Mi 09.01.2019 | SUPER.MARKT -
Woran Sie dubiose Partneragenturen erkennen
Renate S. suchte nach dem Tod ihres Mannes eigentlich nur einen Partner zum Reden und für gemeinsame Unternehmungen. Deshalb wandte sie sich an eine Partneragentur. Dass diese mit fragwürdigen Methoden arbeitet, das war ihr zunächst nicht klar. Am Ende ist sie ihrem Wunsch kein Stück nähergekommen, sollte aber 3.000 Euro zahlen. SUPER.MARKT hat einen Lockvogel ins Rennen geschickt und lässt sich von der Verbraucherzentrale Brandenburg erklären, woran man eine unseriöse Partneragentur erkennt.
Tolle Typen als Lockmittel
Die Zahl der Alleinstehenden in Brandenburg wächst seit Jahren. Laut statistischem Jahrbuch 2017 gab es zwischen Elbe und Oder zuletzt über 600.000 alleinstehende Menschen. In Berlin, der Hauptstadt der Singles, lebten mehr als 1,2 Millionen Menschen allein. Ein gutes Geschäft für Online-Partnerbörsen. Laut einer deutschlandweiten Umfrage des Digitalverbandes Bitkom haben rund 30% der 30 bis 64-Jährigen schon einmal einen Datingdienst im Internet genutzt. Aber auch die Zeitungen sind voll von Annoncen - doch Vorsicht, hinter einer toll klingenden Anzeige steckt oft gar kein real existierender Mensch!
Zeitungsannonce entpuppt sich als Werbung von Partnervermittlung
"Unseriöse Partnervermittlungen schalten häufig Inserate, in denen eine Rückrufnummer angegeben ist", sagt Lisa Hödgen von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Vorsicht sei geboten, wenn im Inserat "die positiven Eigenschaften in den höchsten Tönen gelobt werden und um Rückruf gebeten wird". Ein sicheres Zeichen, dass es sich nicht um einen echten Menschen, sondern eine Vermittlungsfirma handelt, ist, wenn der Telefonnummer das Kürzel "PV" oder "AG" vorangestellt ist, so die Verbraucherzentrale-Expertin. Denn dann handelt es sich definitiv um Partnervermittlungen beziehungsweise Agenturen.
Unseriöse Geschäftspraktiken
Ziel eines solchen Telefonats ist es, einen "Vertreter" zu schicken. Ist der erst mal in der Wohnung, fällt es schwer, sich dessen Überredungskünsten zu entziehen. Immerhin sind es Profis. Oft bestehen die vermeintlichen Vermittler auf Barzahlung vor Ort oder lassen sich Blanko-Überweisungsträger ausfüllen. "Das sind unseriöse Geschäftspraktiken, die Sie auf keinen Fall mitmachen sollten", sagt Lisa Högden. Sie rät: Nicht vom schönen Schein verführen lassen und niemals im Voraus Geld bezahlen. Wer sich vorschnell hat überrumpeln lassen, sollte den Vertrag sofort per Einwurf-Einschreiben widerrufen, die Einlösung der Belege untersagen und bei widerrechtlichen Abbuchungen Strafanzeige erstatten.
Zahlreiche Missstände auch bei Online-Dating-Portalen
Die Verbraucherzentrale-Marktwächter "Digitale Welt" haben 2017 über 300 besonders auffällige Beschwerden von Verbrauchern über verschiedene Online-Portale gesammelt und ausgewertet (die Ergebnisse einer aktuelleren Untersuchung finden sie hier). Die Marktwächter warnen vor Abofallen, Fake-Profilen und untergeschobenen Verträgen. Bei manchen Anbietern werden aus kostenlosen oder sehr günstigen Probeabos stillschweigend teure Premiumabos. Andere Betreiber ignorieren Kündigungen oder schalten Inkassobüros ein, obwohl die Forderungen unberechtigt sind. Viele Verbraucher klagen auch über hohe Kosten beim Widerruf des Vertrages. Viele Partnervermittlungen versuchen offenbar, das Widerrufsrecht der Verbraucher einzuschränken.
Skeptisch bleiben und auf Laufzeit und Kündigungsfristen achten
Im Test der Stiftung Warentest (02/16, kostenpflichtig) haben die Experten sechs Online-Singlebörsen und fünf Online-Partnervermittlungen unter die Lupe genommen. Die Warentester raten,
- die Anonymität nicht zu schnell aufzugeben und für das Onlinedating eine spezielle E-Mail-Adresse zu benutzen,
- skeptisch zu bleiben, um nicht auf falsche Identitäten hereinzufallen,
- nicht auf Kontaktversuche von Fremden mit teuren Telefonnummern zu reagieren,
- beim Vertragsabschluss auf Laufzeit und Kündigungsfrist zu achten, da Verträge sich stillschweigend verlängern können, wenn Sie nicht rechtzeitig gekündigt werden.
Das Glück selbst in die Hand nehmen
Wer an eine unseriöse Partneragentur gerät, zahlt für einen Jahres-Mitgliedsbeitrag unter Umständen bis zu 3.000 Euro. Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg rät Menschen, die einen Partner suchen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Selbst eine Annonce aufgeben oder sich bei Vereinen anmelden, auch Tanzveranstaltungen seien eine Möglichkeit. "Das wäre wesentlich preisgünstiger, als so einen teuren Vertrag zu schließen", so Fischer-Volk. Wer bei einer eigenen Kontaktanzeige einen Chiffre-Dienst benutzt, muss dabei weder die eigene Adresse noch Telefonnummer angeben.