Blasenschwäche bei Frauen: Leuchtender Würfel markiert WC für Frauen (Bild: unsplash/Vadim Artyukhin)
Bild: unsplash/Vadim Artyukhin

- Blasenschwäche (Inkontinenz) bei Frauen: Ursachen & Hilfe

Wer unkontrolliert uriniert, leidet unter Blasenschwäche (Harninkontinenz). Lesen Sie mehr zu Anzeichen, Ursachen & Behandlung von Inkontinenz bei Frauen.

Kaum aus dem Haus und schon auf der Suche nach der nächsten Toilette. Ein kleiner Nieser, und sofort tröpfelt es unkontrolliert ins Höschen. Sport oder Sex – schwierig.
 
Der Leidensdruck von Menschen mit Blasenschwäche ist hoch – genauso wie die Zahl der Betroffenen. Schätzungsweise leidet in Deutschland jede dritte Frau an Harninkontinenz und jeder zehnte Mann – die Dunkelziffer ist bei Blasenschwäche jedoch hoch. Viele schämen sich und trauen sich nicht, ärztliche Hilfe zu suchen.

Was ist Blasenschwäche?

Harninkontinenz bedeutet den Verlust der Fähigkeit, Urin in der Harnblase zu speichern. Der Ort und der Zeitpunkt der Entleerung verläuft zudem nicht selbstbestimmt. Betroffene Menschen verlieren einige Tropfen bis hin zu größeren Mengen Urin.
 
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Harninkontinenz meist als "Blasenschwäche" oder "schwache Blase" – das ist etwas irreführend, denn die Blase selbst ist nicht unbedingt schuld an einer Inkontinenz. So führt zum Beispiel eine schwache Beckenbodenmuskulatur oft zur "Blasenschwäche".

Hilfe für Blase und Beckenboden

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Welche Formen von Blasenschwäche (Harninkontinenz) gibt es?

Die drei häufigsten Formen sind:
• die Belastungsinkontinenz,
• die Dranginkontinenz und
• die Mischinkontinenz.
 
Von diesen Formen der Blasenschwäche wiederum am häufigsten ist die Belastungsinkontinenz. Sobald sich der Druck auf den Bauchraum erhöht (z.B. durch Niesen, Husten Lachen, Pressen, Heben, etc.), kommt es zu einem unwillkürlichen Abgang von Urin. Und das auch ohne dass zuvor ein Harndrang da war.
 
Früher bezeichnete man das als "Stressinkontinenz". Doch gemeint ist nicht ein psychischer Druck bzw. Stress, sondern die körperliche Belastung, die Inkontinenz auslöst. Ursache ist meist eine zu schwache Beckenbodenmuskulatur.

Seltenere Formen von Inkontinenz:

Seltene und sehr seltene Formen des ungewollten Urinverlustes durch Harninkontinenz sind beispielsweise:
Inkontinenz mit Harnverhalt (früher auch "Überlaufinkontinenz" genannt): Es fließen ständig kleine Urinmengen ab, die Blase kann sich nicht völlig entleeren.
Reflexinkontinenz, manchmal auch neurogene Harninkontinenz genannt: Man spürt nicht, wann die Blase voll ist, sie entleert sich selbstständig.
Extraurethrale Inkontinenz: Urin geht ständig verloren, aber die Ursache liegt außerhalb der Harnwege (Fistelbildung).

Audio: Hilfe bei Harninkontinenz

Ursachen für Blasenschwäche (Inkontinenz) bei Frauen & Männern

Belastungsinkontinenz
Frauen
sind aufgrund ihrer Anatomie, der Hormone, Schwangerschaften und vaginaler Geburten wesentlich häufiger von Belastungsinkontinenz betroffen als Männer. Rund 20 Prozent aller Mütter haben nach einer natürlichen Geburt Schwierigkeiten, ihren Urin zu halten.
 
Bei Männern entsteht eine Belastungsinkontinenz vor allem durch Verletzungen oder Operationen im Beckenraum, etwa infolge von Erkrankungen der Prostata.
Weitere Ursachen: Hohe Beckenbodenbelastung durch chronischen Husten (Asthma, COPD), Pressen beim Stuhlgang wegen chronischer Verstopfung und Übergewicht.
 
