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Diese wenigen Rechte und Möglichkeiten haben die Bewohner
Im Oktober 2021 wurde mehr als 100 Senior:innen des Betreuten Wohnens in der Potsdamer Josephinen-Wohnanlage vom Betreiber der Mietvertrag gekündigt. Bei den mitunter gesundheitlich sehr eingeschränkten Bewohner:innen und ihren Angehörigen löst dies Verzweiflung und Unverständnis aus. Denn vor allem für hochbetagte Rentner:innen ist es schwer, eine neue altersgerechte Bleibe zu finden. Nach SUPER.MARKT-Recherchen haben noch immer nicht alle Bewohner:innen eine neue Unterkunft. Die Betreiberin, die SGG Soziale Grundbesitz Gesellschaft Potsdam ist nicht verpflichtet, neue Angebote zur Verfügung zu stellen und argumentiert: "Wir wissen, dass es möglich ist (…) eine andere Wohnung andern Orts anzumieten."
Es gebe für das Betreute Wohnen keine Sonderregelungen, so Rainer Radloff vom Potsdamer Mieterverein: "Rein rechtlich gelten beim Betreuten Wohnen ganz normale zivilrechtliche Mietverträge und die sind mietrechtlich zu behandeln. Und einen Mietvertrag kann man als Vermieter natürlich kündigen."
Für die Potsdamer Wohnanlage gibt es laut Radloff Pläne, mit denen der Betreiber das Grundstück in guter Lage für sich lukrativer nutzen möchte. Radloff gegenüber SUPER.MARKT: "Im Hintergrund steht ja eine Aktiengesellschaft. Man will also die Aktionäre ein wenig mehr Gewinn erzielen lassen."
Für die meisten, der über 80-jährigen Bewohner:innen läuft im ersten Quartal der Mietvertrag aus. Laut Betreiber wäre es aber durchaus möglich, eine andere Wohnung anzumieten. SUPER.MARKT hat in einer Stichprobe geprüft, wie schnell man eine neue Unterkunft zu ähnlichen Konditionen in der Region finden kann. Das Ergebnis: Bei 20 von 24 angefragten Einrichtungen für Betreutes Wohnen und Pflegeheimen gibt es derzeit keinen Platz bzw. gab es nicht einmal eine Antwort. Bei den verbleibenden Häusern wurden freie Plätze mit einem Eigenanteil ab 2.000 Euro angeboten. Die Bewohner:innen der Josephinen-Wohnanlage hatten etwa 750 Euro gezahlt.