schlafende Frau, Bild: colourbox.com
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Gesundheitsmythen im Check - Gut schlafen, gesund leben

Besonders viele Gesundheitsmythen ranken sich um den Schlaf. Kein Wunder: Was dabei in unserem Körper abläuft, beeinflusst, wie wir lernen, wie wir uns erinnern und sogar unser Immunsystem. Die rbb Praxis ist Weisheiten rund um den gesunden Schlaf nachgegangen.

Wann, wie lange und unter welchen Umständen schlafen wir am besten? Dazu halten sich seit Generationen kluge Weisheiten. Die hier zum Beispiel: "8 Stunden Schlaf sollten es sein". Der Mythos von dieser optimalen Schlafdauer hält sich hartnäckig - ist aber falsch, sagt Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin am Berliner St. Hedwig-Krankenhaus. "Das Entscheidende ist nicht die Menge an Schlaf, sondern die Qualität an Schlaf. Wir haben zum Beispiel mit Melatonin eine Substanz, die als Schlafmittel verkauft wird, aber viele Patienten, die es nehmen, sagen mir dann nachher: 'Herr Doktor, ich schlafe aber weniger, das kann gar kein Schlafmittel sein. Und wenn ich dann sage: 'Jetzt wollen Sie es absetzen?' Dann sagen die: 'Nein! Mir geht's ja tagsüber besser.' Sprich: Das, was in der Nacht stattgefunden hat, war effizienter, so dass wir tagsüber besser funktionieren."

Hauptsache Melatonin

Hunderte Studien kommen dementsprechend zu ähnlichen Ergebnissen: Die optimale Schlafmenge liegt irgendwo zwischen fünf und neun Stunden - je nachdem wie intensiv der Schlaf ist. Das hängt stark von unseren Tiefschlaf- und REM-Phasen ab. Je früher wir diese Schlafphasen erreichen, desto besser.
 
Vielleicht kommt daher dieser Mythos: "Der beste Schlaf beginnt vor Mitternacht". Jede Nachteule hat diese Weisheit schon gehört. Trotzdem ist sie falsch: Den besten und wichtigsten Schlaf haben wir in den Tief- und REM-Phasen. Um wieviel Uhr wir die erleben, ist medizinisch gesehen egal. Allerdings müssen wir dazu erst einmal einschlafen. Auch dafür brauchen wir das körpereigene Hormon Melatonin - es signalisiert den Zellen, dass Nacht ist. Wer abends lange wach bleibt, verhindert oft unabsichtlich, dass Melatonin freigesetzt wird, sagt Dr. Kunz. "Melatonin wird nur dann freigesetzt, wenn es erstens dunkel ist und zweitens die innere Uhr der Ansicht ist, dass Nacht ist - und die hat eine größere Trägheit. Das heißt: Wenn Sie nachts zum Beispiel Beleuchtung haben - und da reichen schon sehr niedrige Beleuchtungen aus dem blauen Bereich - dann unterdrücken sie Melatonin."

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Rotes statt blaues Licht

Das könnte der Ursprung für diesen Mythos sein: "Lesen im Bett sorgt für schlechten Schlaf". An dieser Weisheit ist viel Wahres dran - und das hat mit dem Licht zu tun, das wir zum Lesen brauchen. Genauer gesagt: mit den blauen Lichtanteilen. Die setzen besonders LED-Leuchten, Handydisplays oder E-Reader frei. Und genau diese Dinge leuchten bei Millionen Menschen im Schlafzimmer.

Ob das Hirn Licht als Tageslicht interpretiert und Melatonin zurückhält, hat wenig mit Helligkeit zu tun und viel mit Lichtfarbe. Genau da liegt auch die Lösung: in Lichtfiltern für elektronische Lesegeräte oder Lampen mit sehr warmen Leuchtfarben. Kurz: Wer beim Lesen im Bett auf rot und orange setzt, der kann auch diesen Mythos getrost vergessen. Und vor allem: einen gesunden Schlaf genießen.

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