Dranginkontinenz
Bei der Dranginkontinenz (auch "Urgeinkontinenz" oder "Überaktive Blase") fühlt man einen plötzlichen, starken Harndrang. Die Blase kann kaum Urin halten und entleert sich spontan. Der Drang kann auch auftreten, wenn die Harnblase nur wenig gefüllt ist. Die Harnblase ist überaktiv oder zu empfindlich.
 
Ursache für diese Form der Inkontinenz sind oft Entzündungen der Harnwege oder Harnleiter- bzw. Blasensteine. Bei Männern liegt es meist an gutartigen oder bösartigen Veränderungen der Prostata. Der Überaktivität der Blase bei Blasenschwäche kann auch eine Nervenschädigung zugrunde liegen, etwa durch Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer oder Diabetes.
 
Mischinkontinenz
Bei der so genannten Mischinkontinenz treten Symptome der Belastungsinkontinenz gemeinsam mit Symptomen der Dranginkontinenz auf.
 
Was viele nicht wissen: Auch Medikamente können eine Blasenschwäche auslösen, z. B. Kontrastmittel, Betarezeptorenblocker (auch Betablocker genannt) bei Bluthochdruckproblemen & Herzrhythmusstörungen oder auch Mittel gegen Alzheimer.

Behandlung: Was hilft Frauen bei Blasenschwäche (Inkontinenz)?

Das Wichtigste ist, die Scham zu überwinden und bei Blasenschwäche Hilfe zu suchen. Keiner ist mit dem Problem alleine und Blasenschwäche ist kein Schicksal, das man hinnehmen muss.
 
Die Inkontinenz lässt sich mit einer passenden Behandlung in vielen Fällen völlig beseitigten oder zumindest verbessern. Aber: Es gibt keine pauschalen Therapie-Empfehlungen bei Blasenschwäche. Jede Behandlung muss individuell angepasst werden.
 
Am besten wendet man sich im Fall von Blasenschwäche an den Hausarzt, die Hausärztin, die Gynäkologin oder an einen Urologen.
 
Hilfreich ist, beim ersten Termin ein Miktionsprotokoll (Trink- und Toilettenprotokoll) mitzubringen. Darin hat man über einen Zeitraum von wenigen Tagen die Uhrzeit des Harndrangs und die abgegebene Menge vermerkt. So lässt sich das eigene Trinkverhalten und Miktionsverhalten (physiologischer Prozess des Wasserlassens) besser kennenlernen und die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt gewinnt einen raschen Überblick über den Schweregrad der Harninkontinenz.

Was hilft bei Belastungsinkontinenz?

Bei einer leichten Form dieser Blasenschwäche setzt man auf die konservative Therapie:
• Das konsequente Training der Muskulatur des Beckenbodens - zu Hause oder mit qualifizierter Begleitung im Rahmen einer Physiotherapie.
Gewichtsreduktion.
• Änderung des Lebensstils, um auslösende Faktoren zu vermeiden, z. B. chronischen Husten behandeln, weniger heben, harntreibende Getränke meiden.
Hormonbehandlung: Falls ein Östrogenmangel die Ursache ist, können östrogenhaltige Salben, Tabletten oder Zäpfchen helfen.
 
Reicht das nicht, gibt es weitere Möglichkeiten zur Behandlung von Blasenschwäche durch Belastung bzw. praktische Hilfsmittel für den Alltag:
Inkontinenztampons oder Scheidenpessare aus Naturkautschuk, Kunststoff oder Silikon erhöhen den Druck auf die Harnröhre und stützen sie so. Eingesetzt bzw. gewechselt werden sie selbst oder von einer Frauenärztin bzw. einem Frauenarzt.
• Auch ein Medikament mit dem Wirkstoff Duloxetin steht bei Blasenschwäche zur Verfügung. Es muss jedoch dauerhaft eingenommen werden und kann Nebenwirkungen verursachen.
• In der Apotheke oder im Internet gibt es saugfähige Vorlagen gegen Inkontinenz (im Gegensatz zu Einlagen ohne Einklebemöglichkeit im Slip) und Inkontinenzslips. Sie können betroffenen Frauen und Männern Sicherheit gegen die Inkontinenz geben. Auf Dauer sind sie aber, gerade bei jüngeren Frauen und Männern, keine Lösung.
 
Sind Betroffene durch die Inkontinenz stark eingeschränkt und die Belastung hoch, werden viele Ärztinnen und Ärzte zu einer Operation als Behandlung gegen die Blasenschwäche raten.

