COVID-19-Medikament Paxlovid (Quelle: imago/agrarmotive)
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Hoffnungsträger in der Corona-Therapie - Paxlovid: Neues COVID-Medikament

Ende Januar soll das Medikament Paxlovid zugelassen werden. Nach Datenlage des US-Herstellers Pfizer verspricht es eine Krankenhauseinweisung zu verhindern und die Todesrate von Coronainfizierten um fast 90 Prozent zu verringern. "Wir erhoffen uns, dass es die Situation [...] unseres gesamten Gesundheitssystems massiv entlasten wird", sagt Oberarzt Dr. David Krieger, Klinik für Pneumologie im Helios Klinikum Emil-von-Behring.

Die Tablette für zu Hause

Der entscheidende Vorteil von Paxlovid ist die Darreichungsform. Das antivirale Medikament, welches früh in die Virusvermehrung eingreift, wird als Tablette verabreicht: Fünf Tage lang morgens und abends je drei Tabletten. Somit kann es ohne Probleme zu Hause eingenommen werden, ein Aufenthalt in einer Klinik oder beim Hausarzt wird nicht notwendig sein. Paxlovid ist eine Kombinationsbehandlung, bestehend aus zwei Tabletten Nirmatrelvir und einer Tablette Ritonavir. Ritonavir wird derzeit zum Beispiel in der Therapie von HIV-Infektionen eingesetzt.

Paxlovid gilt als großer Hoffnungsträger in der Corona-Therapie

Die Zwischenergebnisse des Hersteller Pfizer sind extrem vielversprechend. In einer ersten Studie verstarb keiner der rund 800 Probanden, die sich mit Sars-CoV-2 infizierten und das antivirale Medikament erhielten. Außerdem habe die Studie gezeigt, dass Paxlovid das Risiko eines schweren Verlaufs bei Risikopatienten mit Vorerkrankungen um fast 90 Prozent senken konnte.

Schnelle und unkomplizierte Therapie

"Paxlovid ist ein fehlender Baustein in der Pandemiebekämpfung, weil es erstmals ein anti-virales Medikament gibt, was als Tablette eingenommen werden kann", sagt Oberarzt Dr. David Krieger. Das Prozedere soll nach Zulassung des Medikamentes einfach und unkompliziert werden. Patientinnen oder Patienten mit Risikofaktoren sollen sich dann sofort nach einem positiven Schnelltest in der Hausarztpraxis melden. Dort wird das Rezept ausgestellt und ein PCR-Test gemacht. Das Medikament kann unterdessen schon in der Apotheke bezogen und mit der Tabletteneinnahme begonnen werden. Somit verstreicht keine Zeit, das Ergebnis des PCR-Tests muss nicht abgewartet werden. "Es wäre logisch, dass schon ein positiver Schnelltest ausreicht und nicht auf das Ergebnis des PCR-Tests gewartet werden muss. Bei Patienten mit einem hohen Risiko würde man erstmal mit der Therapie beginnen und dann zusätzlich schauen, wie das PCR-Ergebnis ist", sagt Prof. Hortense Slevogt, Pneumologin und Infektiologin vom Universitätsklinikum Jena.

Vorsicht vor Wechselwirkungen

Es gibt eine Gruppe von Risikopatienten, für die Paxlovid nicht geeignet sein wird. Paxlovid setzt sich aus zwei Medikamenten zusammen. Nirmatrelvir ist der eigentliche Wirkstoff. Dabei handelt es sich um einen Proteaseinhibitor, der die Vermehrung des Virus in der menschlichen Zelle hemmt. Ritonavir, eigentlich auch ein Proteaseinhibitor, hemmt ein Enzymsystem in der Leber, welches den Abbau von Nirmatrelvir in Gang setzen würde. Durch diese Doppelwirkung wird nunmehr ein höherer Wirkspiegel des Nirmatrelvirs erreicht, weil es nicht nur in den Körper in Medikamentenform eingeschleust wird, sondern auch sein Abbau in der Leber verhindert wird. Dadurch steigt die Wirksamkeit enorm. Da aber auch der Abbau anderer Medikamente durch Ritonavir behindert wird, muss die Einnahme von Paxlovid bei Hochrisikopatienten genau geprüft werden, um Wechselwirkungen auszuschließen. Patienten mit schweren Erkrankungen, für die es nicht möglich ist, auf ihre Medikamente zu verzichten, können nicht mit Paxlovid behandelt werden.

Keine Zulassung für Schwangere und Stillende

Derzeit liegen keine Daten vor, ob Paxlovid das Embryo oder den Fötus schädigt. "Man weiß aber aus Tierversuchen, dass das potentiell sein kann, so dass es bei Schwangeren und auch bei Stillenden nicht eingesetzt werden darf", sagt Prof. Hortense Slevogt, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.

Paxlovid schwächt Anti-Baby-Pille – alternative Verhütungsmittel nutzen

Auch der Wirkspiegel der Antibaby-Pille könnte durch den zweiten Wirkstoff in Paxlovid, Ritonavir, beeinträchtigt werden. Daher sollte während der Therapie auf andere Verhütungsmittel zurückgegriffen werden.

Paxlovid ist keine Prävention! Impfung bleibt der beste Schutz

Paxlovid ist kein Schutz vor Corona. "Das nebenwirkungsärmste und inzwischen auch - von unserem Erfahrungshorizont her – untersuchte, beste Mittel ist die Impfung. Und das wird es auch bleiben. Es gibt derzeit nichts, was einen wirksamen Impfschutz ersetzen könnte. Paxlovid ist nur für eine ganz bestimmte Gruppe von Hochrisikopatienten, die man ganz früh abfängt, für die allein aus logistischen Gründen eine Antikörpertherapie nicht machbar ist. Impfen können wir mittlerweile fast jeden", sagt Prof. Hortense Slevogt.

"Sotrovimab" einziger Antikörper gegen Omikron

Die bisher zugelassenen monoklonale Antikörper funktionieren gut bei der Variante Delta, gegen Omikron ist die derzeitige Antikörpertherapie aber machtlos, sie zeigt keine Wirkung. Einzig der Arzneistoff "Sotrovimab", ein bereits zugelassenes Antikörper-Präparat, wirkt auch gegen Omikron. Es wird aber erst gegen Ende Januar, Anfang Februar in ausreichender Menge den Patienten zur Verfügung stehen.

Beitrag von Sybille Seitz

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