
rbb Praxis Feature -
Endlich ohne Arbeit ausspannen, das tut auch der Gesundheit gut - so die Hoffnung vieler Menschen. Doch der Eintritt in die Rente gilt als eine Zeit medizinischer Risiken, das haben Studien belegt. Die rbb Praxis begleitet drei Menschen aus unserer Region, die Lösungen suchen zwischen Arztbesuchen und neuem Alltag.
Genau wie bei jüngeren hat auch bei älteren Menschen die berufliche Situation einen gravierenden Einfluss auf das Selbstwertgefühl und damit auf das Seelenleben. Mit dem ersten Tag der Rente verändert sich das Leben komplett. Bisher strukturierte die Arbeit einen Großteil des Alltags, sorgte für Sinn und Befriedigung, für Freude, Frust und Kontakte.
Von einem auf den anderen Tag ist damit Schluss: Die Kollegen arbeiten ohne einen weiter, niemand braucht Rat oder fragt nach dem über die Jahre angesammelten Wissen. Weder Dienstreisen noch Abteilungstreffen, keine Verabredungen zum Mittagessen und keine Einladungen zur Weihnachtsfeier mehr – dieser Verlust des Gebrauchtwerdens, von Ansehen und Anerkennung setzt den Betroffenen schwer zu. Ersetzbar sein will schließlich keiner.
Wenn die Gesundheit versagt
Dazu kommt: Versteckt laufende Krankheiten werden oft erst mit Beginn des Ruhestands festgestellt, weil man sie im Arbeitsleben nicht wahrhaben wollte und erfolgreich verdrängt hat. Ein Schock: Neben dem Nichtstun hat man auch noch ein ernsthaftes gesundheitliches Problem. Vor allem Männer haben damit zu kämpfen: Sie sind Verdrängungskünstler, wollen Brustenge oder andere Warnzeichen des Körpers nicht wahrhaben. Sie nehmen den Leistungsverlust mit zunehmendem Alter nicht wahr, wollen stark sein. Krankheit können sie nur schlecht akzeptieren.
Dabei ist der ältere Mann einfach anfälliger für körperliche Leiden: Nicht nur Herz, Kreislauf, Magen und Darm, Wirbelsäule und Gelenke altern. Auch das zentrale Nervensystem ermüdet mit den Jahren. Konzentration, Erinnerungsvermögen und Sinneswahrnehmungen lassen mit der Zeit nach. Die männliche Seele ist immer weniger widerstandsfähig. Der Puffer zwischen Gesundheit und Krankheit schwindet. Der Weg in die Krankheit ist schneller und kürzer.
Ein Film von Angelika Wörthmüller (Erstausstrahlung: 22.11.2017)