OP bei Belastungsinkontinenz

Zum Standardmethode gegen diese Form der Blasenschwäche gehört in Deutschland die so genannte TVT-Operation ("tension-free vaginal tape"). Dabei wird in einem minimalinvasiven Eingriff ein Kunststoffbändchen U-förmig um die Harnröhre gelegt. Ziel ist, den Bereich zu stabilisieren und den Blasenverschluss zu verbessern, um so der Inkontinenz entgegen zu wirken. Das Bändchen soll anschließend einwachsen.
Trotz der hohen Erfolgsquote bei Inkontinenz können bisweilen Komplikationen auftreten, z. B. Blutungen.
 
Auch ein implantiertes Netz aus Kunststoff kann bei Senkungen den Beckenboden stabilisieren und so gegen Blasenschwäche helfen. Aber es kann zu Problemen beim Urinieren und beim Geschlechtsverkehr kommen.
 
Angeboten wird auch eine Unterspritzung der Harnröhre. Bei dieser minimalinvasiven Aufpolsterung ("Bulking Agents") wird ein Gel-Implantat in die Harnröhre injiziert, welches das Gewebevolumen vergrößert. Das soll den Schließmechanismus der Harnröhre unterstützen und zu einer besseren Harnkontrolle gegen Inkontinenz führen. Meist muss das Verfahren wiederholt angewendet werden.
 
Bei der Lasertherapie soll sich durch den Laserstrahl mehr Kollagen bilden und so das Gewebe um die Harnröhre besser gestützt werden. Für ausgewählte Patientinnen mit Harninkontinenz wird die Methode mittlerweile empfohlen.
 
An spezialisierten Beckenbodenzentren werden Operationsmethoden wie das Einsetzen eines künstlichen Harnblasenschließmuskels angeboten.

Behandlung der Dranginkontinenz

Bei dieser Form der inkontinenz dominiert das Gefühl von plötzlichem, starken Harndrang. Zur Behandlung kommen vor allem folgende Therapien in Frage:
 
• Am Beginn steht das Blasentraining, um das Füllungsvermögen der Blase zu erhöhen. Dabei lernt man, den Harndrang hinauszuzögern und den unwillkürlichen Harnabgang zu vermeiden. Sinnvoll ist auch Beckenbodentraining gegen diese Form der Blasenschwäche.
 
• Bewährt haben sich auch Medikamente: Die sogenannten Anticholinergika dämpfen nach einigen Wochen die Blasenmuskulatur und den reduzieren Harndrang.
 
• Unter Umständen kommt auch eine Therapie mit Botulinumtoxin (von Laien oft nur Botox genannt) infrage. Das Nervengift wird in den Blasenmuskel gespritzt und lähmt ihn. Das soll die Speicherfähigkeit der Harnblase verbessern. Der Eingriff muss jedoch nach ca. sechs Monaten wiederholt werden und eignet sich nicht für alle Patientinnen und Patienten mit Inkontinenz.
 
• Falls die Dranginkontinenz eine hormonelle Ursache hat, können Östrogenpräparate in Form von Tabletten, Cremes oder Zäpfchen helfen.
 
• Eine operative Therapie gegen Dranginkontinenz ist die so genannte Elektrische Neuromodulation ("Blasenschrittmacher"). Dabei werden Nerven im Rückenbereich oder am Schienbein, die mit der Blasenentleerung im Zusammenhang stehen, durch elektrische Impulse stimuliert. Das soll verhindern, dass sich der Blasenmuskel zu häufig zusammenzieht. Reduzieren sich nach einer Testphase die Symptome der Blasenschwäche, wird ein batteriebetriebener Impulsgenerator an die Testelektrode angeschlossen oder mit der permanenten Elektrode implantiert.

So kann man Blasenschwäche (Inkontinenz) vorbeugen

Je nach Ursache und Form lässt sich eine Blasenschwäche nicht immer und total verhindern, aber man kann viel tun, um die Wahrscheinlichkeit für eine Harninkontinenz zu verringern und der Blasenschwäche vorzubeugen:
 
• Schon in jungen Jahren sollte man mit Beckenbodentraining beginnen, denn bereits ab dem Alter von 25 Jahren baut die Muskulatur ab.
• Spätestens im Laufe einer Schwangerschaft muss der Beckenboden gekräftigt werden. Nach der Entbindung empfiehlt sich ein Rückbildungskurs, damit der Beckenboden wieder zur ursprünglichen Form und Fitness findet.
• Darüber hinaus sollte man jede unnötige Belastung des Beckenbodens vermeiden, v. a. durch Übergewicht und häufiges Pressen bei Verstopfung.

