Reizdarm: Bild zeigt Frau, die sich vor Schmerzen zusammenkrümmt (Quelle: colourbox)
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- Reizdarm (Reizdarmsyndrom): Symptome & Behandlung

Reizdarm Beschwerden reichen von Bauchschmerzen bis Verstopfung. Wir haben Infos zu Symptomen, Diagnose, Ursachen und Behandlung von Reizdarm.

Inhalt in Kürze

• Beim Reizdarmsyndrom sind die Abwehrfunktion der Darmschleimhaut und die Darmflora gestört.
• Zu den häufigsten Beschwerden einer Reizdarm Erkrankung zählen: krampfartige Bauchschmerzen, Völlegefühl und Blähungen aber auch Schmerzen im Unterbauch die von Durchfall oder Verstopfung begleitet werden.
• Mit der passenden Ernährung und einer Low-FODMAP-Diät lässt sich der Darm beruhigen.
• Meditation, Autogenes Training, Darmhypnose und Qigong lindern den Auslöser Stress.

Bauchschmerzen sind meist harmlos, mal sind sie krampfig, mal dumpf oder strahlen an andere Orte aus. Meist vergehen sie schnell. Bei Millionen Betroffene krampft, grummelt oder bläht es aber ständig. Treten diese eigentlich harmlosen Beschwerden gehäuft auf, beeinträchtigen sie die Lebensqualität über mindestens drei bis sechs Monate relevant und sind andere Krankheiten ausgeschlossen, gehen Experten von einem Reizdarmsyndrom aus. Für das Reizdarmsyndrom gibt es verschiedene Synonyme. Es wird auch Reizdarm-Syndrom oder kurz Reizdarm oder noch kürzer RDS geschrieben. Syndrom bedeutet immer, dass eine Gruppe von Symptomen zum Krankheitsbild gehören.
 
Untersuchungen zufolge erhalten mindestens eine Million Menschen in Deutschland die Diagnose Reizdarmsyndrom, Frauen doppelt so oft wie Männer. Schätzungen zufolge könnten tatsächlich aber bis zu elf Millionen Erwachsene an Beschwerden wie chronischer Durchfall, Krämpfe oder Verstopfung leiden – denn viele Leidtragende gehen aus Scham nicht zum Arzt. Reizdarm gehört bei beiden Geschlechtern zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und zu den häufigsten ärztlichen Diagnosen überhaupt.

Typische Symptome: Wie zeigt sich ein Reizdarm?

Zu den Symptomen des Reizdarmsyndroms zählen Blähungen, Durchfälle, Verstopfung sowie krampfartige Bauchschmerzen. Nicht selten hindert auch ein Druckgefühl oder ein aufgeblähter Bauch die Betroffenen am Atmen oder sie leiden unter Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Schluckstörungen. Übrigens hat nicht jeder Betroffene alle diese Beschwerden gleichzeitig. Es gibt Patienten und Patientinnen mit Reizdarmsyndrom, die eher zu Durchfällen neigen, andere zu Verstopfung oder nur zu Krämpfen. Wichtig für die Diagnose Reizdarm ist, dass die Beschwerden mindestes sechs Monate anhalten.
 
Die häufigsten Symptome beim Reizdarmsyndrom auf einen Blick:
 
• krampfartige Bauchschmerzen
• Völlegefühl
• Blähungen
Schmerzen im Unterbauch
• Durchfall
• Verstopfung

Was sind die Ursachen für einen Reizdarm?

Wodurch ein Reizdarm (Reizdarmsyndrom) entsteht, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Forscher diskutieren ein sogenanntes multifaktorielles Geschehen: Neben Umweltfaktoren und einer familiären Veranlagung haben viele Betroffene eine sogenannte Barrierestörung. Das bedeutet, dass die Abwehrfunktion der Darmschleimhaut unzureichend ist – und der Darm schädliche Verbindungen wie individuell unverträgliche Nahrungsbestandteile oder andere Reizstoffe nicht ausreichend fernhält.
 
