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Fahren Hühner aus Kostengründen quer durch die Republik?
Der Geflügelproduzent der Marke "Wiesenhof" steht erneut in der Kritik: Tierschützer beklagen unnötig lange Transporte von Hühnern zu Schlachthöfen. So werden in Niederlehme bei Königs Wusterhausen immer wieder Hühner geschlachtet, die anders, als in der Werbung suggeriert, offenbar nicht aus der Region stammen. Mit langen Transporten aber verursache man regelmäßig vermeidbares Leid, kritisieren die Tierschützer.
Michael Marahrens vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit berät die Bundesregierung und weist auf Verordnungen hin, nach denen "quasi immer der kürzest mögliche Weg zum Schlachthof zu suchen ist. Das heißt: möglichst kurze Transporte zum möglichst nächstgelegenen Schlachthof."
Veterinäramt untersucht einen Fall
SUPER.MARKT vorliegende Unterlagen dokumentieren für den Zeitraum Februar bis Dezember 2020, dass bei etwa jedem zweiten Geflügeltransport nach Niederlehme einkalkuliert war, an mindestens einem näher gelegenen Wiesenhof-Schlachthof vorbeizufahren.
Mit der Kamera begleitet wurde unlängst ein langer Tiertransport mit 5.800 Hühnern bei winterlichen Temperaturen von Niedersachsen nach Brandenburg. Wegen offensichtlich tierschutzwidriger Praktiken eines Vertragslandwirts beim Einfangen der Hühner ermittelt die zuständige Behörde in Niedersachsen. Auf dem anschließenden Transport starben nach Angaben des zuständigen Veterinäramtes in einem Lkw mehr Tiere als üblich. Die Anzahl sei "nicht normal" und überschreite die Toleranzschwelle, deshalb werde eine Untersuchung des Falls angeordnet. "Wiesenhof" hingegen beruft sich auf eine durchschnittliche Todesrate für den gesamten Transport, der aus mehreren Lkw bestand.
"Wiesenhof" rechtfertigt die Transporte
Die unter der Marke "Wiesenhof" produzierende PHW-Gruppe rechtfertigt die Transporte gegenüber SUPER.MARKT: "... sowohl Corona- und marktbedingte Situationen als auch Tierwohlaspekte (machen es) erforderlich, dass das Geflügel in bestimmten Fällen nicht zum nächstgelegenen Schlachthof transportiert wird." Auch bleibe man unter der maximal erlaubten Fahrtdauer für Tiertransporte von zwölf Stunden.