Außerdem wichtig:
• Das Heben schwerer Lasten reduzieren.
• Chronischen Husten therapieren lassen.
• Häufiges und krummes Sitzen vermeiden, denn es belastet den Beckenboden.
• Auf ausreichende Bewegung achten: Regelmäßiger Sport ist optimal, aber z. B. schon Gehen kann die Gesundheit fördern und Blasenschwäche entgegen wirken.

Beitrag von Carola Welt

Beckenboden: Was ist das?

Der Beckenboden ist eine ca. 4 cm dicke Platte aus dreidimensional angeordneten Muskelschichten und Bindegewebe, die das Becken nach unten abschließt. Er erstreckt sich vom Schambeinknochen vorne bis nach hinten zum Kreuz- und Steißbein. Seitlich setzt er an den Sitzbeinhöckern an.

Wie ein umgekehrter Regenschirm trägt der Beckenboden das ganze Gewicht der Bauchhöhle. Auch wenn viele Männer es nicht glauben mögen: Ja, auch sie haben einen Beckenboden! Er ist dicker als bei den Frauen und das Bindegewebe ist straffer.

Der Beckenboden stabilisiert die Beckenorgane, die durch den aufrechten Gang einen Druck nach unten ausüben. Unter anderem stützt er den Anus und den Blasenschließmuskel. So kann man laufen oder etwas tragen, ohne dabei Urin bzw. Stuhl zu verlieren.
Während der Schwangerschaft ist die Beckenbodenmuskulatur die wichtigste Stütze für die Gebärmutter und das Kind.

Häufiges Problem: Schwacher Beckenboden

• Etwa jede 3. Frau und jeder 5. Mann hat einen zu schwachen Beckenboden. Bei Frauen ist er von Haus aus instabiler, denn er besitzt drei Durchtrittsstellen (für Harnröhre, Scheide und Enddarm) – bei Männern sind es nur zwei.
Außerdem ist die weibliche Beckenbodenmuskulatur stärker mit Bindegewebe unterfüttert, um sich während der Entbindung besser dehnen zu können. Danach ist sie oft überdehnt.

 

• Bei Frauen mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche kann es auch ohne eine Geburt im Lauf ihres Lebens zu einer Lockerung des Beckenbodens kommen.

 

• Die Veränderung der Hormone nach den Wechseljahren (Östrogenabfall) kann ebenfalls den Beckenboden schwächen.

 

• Ein weiterer Faktor ist der natürliche Alterungsprozess, der auch in diesem Bereich des Körpers die Muskeln und das Gewebe erschlaffen lässt - bereits ab Mitte 20!

 

• Für Männer wie Frauen gilt, dass der Lebensstil eine große Rolle spielt: Übergewicht belastet den Beckenboden, genauso Bewegungsarmut (viel Sitzen).

 

• Andererseits kann körperliche Überbeanspruchung den Beckenboden in Mitleidenschaft ziehen, wie Untersuchungen mit Sportlerinnen zeigten.

 

• Bei Männern lässt der Beckenboden insbesondere nach Operationen an der Prostata oder am Enddarm nach.

Wie fühlt sich ein schwacher Beckenboden an?

Eine Beckenbodenschwäche kann sich durch Unterleibsschmerzen, ein Ziehen im Unterleib oder auch Krämpfen bemerkbar machen. Außerdem durch wiederkehrende Harnwegsinfekte, ständige Toilettengänge und ungewollten Urinabgang.

 

Selbsttest: Man kann selbst herausfinden, ob man an einer Schwäche des Beckenbodens leidet: Indem man versucht, ob es klappt, beim Urinieren den Harnstrahl anzuhalten.
Wie stark die Beckenbodenmuskulatur im Detail tatsächlich ist, kann eine Beckenbodencheck bei qualifizierten Therapeuten und Therapeutinnen zeigen.

Folgen eines zu schwachen Beckenbodens

Dazu gehören Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Scheidensenkung bzw. Gebärmuttersenkung, Vorfall der Geschlechtsorgane (Genitalprolaps).

So weit muss es nicht kommen: Mit Beckenbodentraining lässt sich vorbeugen oder die Behandlung effektiv unterstützen.

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