Auch das Gleichgewicht der Darmflora, die eine wichtige Rolle bei der Darmbarriere spielt, ist wahrscheinlich gestört. Die Darmflora ist die Gesamtheit gesunder und krankmachender Keime im Darm. Wenn diese gestört ist, können Reizstoffe vermehrt in die Darmschleimhaut eindringen und dort das Nervensystem stören. Es sammeln sich vermehrt Abbauprodukte im Darm, die zum Beispiel Wasser anziehen, den Stuhl verflüssigen oder Gase bilden, die dann blähend wirken und Beschwerden wie Bauchkrämpfe verursachen. Die Barrierestörung kann auch die Beweglichkeit und Schleimbildung im Darm beeinträchtigen.
 
Zudem halten Experten eine verstärkte Wahrnehmung der Betroffenen für entscheidend. Viele Patienten haben bei normalen Verdauungsprozessen vermehrte Missempfindungen und ständig das Gefühl, permanent verstopft oder aufgetrieben zu sein. Untersuchungen zeigen, dass Reizdarm-Patienten auch objektiv einen geblähten Bauch haben, der jedoch nicht von einer vermehrten Gasbildung, sondern wahrscheinlich von einer Überempfindlichkeit gegenüber Dehnungsreizen des Darmes herrührt.

Bauch- und Darmprobleme

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Wie wird Reizdarm diagnostiziert?

Es gibt viele Anzeichen, die auf einen Reizdarm (Reizdarmsyndrom) hindeuten können, hinter denen dann aber etwas ganz anderes steckt. Das Reizdarmsyndrom ist also eine klassische sogenannte "Ausschlussdiagnose": Bevor der Arzt oder die Ärztin die Diagnose stellt, muss er oder sie mit Hilfe von Laboruntersuchungen, Ultraschall und Magenspiegelung oder Darmspiegelung andere in Frage kommenden Krankheiten ausschließen. Dazu zählen Infektionen, Entzündungen, Tumore wie Darmkrebs oder Eierstockkrebs, chronisch entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn), Magenentleerungsstörungen oder eine Fruktose- oder Milchzuckerunverträglichkeit.

Viele Menschen mit Reizdarm treibt die Angst vor Darmkrebs um. Diese Befürchtung ist allerdings unbegründet: Reizdarm ist nicht gefährlich oder ein Vorbote bösartiger Erkrankungen. Das Reizdarm-Syndrom verkürzt weder das Leben noch ist das Risiko für entzündliche oder bösartige Erkrankungen von Magen oder Darm erhöht.

Was sind typische Auslöser für einen Reizdarm?

Reizdarm hat nicht den einen Auslöser. Bei allen Betroffen kommen unterschiedliche Faktoren individuell zusammen. Neben einer Überempfindlichkeit im Darm, einer gestörten Abwehrfunktion der Schleimhaut spielen auch Lebensmittel sowie chronischer Stress eine wichtige Rolle.

Welche Behandlung hilft bei Reizdarm?

Um ihren geplagten Patienten zu helfen, verfolgen Reizdarm-Spezialisten heute einen ganzheitlichen Ansatz: Zunächst empfehlen sie eine spezielle Ernährung mit möglichst wenigen individuell unverträglichen Nahrungsbestandteilen. Ärzte und Ärztinnen raten den Patienten, den überempfindlichen Nerven im Darm und Hirn mit Entspannungsverfahren entgegenzuarbeiten. Zur Behandlung spezieller Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen ergänzen Arzt und Ärztin eine gezielte Behandlung mit Medikamenten. Wer Verstopfung hat, kann zudem Prokinetika zur Harmonisierung der Darmmotorik oder Flohsamenpräparate ausprobieren. Bei Blähungen können krampflösende Medikamente wie Mebeverin oder Butylscopalamin helfen.

Low-FODMAP-Diät: Lässt sich Reizdarm durch die Ernährung beeinflussen?

