Badeöl wird in Wanne gegossen (Bild: imago/emil umdorf)
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Interview l Heilsames Wasser - Gesundheit aus der Wanne

Gerade in der dunklen und kalten Jahreszeit ist ein warmes Vollbad eine wahre Wohltat.Die Wärme entspannt Muskeln und dadurch auch den gesamten Körper. Mit Badezusätzen können verschiedene Wirkungen erzielt werden - von entspannend bis belebend. Das nutzt man auch im Immanuel Krankenhaus Berlin-Buch zu therapeutischen Zwecken. rbb Praxis sprach mit Geschäftsführerin und Therapeutin Susanne Weidner.

Frau Weidner, welche positiven Wirkungen auf den Körper hat ein warmes Vollbad?
 
Zum einen wirkt das warme Wasser entspannend auf die Muskeln. Und dann ist es so, dass durch den Auftrieb im Wasser das Eigengewicht unseres Körpers aufgehoben wird. Das heißt: die Wirbelsäule wird im Wasser komplett entlastet, die Wirbelkörper gehen auseinander und dadurch können die Bandscheiben sich wieder voll entfalten.
 
Wir nutzen das für unsere Patienten, indem wir in einer größeren Wanne bewegungseingeschränkte Gelenke, wie etwa Sprung- oder Kniegelenke, vorsichtig bewegen. Durch den Auftrieb im Wasser ist das dann schmerzfrei möglich. Zudem verteilt sich das Blut im Körper wieder gleichmäßiger. Verengte Gefäße erweitern sich und somit werden minderdurchblutete Regionen, etwa in Händen und Füßen, besser durchblutet.

Wer sollte eher auf ein warmes Vollbad verzichten?
 
Wer Kopfschmerzen (Migräne) hat, sollte sich nicht unbedingt in eine warme Badewanne legen, weil dann die Durchblutung der Kopfgefäße noch gesteigert wird, was die Schmerzen verschlimmert. Dann sollte man besser nur ein warmes Fußbad machen und anschließend die Füße kalt abduschen. Das kann man auch mehrmals wiederholen.
 
Das trainiert die Gefäße und kann den Druck im Kopf verringern. Menschen mit Venenerkrankungen, zum Beispiel Krampfadern, sollten auf ein warmes Vollbad auch eher verzichten. Durch das warme Wasser weiten sich die Krampfadern natürlich auch und werden dadurch noch größer. In diesen erweiterten Venen kann dann auch das Blut versacken und wenn man aus der Badewanne aussteigt, fehlt es quasi im Kopf und es kann zu Schwindel und Kreislaufproblemen kommen.

Welche Badezusätze können Sie empfehlen?
 
Wir arbeiten im Immanuel Krankenhaus Berlin sehr viel mit Naturpelose, also mit Moorbädern. Das hilft vor allem Patienten mit chronischen rheumatischen Erkrankungen. Die Naturpelose ist rein basisch und sorgt dafür, dass die sauren Ablagerungen aus den Gelenken abtransportiert werden. Das kann man auch zuhause selbst machen. Die Naturpelose bekommt man in der Apotheke oder auch direkt aus Schollene bei Havelberg.
 
Bei Schmerzpatienten machen wir auch häufig Melissenbäder, die beruhigend und entkrampfend wirken. Dazu nutzen wir ätherisches Melissenöl, welches über die Haut auf den ganzen Körper wirkt und auch bei Einschlafstörungen helfen kann. Entspannend wirken auch ätherische Öle mit Lavendel und Baldrianwurzel. Eher belebend wirkt dagegen Rosmarin. Arnika, aber auch Lavendel, helfen gut, wenn man viel Sport gemacht oder sich die Muskeln leicht verletzt hat, etwa durch eine Prellung.

Rezept

Vanillebad

Einen Becher Naturjoghurt, zwei Esslöffel Honig sowie je fünf Tropfen Orangen- und Zitronenöl in einem Gefäß miteinander verrühren. Anschließend eine Vanilleschote aufschlitzen, den Inhalt ausschaben, zur Mischung geben - und dann ab in die Wanne damit!

