3d Illustration von einem Dünndarm und Dickdarm (Quelle: colourbox)

Keine Angst vor der Darmspiegelung! - Darmspiegelung: Ablauf und Risiken der Krebsvorsorge

Eine Darmspiegelung (Koloskopie) ist die sicherste Vorsorge für Darmkrebs. Wir haben Infos zum Ablauf, zu Risiken und wie Sie sich darauf vorbereiten.

Jedes Jahr erkranken knapp 60.000 Deutsche an Darmkrebs, die Hälfte stirbt daran. Die sicherste Methode, um das zu verhindern ist eine Darmspiegelung, medizinisch auch Koloskopie.

 
In neun von zehn Fällen entsteht Darmkrebs aus einem Schleimhautpolypen. Die zunächst harmlosen Polypen oder Schleimhautwucherungen verändern sich über Jahre so, dass ein bösartiger Tumor entsteht. Dieser Prozess lässt sich verhindern, indem ein Gastroenterologe oder eine Gastroenterologin, also ein Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen, die Polypen rechtzeitig abträgt. Erkennen und entfernen kann Arzt oder Ärztin die Polypen bei einer Darmspiegelung (Koloskopie). Die Untersuchung gilt als zuverlässigstes Verfahren, um Darmkrebs und seine Vorstufen zu entdecken.

Darmspiegelung: So bereiten Sie sich vor

Der Arzt oder die Ärztin kann die Schleimhaut der Dickdarmwand nur gründlich betrachten, wenn der Darm vollständig entleert ist. Also trinkt man am Tag vor der Untersuchung ein Abführmittel mit reichlich Flüssigkeit. Der Darm ist dann sauber, wenn man auf Toilette nur noch klare Flüssigkeit ausscheidet. Am Tag der Untersuchung darf man nichts essen. Direkt vor der Untersuchung kann man zur Sedierung ein Beruhigungsmittel bekommen, so dass man schläft und die Untersuchung nicht mitbekommt. Danach sollte man sich abholen lassen; selbst Auto zu fahren ist nach einer Sedierung verboten.

Darmkrebs: Vorsorge, Ursachen, Symptome

Ablauf der Darmspiegelung - was passiert?

Für die Darmspiegelung (Koloskopie) verwendet der Arzt oder die Ärztin ein sogenanntes Koloskop. Dieser flexible Schlauch ist etwa fingerdick und zwischen 150 und 180 Zentimeter lang. An der Spitze des Endoskops sitzen eine kleine Kamera sowie eine Schlinge oder Zange, um Polypen und verdächtiges Gewebe direkt zu entfernen. Licht und Bild werden über ein Glasfaserbündel übertragen. Das entfernte Gewebe kann nachträglich als Gewebeprobe untersucht werden.

Der Arzt oder die Ärztin führt den Koloskopieschlauch in den Anus ein und schiebt es langsam bis zur Grenze zwischen Dick-und Dünndarm. Dann zieht er/sie den Schlauch langsam zurück und betrachtet auf einem Bildschirm die Schleimhaut des Dickdarms. Während der Untersuchung wird der Darm etwas mit Luft oder Kohlendioxid aufgeblasen, um besser sehen zu können. Mit der Schlinge oder Zange am Schlauchende werden verdächtige Areale entfernt und Polypen abgetragen. Anschließend werden die Gewebeproben vom Pathologen untersucht.

Wie lange dauert eine Darmspiegelung?

Der Eingriff selbst dauert etwa 15 bis 45 Minuten.

Wie sinnvoll ist eine Darmspiegelung?

Experten schätzen, dass im Zeitraum 2003 bis 2010 durch die Früherkennungskoloskopie bundesweit 100.000 Darmkrebserkrankungen verhütet wurden und bei 50.000 Teilnehmern bzw. Teilnehmerinnen die Erkrankung früher und damit öfter in einem noch heilbaren Stadium entdeckt wurde. Wie zuverlässig eine Darmspiegelung ist, hängt auch mit den Erfahrungen des Untersuchers ab. Die Rückzugzeit des Endoskops und damit die Untersuchung der Darmschleimhaut sollte mindestens sechs Minuten betragen.

Wie oft sollten man eine Darmspiegelung durchführen lassen?

Die große Darmspiegelung, die Koloskopie, wird Männern bereits ab 50 Jahren angeboten, da ihr Darmkrebsrisiko höher ist. Frauen können die Darmspiegelung ab 55 Jahren in Anspruch nehmen.
 
Die gesetzlichen Kassen zahlen zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren. Bei Menschen über 75 Jahren wird häufig keine Darmspiegelung mehr durchgeführt, denn die Untersuchung belastet den Körper.
 
Da jeder zehnte Darmkrebsfall inzwischen vor dem 50. Lebensjahr auftritt, sollte man unter bestimmten Umständen schon früher eine Darmspiegelung machen lassen:
 
• wenn Darmkrebs in der Familie liegt.
• bei Auffälligkeiten beim Stuhlgang, vor allem bei Verstopfung.
• bei Blut im Stuhl.
• bei unklaren Bauchschmerzen.

Was passiert, wenn bei der Darmspiegelung Polypen entdeckt werden?

Die Untersucher finden bei 30 bis 40 von 100 Patienten Polypen, die sie direkt abtragen. Bei größeren Polypen kann es sein, dass der Arzt oder die Ärztin dafür zwei und mehr Sitzungen benötigt. So sollen Komplikationen wie eine stärkere Blutung verhindert werden. Findet er nur kleine und vereinzelte Polypen, reicht eine erneute Darmspiegelung in 10 Jahren. Wenn der Gastroenterologe oder die Gastroenterologin mehr als drei oder einen großen Polypen abgetragen hat, sollte die Darmspiegelung nach drei bis fünf Jahren wiederholt werden.

