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Luftfilter für den Hausgebrauch - Experten sind skeptisch
Teure mobile Luftreiniger für den Privatgebrauch werden gerade massiv beworben. Das Versprechen: Mit Hilfe unterschiedlicher Techniken soll die Innenraumluft angeblich bis zu 99,99 Prozent von Corona-Viren gereinigt werden. Stimmt das? SUPER.MARKT hat vier Geräte untersucht. Die beteiligten Experten zweifeln am Sinn solcher Geräte und weisen auf entscheidende Lücken hin.
Entscheidend ist die Menge an Luft, die gereinigt wird
So könnte man mit eingebauten hochwertigen Filtern zwar eine Reinigung der Luft auch von Corona-Viren erreichen. Entscheidend sei aber viel mehr die Menge an Luft, die ein einzelnes Gerät filtern kann. Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel von der TU Berlin, der sich seit Jahren mit der Verbreitung von Luftpartikeln und seit Corona auch mit Viren in der Atemluft befasst, ist skeptisch: "Also 100 Kubikmeter ist nichts. Wenn das Gerät 100 Kubikmeter schafft, dann kann ich damit vielleicht 0,5 Prozent Änderung im Gesamtrisiko erwirken, aber nicht wirklich einen Effekt erreichen."
Selbst wenn 400 Kubikmeter Luft gereinigt werden, hat gründliches und regelmäßiges Lüften den gleichen Effekt wie die teuren Geräte, deren Preise von mehreren 100 bis über 1.000 Euro liegen. Zum Vergleich: Bei einem 30 m² großen Zimmer zum Beispiel, sollten 1000 m³ gereinigt werden – das bietet jedoch keines der Geräte.
Andere Technik, bessere Technik?
Andere Geräte werben mit einem sogenannten Ionisator. Der soll dafür sorgen, dass sich die Luftpartikel gegenseitig anziehen, verklumpen und dadurch größer werden. So sollen sie dann leichter zu filtern sein oder schneller zu Boden sinken. Auch das bewertet Professor Martin Kriegel skeptisch: "Dieser Effekt, so zeigen unsere Untersuchungen hier bei unserem Institut, ist so klein, dass es eigentlich zu vernachlässigen ist."
UV-C-Licht theoretisch zur Luftreinigung geeignet
Weitere Hersteller hingegen werben mit ultravioletten Strahlen. Dass sie Viren neutralisieren, ist schon lange bekannt und wird bei der Desinfektion von Oberflächen oder zur Entkeimung von Schwimmbädern genutzt. In Zeiten von Corona jedoch lässt sich so - theoretisch - auch die Luft in Innenräumen reinigen. Das Umweltbundesamt aber warnt, denn es geht um UV-Licht mit geringer Wellenlänge, um sogenannte UV-C-Strahlen. Bei direkter Einstrahlung auf Haut und Augen sind diese gesundheitsschädlich. Prof. Dr. Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt betont deshalb, "... dass verhindert werden muss, dass da irgendwelche Kinder an den Geräten rumspielen und in Kontakt mit der UV-Lampe geraten."
Fazit der Recherchen
Wichtig sind hochwertige Filter und eine größtmögliche verarbeitete Luftmenge. Diese Kriterien erfüllt keines der Geräte aus der Stichprobe – trotz der hohen Anschaffungskosten. Professor Moriske vom Umweltbundesamt resümiert: "Sinnvoll sind diese Luftreiniger ergänzend oder in Räumlichkeiten, wo ich schlichtweg nicht über Fenster lüften kann, aus welchen Gründen auch immer und auch keine Lüftungsanlage zentral gesteuert vorhanden ist. Da kann das im Einzelfall Sinn machen. Aber bitte nicht als Ersatz für das aktive Lüften."