In welcher Form sollte man die Badezusätze ins Wasser geben?
 
Will man eher die direkte Wirkung der ätherischen Öle, empfiehlt es sich, sie auch direkt ins Wasser zu geben. Vermischt mit Milch oder Sahne, verteilen sie sich besser im Wasser und haben eher einen Wellness-Effekt.
 
Bäder mit Solesalz oder basischen Badesalzen setzen wir vor allem bei Patienten ein, die unter bestimmten Hauterkrankungen, wie etwa Schuppenflechte leiden. Wer nicht weiß, ob er auf bestimmte ätherische Öle allergisch reagiert, sollte zunächst nur den Unterarm ins Wasser halten. Wenn nach zehn Minuten keine negative Reaktion erfolgt, kann man davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist. Der therapeutische Effekt von Bädern mit bestimmten Zusätzen, entfaltet sich erst nach mindestens zehn Anwendungen. Am besten mit zwei Bädern pro Woche.

Wie lange darf ich in der Badewanne liegen und wie warm sollte das Wasser sein?
 
Empfehlenswert sind 20 Minuten, maximal eine halbe Stunde, sonst wird es für den Kreislauf zu anstrengend. Wenn man ätherische Öle als Zusatz in die Wanne gibt, reicht eine Temperatur von 35 bis 37 Grad Celsius, weil das Öl bei dieser Temperatur am besten in unsere Haut eindringt.

Bei einem Moorbad mit Naturpelose kann die Temperatur durchaus auch höher sein; sehr viel wärmer als 38 Grad sollte ein Vollbad allerdings nicht sein. Lauwarme Bäder empfehle ich nur im Sommer, wenn es draußen wirklich heiß ist.

Darf man mit einer Erkältung in die Badewanne?
 
Das würde ich nicht empfehlen, weil der Körper durch die Erkältung ja schon geschwächt ist und das warme Vollbad eine zusätzliche Kraftanstrengung für den Körper bedeutet. Bei einer bakteriellen Infektion können sich zudem die Erreger durch die Wärme noch besser vermehren.
 
Anders ist es, wenn man die ersten Anzeichen einer Erkältung bemerkt und noch keine erhöhte Temperatur hat. Dann ist ein Bad mit Thymianöl, welches positiv auf die Atemwege wirkt oder auch ein Bad mit Melisse zu empfehlen. Danach den Körper nicht abtrocknen - bis auf die Füße -  und sich ins Bett legen und schlafen.

Wie beende ich ein Wannenbad am besten?
 
Wenn es darum geht, den Kreislauf zu stabilisieren, empfiehlt es sich, den Körper lauwarm abzuduschen und "herzfern" am rechten Fuß zu beginnen und dann über den rechten Unterschenkel, den Oberschenkel und dann zum linken Bein fortzufahren. Ebenso erst den rechten Arm und dann den linken abduschen. Ein Gesichtsguss kann zusätzlich erfrischen wirken.
 
Wer die Wirkung ätherischer Öle auf den Körper erhalten will, hüllt sich in einen warmen Bademantel und trocknet nur die Füße gut ab. Dann muss die Haut im Grunde auch nicht zusätzlich eingecremt oder eingeölt werden.

Und nach dem Wannenbad?
 
Ein Vollbad ist anstrengend für den Körper, vergleichbar mit einem Saunagang. Deshalb empfiehlt es sich, nach dem Wannenbad auf jeden Fall eine halbe Stunde zu ruhen. Zum Trinken empfehle ich eine Saftschorle oder Kräutertee. Von Alkohol ist eher abzuraten, weil der Alkohol die Gefäße, die durch das Bad sowieso schon erweitert sind, noch zusätzlich weitet.
 
Frau Weidner, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führt Ursula Stamm

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