird, das am besten gegen die Bakterienart vorgeht.

Behandlung beim Arzt

Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung reicht eine Antibiotikatherapie über ein bis drei Tage, da die häufigsten Erreger von Harnwegsinfekten empfindlich auf diese Therapie reagieren. Tritt zusätzlich Fieber auf und sind die Nieren bereits entzündet, dauert die Therapie länger und es werden spezifische Antibiotika eingesetzt. Diese werden durch eine Analyse der Bakterienart und deren Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Antibiotika ausgewählt (Antibiogramm). Bei häufig auftretenden Blasenentzündungen, wird in manchen Fällen auch mit niedrig dosierten Antibiotika über drei bis sechs Monate behandelt.

Es gibt auch eine Reihe von Präparaten, die vorbeugend gegen Blasenentzündungen eingenommen, helfen sollen. So zum Beispiel Mannose, ein bestimmter Zucker, der Bakterien in der Blase bindet und dann ausgeschieden wird. Aber auch pflanzliche Wirkstoffe wie Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel, die Senföl enthalten, können in der Blase keimabtötend wirken. Ist eine gestörte Scheidenflora die Ursache für immer wiederkehrende Blasenentzündungen, kann eventuell eine Behandlung mit Milchsäurebakterien helfen, die in Zäpfchenform in die Scheide eingeführt werden. Weniger gute Studiendaten in punkto Vorbeugung, gibt es dagegen bei Mitteln aus Cranberries, sowie harntreibenden Mitteln mit Birkenblättern, Schachtelhalm oder Brennnessel - so das gemeinsame Portal "Patienten-Information" von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

Vorbeugung

Die beste Blasenentzündung ist die, die im Vorfeld verhindert werden kann. Denn auch wenn sie unkompliziert verläuft, schränkt eine Cystitis die Lebensqualität von Frauen doch erheblich ein. Es gibt aber einige einfache Maßnahmen, die vorbeugend wirken:
 
- Etwa 1,5 Liter pro Tag trinken. Doch Vorsicht: wer sich zum Beispiel wegen Herzerkrankungen an eine vom Arzt verordnete Trinkmenge halten muss, sollte diese besser nicht überschreiten.
 
- Regelmäßig zur Toilette: die Blase regelmäßig und vollständig entleeren – nicht erst wenn sie prall voll ist. Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, sollten versuchen, nach dem Geschlechtsverkehr innerhalb von 15 Minuten Wasserzulassen. Keime, die zu einer Infektion führen könnten, werden so ausgespült.
 
- Immer von vorne nach hinten säubern: Bei der Reinigung nach dem Stuhlgang sollte frau immer von der Scheide zum After wischen. Das verringert das Risiko, dass Bakterien aus dem Magen-Darmtrakt in die Harnröhre gelangen.
 
- Baumwollunterwäsche tragen und diese bei 60 Grad waschen: das tötet die meisten Keime ab. Der Slip sollten zudem nicht zu eng sitzen, um eine Reizung des Intimbereiches zu vermeiden.
 
- Intimhygiene: den Schambereich am besten nur mit warmem Wasser und ohne Seife oder Intimwaschlotionen waschen.
 
- Auswahl des Verhütungsmittels: für Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, sind bestimmte Verhütungsmittel geeigneter als andere. So ist abzuraten von Kondomen, die mit Spermien abtötenden Mitteln (Spermiziden) versehen sind, von spermiziden Cremes und mechanischen Verhütungsmitteln wie dem Diaphragma oder der Spirale.
 
- Kalte Füße vermeiden und feuchte Badeanzüge gleich nach dem Schwimmen ausziehen: So beugt frau einer Unterkühlung vor.

Beitrag von Ursula Stamm

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