RE1-Strecke Berlin-Frankfurt (Oder) - Lösung für zu kurze Bahnsteige beim RE1 lässt auf sich warten

Di 17.05.22 | 15:57 Uhr
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Der RE1 unterwegs in Brandenburg
Audio: Antenne Brandenburg | 16.05.2022 | Michael Lietz und Dilan Polat | Bild: rbb

Ab Dezember soll die ODEG mit neuen Zügen den Betrieb auf der Strecke von und nach Frankfurt (Oder) übernehmen. Allerdings sind viele Bahnsteige entlang der RE1 zu kurz. Die Zeit drängt und reicht wohl nur für eine Übergangslösung.

Seit drei Jahren steht fest, dass Ende 2022 auf der Strecke des Regionalexpress zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin der 20-Minuten-Takt mit neuen Zügen eingeführt wird. Seit drei Jahren ist auch bekannt, dass einige Bahnhöfe für die neuen Züge zu kurz sind. Sichtbar getan hat sich in der Sache bisher jedoch nichts - und möglicherweise läuft es auf eine Übergangslösung hinaus.

Neuer Betreiber mit längeren Zügen

Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) hat bei Siemens 22 neue Züge bestellt, um diese ab Ende des Jahres auf der RE1-Linie fahren zu lassen. Diese Züge sind länger als die, die der aktuelle Streckenbetreiber Deutschen Bahn einsetzt, weil mit weiter steigenden Fahrgastzahlen gerechnet wird.

Die neuen Züge sind mindestens 157 Meter lang - und damit zu lang für manche Bahnhöfe. Oder anders gesehen: Die Bahnhöfe sind zu kurz für die Züge, die mehr Passagieren Platz bieten sollen. Seit drei Jahren ist das Problem bei der Deutschen Bahn, der die Bahnhöfe auch nach dem Betreiberwechsel gehören, bekannt.

Karte der zu kurzen Bahnhöfe auf der RE1
Karte der kurzen Bahnhöfe in Oder-Spree | Bild: rbb

Beim Fahrgastverband "Pro Bahn" sorgt das für Unverständnis. "Ich habe in mehreren Gremien, in denen wir vertreten sind - zum Beispiel ein Beirat des VBB - schon entsprechend nachgefragt, und wir haben immer die Aussage bekommen, dass alles rechtzeitig fertig wird", sagte Peter Cornelius von "Pro Bahn" dem rbb. "Momentan scheint es aber so, dass es vielleicht nicht rechtzeitig fertig wird."

Bitte nicht die Türen vorne oder hinten benutzen

Zu kurz wären nach dem Betreiberwechsel die Bahnsteige in Fangschleuse, Hangelsberg, Berkenbrück, Jacobsdorf, Briesen und Pillgram im Landkreis Oder-Spree. Meist würden etwa zehn Meter fehlen. Das wäre so viel, dass an den neuen ODEG-Zügen hinten oder vorn eine Tür nicht geöffnet werden könnte.

Dass eine Tür nicht geöffnet werden kann, müsse das Eisenbahnbundesamt genehmigen. Die ODEG vertraut jedoch darauf, dass das nicht gemacht werden muss, sagt Geschäftsführer Roland Pauli: "Wie genau das abläuft, kann ich nicht beantworten. Das macht die DB Station & Service AG [Betreibergesellschaft der Verkehrsstationen am Streckennetz der Deutschen Bahn Netz AG, Anm.d.Red.] und liegt in deren Hoheitsgebiet. Sie haben uns aber versichert, dass dieses Projekt im Dezember dieses Jahres beendet ist. Es gibt auch fixierte Sperrpausen, wann das alles erfolgen soll, und das ist die Maßgabe unter der wir arbeiten. Wichtig ist, es ist am Ende ein Bahnsteig da, an dem alle Türen 'ranpassen, und dann können wir das Programm auch so bedienen, wie es ist."

Bahnsteige sollen pünktlich bereit sein - aber wie?

Die Deutsche Bahn lehnte eine Interview-Anfrage des rbb ab, antwortete aber schriftlich: "Ende August dieses Jahres beginnen die eigentlichen Bauarbeiten, die zum Jahresende 2022 abgeschlossen sein werden - pünktlich zum Fahrplanwechsel, wenn die längeren Züge erstmals zum Einsatz kommen." Wie die Bahnsteig-Verlängerung genau aussehen wird, konkretisierte die Bahn nicht. Für eine dauerhaft installierte Bahnsteig-Verlängerung wird es aufgrund des Zeitdrucks aber vermutlich nicht mehr reichen, spekuliert der Fahrgastverband.