Was ist die kleine Darmspiegelung?

Bei der kleinen Darmspiegelung untersucht der Gastroenterologe oder die Gastroenterologin lediglich den letzten Abschnitt des Dickdarms, das sogenannte Sigmoid. Der Darm wird zunächst mit einem Abführmittel oder Einlauf gereinigt. Für die Untersuchung selbst nutzt Arzt oder Ärztin ebenfalls einen flexiblen Schlauch mit Optik und Lichtquelle, der allerdings etwas kürzer als das Koloskop ist. Damit wird die Schleimhaut des Sigmoids auf verdächtiges Gewebe abgesucht und mit Hilfe einer Elektroschlinge oder Biopsiezange entfernt. Die "kleine Darmspiegelung" dauert etwa fünf Minuten; ein Beruhigungsmittel ist nicht unbedingt notwendig. Studien zufolge bewahrt die Untersuchung etwa 3 von 1.000 Menschen davor, an Darmkrebs zu erkranken und verhindert bei ein bis zwei Menschen, dass sie an Darmkrebs sterben.

Wie unterscheidet sich die virtuelle von der herkömmlichen Darmspiegelung?

Wer die endoskopische Koloskopie scheut, kann auf eigene Kosten eine virtuelle Darmspiegelung per Computertomographie (CT) durchführen lassen. Sie dauert nur wenige Sekunden und kommt, bis auf ein kurzes Rohr, das vor der CT-Aufnahme CO2-Gas und Raumluft in den Enddarm pumpt, ohne größere Instrumente aus. Eine sorgfältige Darmentleerung ist allerdings auch hier notwendig. Und: Die CT-Kolonografie ist eine Röntgenuntersuchung mit entsprechender Strahlenbelastung, bei der vor der Untersuchung ein Kontrastmittel geschluckt werden muss. Experten und Expertinnen sehen in der Untersuchung keine Alternative zur Koloskopie. Denn kleinere und flache Polypen lassen sich auf den Bildern nicht zuverlässig erkennen. Bei einem auffälligen Befund müsste ohnehin eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um das Gewebe abzutragen.

Kapselendoskopie: Kleine Kamera zum Schlucken

Eine Untersuchungsmethode zur Früherkennung von Dickdarmkrebs und Dünndarmkrebs ist die Kapselendoskopie. Dabei wird eine Kapsel in der Größe einer länglichen Tablette geschluckt. In ihr stecken Licht und eine Kamera, die die Bilder nach außen sendet. Die Kapsel "reist" für 6-8 Stunden über den Magen durch den Darm, bis sie auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden wird. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten nur in begründeten Einzelfällen.

Fünf Mythen über die Darmspiegelung

Mythos 1 – Eine Darmspiegelung gibt 100-prozentige Sicherheit

Falsch. Denn nicht immer gelingt es dem Arzt oder der Ärztin, den gesamten Darm so ausführlich zu betrachten wie es nötig wäre, um wirklich Darmkrebs und seine Vorstufen vollständig auszuschließen. Das ist oft der Fall, wenn jemand bereits eine Bauch-OP hatte und diese Narben und Verwachsungen hinterlassen hat. Auch Polypen, die flach oder eingesenkt sind oder sich im rechtsseitigen Dickdarm befinden, kann der Arzt oder die Ärztin übersehen. Auch bei erfolgreicher Darmspiegelung lässt sich Darmkrebs also nicht einhundertprozentig ausschließen.

Mythos 2 – Eine Darmspiegelung ist gefährlich

Falsch. Untersuchungen zufolge treten bei 2 bis 3 von 1.000 untersuchten Patienten Komplikationen auf. Das sind zum einen Blutungen, die durch das Entfernen der Darmpolypen auftreten. Mitunter haben die Patienten Kreislauf-Probleme durch das Beruhigungsmittel. Sehr selten durchstoßen Ärzte oder Ärztinnen bei der Untersuchung die Darmwand. Dabei können Darmbakterien in den Bauchraum übertreten, was eine sofortige Antibiotika-Therapie erfordert. Der Nutzen der Untersuchung überwiegt die Risiken weitaus.

Mythos 3 – Die kleine Darmspiegelung reicht doch

Falsch. Denn bei der kleinen Darmspiegelung untersucht der Arzt nur die letzten 80 Zentimeter des Dickdarms. Die oberen zwei Drittel werden nicht untersucht. Dort sind jedoch bei Männern etwa ein Drittel und bei Frauen zwei Drittel der Polypen zu finden. Eine kleine Darmspiegelung ist aber immer noch besser, als gar keine.

Mythos 4 – Abführen wird überbewertet

Falsch, im Gegenteil: Nur wenn der Darm wirklich sauber und entleert ist, kann der Gastroenterologe oder die Gastroenterologin den Darm mit der nötigen Gründlichkeit untersuchen. Sollten sich vermehrt Stuhlreste im Darm finden, wird der Untersuchende die Darmspiegelung abbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen.

Mythos 5 – Eine Darmspiegelung ist nur bei Symptomen notwendig

Falsch. Das ist ja genau der Clou der Untersuchung – sie entdeckt Vorstufen von Darmkrebs, lange bevor sie sich bemerkbar machen und entarten können. Damit ist die Darmspiegelung eines der wenigen Screenings, das tatsächlich einen vorbeugenden Charakter hat.

Beitrag von Constanze Löffler und Carola Welt

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