Tatsächlich ja. Viele Reizdarmpatienten profitieren von einem genauen Blick auf ihre tägliche Ernährung. Experten empfehlen bei Reizdarm für eine gewisse Zeit die sogenannten Low-FODMAP-Diät. Die englische Abkürzung steht für Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. FODMAPs sind niedermolekulare Zucker, die im Dünndarm nicht ausreichend abgebaut werden, unverdaut in den Dickdarm gelangen und dort zu starker Gasbildung führen. Zu den FODMAPs zählen etwa Fruktose, die in Früchten wie Äpfeln, in Honig und Maissirup vorkommt; die Laktose in Milchprodukten; bestimmte Zucker in Getreide, Hülsenfrüchten, einigen Kohlsorten, Zwiebeln und Lauch sowie weitere Stoffe in Kaugummis, Diätprodukten, Pilzen und Obstsorten wie Birnen, Pflaumen und Nektarinen.
 
Das Ziel der Low-FODMAP-Diät ist, dass der Darm einmal komplett zur Ruhe kommt und die Darmflora sich wieder ausbalanciert. Mittlerweile empfehlen Ärzte die Diät weltweit – wenn auch ausdrücklich nicht als Dauerernährung. Langfristig würde die Darmflora verarmen.

Was sollte man bei Reizdarm essen?

Mit vielen Lebensmitteln lässt sich die Darmgesundheit auf natürliche Art fördern. Milchsauer vergorenenes Gemüse und fermentierte Getränke regulieren die Darmbakterien. Dazu zählen Kimchi, Sauerkraut, Tempeh, Kefir, Kombucha, ungesüßter Bionaturjoghurt mit lebenden Kulturen. In der Apotheke gibt es "Reizdarm-Produkte", die eben diese Darmregulierung durch synthetisch produzierte Darmbakterien wiederherstellen wollen. Geeignete Ballaststoffe regen zudem die Verdauung an, also Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Trockenfrüchte sowie Obst und Gemüse.

Was sollte man bei Reizdarm nicht essen?

Abzuraten ist von Ballaststoffen aus Weizenkleie oder Leinsamen. Sie fördern die Gasbildung. Verdächtig ist auch normales Brot. Brot aus Urgetreiden wie Einkorn, Emmer, Dinkel und Durum vertragen Patienten und Patientinnen mit Reizdarmsyndrom hingegen deutlich besser. Auch fette Speisen, Hülsenfrüchte, Gewürze, Alkohol, Nikotin, Kaffee sowie zu viel Obst und Milchprodukte sollten Menschen mit Reizdarm mit Vorsicht genießen.

Mehr Infos zur Behandlung von Reizdarm

Gibt es Hausmittel, die bei Reizdarm helfen?

Bei leichten Schmerzen durch Reizdarm können beispielsweise Belladonnatinktur, Pfefferminzöl oder japanisches Heilpflanzenöl helfen. Hausmittel bei krampfartigen Bauchbeschwerden mit Blähungen ist eine Kombi aus Kümmel, Fenchel, Pfefferminz und Kamillenblüten. Baldriantropfen mit Kümmelöl entspannen. Wickel und Auflagen mit Kümmelöl lindern akute Blähungen und Bauchkrämpfe. Vor allem bei Verstopfung kann eine tägliche Bauchmassage mit knetenden oder aber streichenden Bewegungen helfen. Sie fördert die Bewegung des Darms. Die Massage kann mit ätherischem Öl wie beispielsweise Johanniskrautöl durchgeführt werden.

Wird man Reizdarm wieder los?

Das Reizdarmsyndrom ist eine chronische Erkrankung, die meist über eine lange Zeit oder immer bestehen bleibt. Neben dem Meiden individuell verantwortlicher Faktoren wie bestimmte Lebensmittel hilft vielen Betroffenen regelmäßige "Seelenpflege". Das bedeutet die individuellen Stressfaktoren in Beruf und Familie zu identifizieren und mit Hilfe von beispielsweise Meditation, Autogenes Training, Darmhypnose und Qigong oder einer Psychotherapie zu mildern.

Beitrag von Beate Wagner

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