Wahrscheinlicher ist an den betroffenen Bahnhöfen eine Übergangslösung aus Holz oder Stahl. Der Fahrgastverband "Pro Bahn" hält das für unzureichend, wie Peter Cornelius sagt. "Denn wenn wir unterstellen, dass dieser Holz-Bahnsteig mit Inbetriebnahme des Netzes am 12. Dezember freigegeben wird, ist ja auch ein bisschen Winter. Dann könnte es schneien und glatt sein. Das ist auch dem Holz-Bahnsteig aber wahrscheinlich noch schlechter als auf einem normalen Bahnsteig", sagt Cornelius. "Ich finde es unverständlich, und es ist wahrscheinlich auch für die Fahrgäste problematisch."

Update 20. Mai 2022: Inzwischen hat sich die Deutsche Bahn konkret zu der Bauweise der Bahnsteige geäußert. Ein Unternehmenssprecher teilte dem rbb schriftlich mit, dass "für die Verlängerung der Bahnsteige dasselbe Material verwendet wird, aus dem diese Bahnsteige auch heute schon bestehen, also Beton, Pflastersteine und Asphalt. Der Standard bleibt also hinsichtlich Trittsicherheit erhalten".

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.05.2022, 15:10 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

18 Kommentare

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  1. 18.

    Lieber rbb,
    wenn die DB keine Stellung bezieht, muss man es eben akzeptieren. Warum man aber selbsternannte Bahnexperten von Pro Bahn heranziehen muss, um irgendwelche Spekulationen über die Art und Weise der baulichen Beschaffenheit der Bahnsteigverlängerung in die weite Welt zu streuen, ist nicht nachvollziehbar.
    Ich frage mich, was bezweckt man mit diesen Artikel? Sinnlose Verunsicherung?

    MfG

  2. 17.

    Es ist immer hilfreich, den vorhergehende Kommentar im Diskussionsstrang zu lesen. Fwenn Sie das getan hätten, wäre Ihnen vielleicht "Dessen Höhe nicht einmal genormt ist in Deutschland. " aufgefallen. Bahnsteighöhen sind sehr wohl standardisiert.

  3. 16.

    >"Die Erfindung eines BWL Studenten , keine Eisenbahner. Der hätte sich geweigert die Uhr vom Bahnhof abzubauen."
    Richtig! Denn es war die Eisenbahn, die in Europa und Deutschland die einheitliche Zeit eingeführt hat.

  4. 15.

    Tja ist ist ein Treppenwitz, den sich ein BWL Student ausgedacht hat. Die alten Uhren wurden über Telefonleitungen Synchronisiert. Das System wurde abgeschaltet und einige Uhren waren auch mit einem DCF77 Empfänger ausgestattet.

    Man hat sich die Wartungskosten einfach gespart und ein Bahnhof ohne Uhr ist kein Bahnhof. In der Schweiz undenkbar das man die Uhren abbaut.

    Jetzt hat man diese einzeilige Anzeige die bei Aufkommenden Informationsbedarf sich als ungeeignet erweist. Zumal die Speisung inkl. Lautsprecher ansagen in einer Region mit hunderten von Bahnhöfen einer Person zu teil geworden ist. Diese ist mit der Disposition der Züge beschäftigt und hat keine Zeit noch Fahrgasteinformationen einzuspeisen. So bleiben die Fahrgäste immer wieder uninformiert, auch die DB-App ist keine Hilfe. Da fahren die Züge virtuell pünktlich, so lange niemand das System mit Daten füttert.

    Die Ausstattung der Bahnhöfe wurde vor Jahren aus Kostengründen optimiert....

  5. 14.

    Überall sitzen „erfahrene“ Eisenbahner, die zumindest ein BWL oder Jurastudium haben, aber vom Eisenbahnbetrieb null Ahnung haben"
    Also mich wunderts nicht.
    Die erfahrenen Experten, übrigens für alles und jedes, sitzen halt zuhause unterm Röhrenden Hirschen und labern die Internet-Foren zu.
    Warum solls bei der Bahn anders sein?

  6. 12.

    Ich bin auch immer zu faul, mein Telefon aus der Hosentasche zu ziehen und ärgere mich stattdessen lieber schwarz darüber, dass so gut wie nirgendwo Uhren angebracht sind … Schon allein aus Prinzip!

  7. 11.

    Na hoffentlich muß der Bahnsteig nicht erhöht werden ... wie in Bad Bentheim.
    https://www.ardmediathek.de/video/extra-3/realer-irrsinn-zu-hoher-bahnsteig-in-bad-bentheim/ndr-fernsehen/Y3JpZDovL25kci5kZS8zMjllOTBmNS04YzJiLTQ3M2EtYjAyYy03ODU3OTk2YTViNWQ

  8. 10.

