Untersuchung in einem Labor (Quelle: imago/Agencia EFE)
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Verdacht auf Zika-Fall durch Ansteckung - US-Behörden melden Zika-Infektion durch Sexualkontakt

Das durch bestimmte Mücken übertragene Zika-Virus breitet sich auf dem amerikanischen Kontinent rasant aus. Jetzt melden US-Behörden erstmals eine durch ungeschützten Sex erfolgte Infektion. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin spielt die Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch aber bislang kaum eine Rolle. 

In den USA wurde erstmals eine wahrscheinlich durch ungeschützten Sex erfolgte Zika-Infektion gemeldet. Der Patient habe sich beim Sex mit einem Menschen infiziert, der aus Venezuela zurückgekehrt war, meldeten Gesundheitsbehörden in Texas am Dienstag. Die sexuelle Übertragung sei in diesem Fall wahrscheinlich, hieß es, da sich der Infizierte selbst nicht in dem südamerikanischen Land aufgehalten habe.
 
Bislang sind laut dem Robert-Koch-Institut nur wenige Einzelfälle von sexueller Übertragung des Zika-Virus bekannt. Inwieweit die Übertragung von Mensch zu Mensch in Hinblick auf die Ausbreitung der Krankheit von Bedeutung ist, müsse jedoch noch im Detail untersucht werden, teilte Prof. Klaus Stark, Leiter in der Abteilung Infektionsepidemiologie am RKI, rbb Praxis mit.

Auch Asiatische Tigermücke könnte Überträger sein

In Texas hatten Behörden zuvor mehrere Zika-Fälle registriert, bei denen sich die Erkrankten auf Reisen ins Ausland infiziert hatten. Über die Übertragung durch Mücken ist laut Behörden in der Region um Dallas in Texas nichts bekannt.
 
Das Zika-Virus wird vor allem von der Mückenart Aedes aegypti übertragen, die in weiten Teilen der Tropen und teilweise auch in den Subtropen verbreitet ist. Die sogenannte Gelbfiebermücke kommt in Deutschland gar nicht vor. Experten vermuten aber auch, dass ebenso die bis in gemäßigteren Breiten vorkommende Asiatische Tigermücke das Virus übertragen kann. 

Mehr Tigermücken in den letzten Jahren

"Der Anteil dieser exotischen Mückenart ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen", sagte die Biologin Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung der Zeitung "Rheinische Post". Die Asiatische Tigermücke kommt demnach vor allem in Baden-Württemberg, aber auch in Teilen von Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen vor.
 
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte am Dienstag allerdings betont, Experten hielten die Gefahr einer Übertragung des Zika-Virus in Deutschland für eher gering. Dennoch sei man wachsam und habe die nötigen Verwaltungsschritte zur Überwachung von einzelnen Infektionen von zurückkehrenden Urlaubern eingeleitet.

Einzelne "importierte Zika-Fälle" in Deutschland

Das Zika-Virus ist nach Einschätzung von Experten noch nicht in Berlin und Brandenburg angekommen. Ihres Wissens gebe es keine Zika-Fälle in der Hauptstadt, sagte die Virologin Regine Heilbronn vom Benjamin-Franklin-Campus der Berliner Charité dem rbb. "Es gibt aber einzelne importierte Fälle in Deutschland", sagte sie im rbb-Inforadio. Importiert bedeute, dass diejenigen die Infektion aus fernen Ländern mitgebracht haben, in denen das Zika-Virus derzeit um sich greift.

"Im Moment besteht noch gar keine Gefahr, weil wir momentan mückenfrei sind", sagte Doreen Walther, Biologin und Mückenexpertin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg dem rbb. "Durch die Temperaturen fliegen die Mücken noch nicht beziehungsweise entwickeln sich noch nicht." Zum jetzigen Zeitpunkt sei daher "erst einmal Entwarnung gegeben." Ob die Tigermücke in Deutschland auf dem Vormarsch ist, könne man erst im Sommer sagen. "Der Winter war zwar sehr mild, hat aber in den vergangenen Woche doch Tiefpunkte erreicht." Ob die Mücke möglicherweise eine Rückzugsmöglichkeit gefunden hat, zum Beispiel in die Kanalisation, wisse man derzeit noch nicht. "Wir können wirklich erst ab Juni/Juli sagen, ob die Mücken da noch vorkommen oder nicht."

Noch kein Impfstoff gegen Zika-Virus entwickelt

Schutz vor den Mückenstichen sei nur bedingt möglich - durch Abwehrspray und das Tragen von dichter Kleidung, sagte die Charité-Virologin Heilbronn. Einen Impfstoff gegen den Zika-Virus gebe es noch nicht. "Das liegt schlicht und einfach daran, dass die Zika-Infektion in der Regel harmlos verläuft und bislang auch nicht sehr verbreitet war." Das Virus sei daher bislang nicht auf dem Radar der Virologen gewesen. Mit der Epidemie habe sich das jetzt geändert. "Der Ruf nach Impfungen ist deshalb nun laut geworden und in der Zukunft wird mit Sicherheit ein Impfstoff entwickelt werden."

Heilbronn riet dazu, unmittelbar vor geplanten Reisen in möglicherweise von der Epidemie betroffene Gebiete die aktuellen Reisehinweise des Auswärtigen Amtes zu beachten. "Die Warnungen für Schwangere und Frauen, die gerade planen schwanger zu werden, sollte man sehr ernst nehmen - denn wenn sich eine Schwangere mit Zika infiziert, ist die Gefahr sehr hoch, dass es zu einer Missbildung des Kindes kommt. Dieses Risiko sollte man, wenn es vermeidbar ist, auf gar keinen Fall eingehen."

Experten: Tod durch Zika sehr unwahrscheinlich

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte angesichts der rasanten Ausbreitung des Zika-Virus am Montag den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Betroffen sind vor allem Nord-, Mittel- und Südamerika, aber auch Länder in Afrika, Asien und im westpazifischen Raum.
 
Das Zika-Virus ist ein sogenanntes Flavivirus. 1947 erstmals aus einem Rhesusaffen im Zika-Wald in Uganda isoliert, erhielt es daher seinen Namen. Vor allem durch den Mückenstich werden die Viren auf den Menschen übertragen. Eine Infektion äußert sich durch Hautausschlag, Fieber, Gelenkschmerzen sowie seltener Muskel- und Kopfschmerzen und Erbrechen. Häufiger geht sie auch mit einer Bindehautentzündung einher. Der Hautausschlag hält im Durchschnitt sechs Tage an. Andere Symptome können auch früher abnehmen. Todesfälle scheinen laut Experten nicht oder nur extrem selten vorzukommen.