Sporttraining vor Sonnenuntergang (Quelle: colourbox.de)
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Osteoporose stoppen - Kraftvoll gegen den Knochenschwund

Unbemerkt können die Knochen über die Jahre hinweg ausdünnen. Doch mit kraftvoller Bewegung lässt sich der Knochenschwund wirkungsvoll aufhalten. Wir verraten, wie auch Osteoporose-Patienten von medizinischen Experimenten im Weltall profitieren können.

Das wirksamste Mittel zur Vorbeugung von Osteoporose gibt es gratis: körperliches Training. Joggen, Kung Fu oder Zumba – Hauptsache, es wird anstrengend. Denn Bewegung wirkt nur dann auf den Knochen, wenn die Muskulatur gegen Widerstand bewegt wird. Sport und Krafttraining seien das Beste, was man für die Knochen tun kann, meint auch Dieter Felsenberg, Direktor des Zentrums für Muskel- und Skelettforschung an der Charité Berlin. Er muss es wissen, seit fast 30 Jahren forscht der Mediziner an der Wirkung von Sport auf die Stabilität und Festigkeit von Knochen. 

Mission Mars

Vor über zehn Jahren initiierte Felsenberg zusammen mit der Europäischen Raumfahrbehörde ESA und anderen Instituten die erste sogenannte Bedrest-Studie. Acht Wochen durften 20 Männer das Bett nicht verlassen. Die Regungslosigkeit sollte die mangelnde Bewegung auf einer Mars-Mission simulieren, die in Folge der Schwerelosigkeit entsteht. Menschen bewegen ab der Hüfte abwärts ihre Muskulatur nicht mehr. Der Muskel- und damit auch der Knochenverlust auf der langen Reise sind dadurch so groß, dass sich die Astronauten beim Ausflug auf dem entfernten Planeten die Knochen brechen würden.

Weniger Verluste durch Galileo

Felsenberg und seine Kollegen suchten nach einem Weg, um das zu verhindern. Während die eine Gruppe völlig bewegungslos blieb, bekam die andere täglich zwei Mal vier Minuten lang das Galileo-Space-Vibrationsgerät unter die Füße geschnallt. Diese Gruppe Männer hatte kaum Kraft- und Knochenverluste zu beklagen. Die unsportliche Gruppe dagegen verlor Muskel- und Knochenmasse. Erst nach zwei Jahren hatten sich ihre Knochen wieder vollständig erholt. 
 

Speed-Training per Maschine

Entwickelt hat die Vibrationstechnologie der badische Ingenieur Hans Schießl. Im All hilft das Gerät, Muskeln und Knochen zu trainieren. Auf der Erde profitieren davon Osteoporose-Patienten. Die Patienten stehen auf einer Platte, an der Stahlfedern befestigt sind. Ein Motor lässt die Federn schwingen und simuliert so den menschlichen Gang. Statt unzähliger schweißtreibender Wiederholungen regt Galileo die Muskulatur reflektorisch an, sodass sie sich mehrmals in der Sekunde zusammenzieht. Das führt zu einer Art Speed-Training: In vier Minuten werden so viele Muskelzyklen ausgelöst wie bei einem 10.000-Meter-Lauf.

Doppelte Wirkung bei Osteoporose

Menschen mit Osteoporose nutzt das Training gleich doppelt. Zum einen werden Muskelleistung und Muskelkraft gesteigert und damit das Fortschreiten der Osteoporose indirekt aufgehalten. Zum anderen schützen Muskeln vor Stürzen, indem sie die Balance und die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage verbessert. Medikamente, so Mediziner Felsenberg, allein reichen also nicht. Osteoporosegefährdete Patienten müssen auch ein- bis zweimal wöchentlich Balance, Dehnung, Kraft und Leistung trainieren. Wer keinen Galileo zu Hand hat, kann mit jeder anderen schweißtreibenden Sportart die gleichen Effekte erzielen.

Beitrag von Constanze Löffler

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