    Tja - wenn nichts gesagt wird, jemand mit 'ner "100 cm Stufe" nicht klarkommt und mit verbogenen Gräten im Gemüse liegt isses auch wieder verkehrt.
    Echt schäbig so'n Hinweis - wie kann man nur .... ok, man könnte die Züge kürzer machen - aber das ist dann auch doof.

  9. 9.

    Es gibt in D. eine Bahnsteigrichtline auf Basis von RIC-Normen. Die sieht seit Jahren bevorzugt 76 cm hohe Bahnsteige vor, während die Dostos aus Görlitz meist für 55 cm optimiert sind. Die Züge von Siemens können aber sowohl an 76 wie auch 55 cm barrierefrei sein.

    Für die Regionalbahnsteige ist der Aufgabenträger in der Verantwortung und erhält dafür Bundesmittel. Die Genehmigung der Baumaßnahme komm vom EBA. Die nutzbare Bahnsteiglänge hätte der VBB vorher in der Datenbank von DB StuS nachschlagen können, sich dabei aber nicht mit Ruhm bekleckert sondern viel Zeit vertrödelt.

  10. 8.

    Da kann ich nach eins drauf setzen. Jeder Bahnhof auf der Welt hat eine Uhr, in Deutschland nicht mehr, dieser wurden abmontiert. Sie wurden durch dem Bund geförderten FIS (Fahrgastinformationssystem) ersetzt. Nur blöd, bei den zahlreichen Meldungen gerade zur Pandemie und den normalen Wahnsinn ist die Uhrzeit nur noch kaum zu sehen. Mehr lässt das Einzeilige Display nicht zu. Die Erfindung eines BWL Studenten , keine Eisenbahner. Der hätte sich geweigert die Uhr vom Bahnhof abzubauen.

  11. 7.

    Man könnte wieder mal meinen „typisch deutsch“. Überall sitzen „erfahrene“ Eisenbahner, die zumindest ein BWL oder Jurastudium haben, aber vom Eisenbahnbetrieb null Ahnung haben. Man kann sich eigentlich nur noch schämen für solche peinlichen Pannen.

  12. 6.

    Zum Verständnis, Bahn ist nicht gleich Bahn. Für die Bahnhöfe ist die DB Station & Service zuständig. Jeder der am Bahnhof hält muss Gebühren entrichten. Da alles auf Profit getrimmt ist, sind die teuersten Bahnhöfe auch die schlimmsten. Der Eigentümer der DB Station & Service ist der Bund, fragen sie im Verkehrsministerium nach! Der Verlängerung sollte laut Vereinbarung das Land Brandburg bezahlen. Da der Bund sich weigerte Verkehrsinfrastruktur zu bezahlen, er wollte keine längeren Bahnsteige. Dessen Höhe nicht einmal genormt ist in Deutschland. Züge können mitunter nur da fahren wo sie für die Höhe und jetzt Länge bestellt wurden. @RBB bestellte Züge sind schön und gut. Werden sie denn auch pünktlich geliefert und steht das Personal auch zur Verfügung??? Oder erleben wir die gleichen Personalengpässe wie 2021 bei der ODEG ??? Die jetzigen Züge des RE1 stehen nach dem Vertragswechsel nicht zur Verfügung! Das Desaster des RE2 darf sich so nicht wiederholen???

  13. 5.

    Wieso schäbig ?
    Zeigen sie Widerstand und kommen einfach der Bitte nicht nach.
    Leute gibbet !

  14. 4.

    Fahrgäste an den bestimmten Bahnhöfen werden gebeten vorne ein und auszusteigen. Schäbig wie man als Fahrgast von der >Bahn behandelt wird.

  15. 3.

    Woraus leiten Sie bitte ab, dass die deutsche Bahn AG es drei Jahre lang nicht geschafft hat die Bahnsteige zu verlängern weil sie die Mittel für Tesla aufgewendet hat.

    Sie können die Ansiedlung in Grünheide gern skeptisch sehen, das tue ich auch. Nur ist es hier schlicht der Klassiker dass die Bahn nicht kann oder eher will und durch Zufall der Konkurrenz dadurch schadet.

  16. 2.

    Wer hier wohnt, konnte es voraussehen. Große Worte von den Verantwortlichen und nur bla bla. Ihr Tesla haben sie, aber die Infrastruktur verschlechtert sich auf Kosten der Grünheider.

  17. 1.

    Kurz halten wie immer, ein kleines Stück vorfahren und wieder halten...

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