
-
In diesen Produkten ist der umstrittene Zusatzstoff
E 103, E 523, E 161… Für Lebensmittel sind insgesamt 320 Zusatzstoffe erlaubt. Einer davon ist E 171, auch bekannt als Titandioxid. Der Farbstoff sorgt für glänzende Schokolinsen und strahlend weiße Zahnpasta. In Kosmetika ist er als CI 77891 bei den Inhaltsstoffen zu finden. Dabei ist Titandioxid laut einigen Studien möglicherweise krebserregend. Seit Januar ist der Zusatzstoff deshalb in Frankreich vorübergehend verboten. Doch warum darf E 171 in Deutschland noch verwendet werden?
Möglicherweise krebserregend
Die französische Regierung hat Ihr Verbot von E 171 mit Forschungsergebnissen begründet. Diese verweisen auf eine mögliche krebserregende Wirkung von in Titandioxid enthaltenen Nanopartikeln. Das Problem: Ein Teil des Titandioxid kommt in Form von winzigen Partikeln in Nanogröße vor. Ein Nanometer entspricht einem milliardstel Meter. Das Größenverhältnis entspricht einer Orange zur Erdkugel. Über die möglichen Gefahren solcher Kleinstteilchen ist man sich erst in den letzten Jahren bewusst geworden.
"In Tierversuchen ist nachgewiesen worden, dass Titandioxid und andere Nanopartikel, die über die Nahrung aufgenommen werden können, zu entzündlichen Reaktionen im Magen-Darm-Bereich führen. Demzufolge sind Patienten oder Personen, die schon eine entzündliche Magen-Darm-Erkrankung haben, wie zum Beispiel Morbus Crohn, besonders gefährdet. Die bereits vorhandenen entzündlichen Reaktionen können durch diese Partikel noch zusätzlich verstärkt werden", erklärt Rolf Buschmann, Chemiker beim Umweltverband BUND.
Kein Grund zur Warnung
Nach Ansicht des BUND ist dieser umstrittene Zusatzstoff überflüssig. Anders als Frankreich sieht die EU-Lebensmittelbehörde efsa, die in der EU für Lebens- und Futtermittelsicherheit zuständig ist, jedoch bisher keinen Grund für eine Warnung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht noch keinen Handlungsbedarf: "Aus Sicht des BfR kann man sagen, dass die Datenlage zu Titandioxid nicht ganz optimal ist. Da gibt es noch gewissen Forschungsbedarf. Die bisher verfügbaren Daten geben keinen Anlass für gesundheitliche Bedenken", sagt Dr. Rainer Gürtler vom BfR.
Es geht auch ohne Titandioxid
E 171 findet sich auf den Zutatenlisten von zahlreichen Backwaren, Kaugummis und Süßigkeiten. Laut eigenen Angaben verwenden diese Unternehmen kein Titandioxid: Bahlsen, Unilever, Nestlé, Ferrero, Ritter Sport, Kellogg´s und Danone. In einzelnen Produkten von Günthart, Haribo, Lambertz, Mars, Mondelez und Dr. Oetker kann der Zusatzstoff noch stecken, doch die Unternehmen überarbeiten gerade ihre Rezepturen. Dr. Oetker versichert SUPER.MARKT, dass sie "Titandioxid ab dem Ende des ersten Quartals 2020 nicht mehr verwenden werden". Und Mars schreibt: "Alle unsere in Europa hergestellten Süßwaren werden bis Juni 2020 frei von Titandioxid sein". Für Storck, Reinhardt und Dekoback kommt ein Ausstieg hingegen momentan nicht in Frage.
Dass einige Hersteller auf Titandioxid verzichten zeigt: Es geht auch ohne den Zusatzstoff. Und wer ganz sicher sein will, der greift zu Bioprodukten, denn in ihnen ist die Verwendung von E 171 untersagt.