Hepatitis A Virus und Bakterien Illustration (Quelle: imago/Science Photo Library)
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Gefährliche Infektion | Rund 100 Neuinfektionen - Hepatitis A-Ausbruch in Berlin: So können Sie sich schützen

Die Zahlen sind besorgniserregend: Seit November 2016 haben sich in Berlin über 100 Menschen mit dem Hepatitis A-Virus infiziert. Das sind gut vier Mal so viele Fälle, wie im Schnitt in den vergangenen fünf Jahren. Betroffen sind den Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Berlin nach vor allem Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Das Virus sorgt für eine gefährliche Leberinfektion mit z.B. Durchfall, Erbrechen und oft einer Gelbfärbung von Haut und Augen. Aber: Hepatitis A ist heilbar. Wir haben alle Infos hier für Sie zusammengefasst.

Experten sprechen mit Sorge von einem Hepatitis A-Ausbruch in Berlin und der begann den Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) Berlin zufolge in der 46. Kalenderwoche 2016. Weil Hepatitis A in Deutschland eine meldepflichtige Erkrankung ist, lässt sich der starke Anstieg gut nachverfolgen: Bisher sind über 100 Meldungen seit November 2016 eingegangen. Ein besonders starker Anstieg, wie der Vergleich mit den vergangenen fünf Jahren deutlich macht: In den vergangenen fünf Jahren erkrankten in vergleichbaren Zeiträumen im Schnitt nur 22 Menschen. In der Vergangenheit waren auch England, die Niederlande, Spanien und Portugal von solch größeren Infektionsanhäufungen betroffen.

Die Suche nach den Quellen

Wegen des starken Ausbruchs von Hepatitis A sei in Berlin ein "Ausbruchsteam" gebildet worden, erklärte Christoph Lang, der Sprecher von Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) gegenüber der Berliner Morgenpost. Diesem gehörten  Mitarbeiter des Robert Koch Instituts, des LAGeSo sowie bezirklicher Gesundheitsämter und Schwerpunktpraxen in Berlin an. Die Ursachen des starken Anstieges der Infektionen ist noch unklar. Auf dem Motzstraßenfest am 15./16. Juli soll das Ausbruchsteam mit einem Stand aufklären. Auch der Kit Kat Club in Berlin-Mitte klärte bereits Anfang Mai mit einer Infoveranstaltung seine Besucher über die Infektion und das Risiko auf.

Bereits kurz nach dem Ausbruch schürte vor allem das Onlinemedium truth24.net das Gerücht, der erhöhte Hepatitis A-Anstieg stünde im Zusammenhang mit arabischen Flüchtlingen. Das ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, wie das gemeinnützige Recherchezentrum KORREKT!V in einem Faktencheck aufarbeitete: Denn gerade in Ländern, in denen es aufgrund schlechter hygienischer Zustände  zu Hepatitis A Infektionen kommt, ist auch die Immunität nach der Krankheit, die meist schon im Kindesalter durchlebt wird, besonders hoch. Die Immunisierung nach überstandener Infektion hält ein Leben lang an. Unter den 89 seit November 2016 gemeldeten Fällen war nur ein Mann aus dem arabischen Raum betroffen.

Übertragungswege: Kondome schützen vor diesem Virus nicht

Das Hepatitis A-Virus wird fäkal-oral übertragen. Ausgeschiedene Viren aus dem Darm eines Infizierten müssen zur Übertragung also in den Mund eines Nicht-Infizierten gelangen. Das kann z.B. durch verunreinigtes Trinkwasser in Ländern mit niedrigem Hygienestandard geschehen, durch mangelnde Handhygiene im Umgang mit Lebensmitteln oder auch bei bestimmten Sexualpraktiken. Auch beim Abstreifen eines Kondomen nach dem Sex können die Viren über die Hand übertragen werden. Besonders Männer, die mit Männern Sex haben sind deshalb gefährdet und laut Robert Koch Institut und dem LAGeSo von dem aktuellen Ausbruch betroffen (über 80 Prozent).
 
Kondome bieten gegen diese Krankheit also keinen besonderen Schutz. Die Ständige Impfkommission des RKI (STIKO) empfiehlt allen Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko deshalb die Impfung gegen Hepatitis A. Sie wird für Menschen, die besonders gefährdet sind auch von der Krankenkasse übernommen. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost empfahl Dr. Daniel Sagebiel, Referatsleiter im LAGeSo, folgenden Personengruppen die Impfung: Männer, die Sex mit Männern haben, Menschen mit erhöhtem beruflichen Risiko durch Arbeit im Gesundheitsdienst, aber auch Personal in Kitas, Kinder- und Altenheimen sowie Kanalarbeitern. Außerdem sollten sich Menschen mit chronischen Leberkrankheiten impfen lassen und Reisende in Entwicklungsländer. Der monovalente Hepatitis-A-Impfstoff schützt bereits nach einmaliger Impfung innerhalb von zwei bis vier Wochen. Auch etwa zwei Wochen nach einem Kontakt mit infizierten Personen bietet diese Impfung noch Schutz.

Die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch von Hepatitis A liegt im Schnitt bei 28 Tagen. Betroffene sind etwa zwei Wochen vor dem Auftreten der gelblichen Verfärbung von Haut und Augen und auch noch etwa eine Woche danach ansteckend - das bedeutet eben auch, dass die Betroffenen häufig noch nicht wissen, dass sie bereits andere anstecken können, denn dieses Symptom gilt als das eindeutigste.

Krankheitsverlauf: Hepatitis A wird nicht chronisch

Für Hepatitis A gibt es keine spezielle Therapie - es werden die Symptome behandelt, also z.B. Fieber, Übelkeit und Erbrechen und die damit einhergehende Schwächung des Körpers. Erkrankte sollten ihre Leber schonen, indem sie z.B. auf Alkohol und leberschädigende Medikamente verzichten. Gemeinschaftstoiletten sollten zum Schutz anderer gemieden werden. In den meisten Fällen heilt die Hepatitis A nach wenigen Wochen einfach aus, wird also nicht chronisch. In rund zehn Prozent der Fälle ist der Krankheitsverlauf besonders schwer und die Ausheilung braucht mehr Zeit - bis zu einigen Monaten. In seltenen Fällen kann der Verlauf so schwer sein, dass Patienten sterben. Das gilt vor allem für Menschen, deren Immunsystem stark geschwächt ist. Auch Menschen, die bereits unter einer anderen Hepatitis leiden, sind besonders anfällig für das Virus und erleiden oft einen schwereren Verlauf der Krankheit.

Beitrag von Lucia Hennerici