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Einen Teil der horrenden Energiekosten könnten wir sparen, wenn wir uns selbst mit Energie versorgen - etwa mit Solarkraftwerken auf dem Balkon. Aber geht das so einfach?
Nicht jede und jeder hat das Glück, in einem Eigenheim zu wohnen und die finanziellen Möglichkeiten zu haben, in energiesparende oder sogar energiegewinnende Umbauten zu investieren. Solarmodule auf dem Dach sind in Mehrfamilienhäusern noch selten, Bewohner:innen, die trotzdem Sonnenstrahlen nutzen möchten, haben aber grundsätzlich die Möglichkeit, sich mit einem kleinen Balkonkraftwerk selbst mit Energie zu versorgen. Wir erklären Ihnen, worauf Sie dabei achten müssen.
Die Grundsatzfrage: Wann lohnt sich eine Balkonsolaranlage?
Ob sich die Anschaffung lohnt, hängt ganz stark von der Ausrichtung des Balkons ab. Liegt der Richtung Osten oder - noch besser - Süden und bekommt viel Sonne ab, dann lohnt sich das meistens. Balkone, die etwa hinter hohen Bäumen versteckt liegen oder im 1. Stock nur wenig Sonne abbekommen, eignen sich wenig bis gar nicht.
Mit einer jährlichen Leistung von etwa 280 kWh lassen sich je nach Strompreis 100 Euro sparen, bei höheren Strompreisen natürlich mehr. Geht man von Anschaffungskosten von etwa 400 bis 500 Euro aus, kann sich eine Anschaffung bereits nach wenigen Jahren auszahlen. Solarexpert:innen gehen bei solchen Anlagen von einer Nutzungsdauer von etwa 20 Jahren aus.
Wenn Sie sich noch unsicher sind: Es gibt verschiedene Rechner auf einer Seite der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Hier lässt sich nicht nur die von Balkonsolaranlagen berechnen, sondern auch von Modulen auf Dach oder Carport.
Außerdem helfen Solarkataster, die aussagen, ob sich die Anschaffung besonders lohnen kann. Diese findet man hier für Berlin, Brandenburger:innen schauen hier nach.
Tschüß Stromnetz, hallo Geld?
Der gewonnene Strom lässt sich nicht nur selbst nutzen, man kann es rein theoretisch auch ins Stromnetz einspeisen. Netzbetreiber zahlen dafür aber einiges weniger als den regulären Strompreis, rentabel ist die Sache also nicht - Ihren Traum vom Energiemogul müssen wir also direkt zerstören.
Ebenfalls reicht der gewonnene Strom nicht, um sich unabhängig vom Netzbetreiber zu machen, aber allemal um die Stromkosten zu senken - bei den steigenden Energiepreisen ist das ja auch eine gute Sache.
Alles geklärt, doch welche Anlage soll's denn werden?
Eine gute Frage, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt. Tests gibt es nur selten und wenn, dann sind diese nicht ausführlich, eine gute Übersicht bietet jedoch die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). Hier lässt sich etwa nach Modulleistung oder auch DGS-Standard-Konformität filtern. Welche Sicherheitsstandards dieser beinhaltet, lässt sich hier nachlesen.
Grundsätzlich sollte die Anlage bei maximal 600 Watt Leistung liegen, wobei diese auch auf zwei Panels aufgeteilt werden kann.
Gibt es Fördermittel?
Bundesweite Fördermittel gibt es aktuell (noch) nicht, einige Gemeinden und Städte fördern auch Balkonkraftwerke lokal, allerdings sind diese nicht in Berlin oder Brandenburg. Wer neugierig ist, findet eine Übersicht bei Finanztip.
Ab 2023 ändert sich Einiges
Eine Übersicht über alle Änderungen bei Photovoltaikanlagen, bietet die Verbraucherzentrale Brandenburg.
Die Kolleg:innen von Mimikama warnen vor allem vor drohenden Strafzahlungen: "In bestimmten Fällen wird beim Betrieb eines solchen Balkonkraftwerks eine Strafzahlung entsprechend dem vor Kurzem novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fällig. Solaranlagen mit einer 'installierten Leistung von höchstens 25 Kilowatt' müssen, wenn sie vor dem Jahr 2023 in Betrieb genommen wurden, die 'Wirkleistungseinspeisung auf 70 Prozent der installierten Leistung begrenzen' (Paragraf 9, Absatz 2)."
Bisher drohte bei Verstößen nur eine Reduzierung der Einspeisevergütung, die Balkonkraftwerke mit vergleichsweise sehr geringer Leistung eh nicht bekommen, künftig könnten jährlich 72 Euro Strafe drohen. Mimikama empfiehlt eine kleine Adaption, die davor schützen kann "Durch einen Wechselrichter, der über 30 Prozent weniger Ausgangsleistung als die Solarmodule verfügt, kann das auch sichergestellt werden." Für Anlagen, die ab 1.1.2023 montiert werden, soll diese Regelung nicht mehr gelten.
Bleibt nur: Auf Sonne warten!
Ist alles gecheckt, angebaut und angeschlossen, heißt es nur noch, auf viel Sonne zu warten, damit lohnt sich die Investition am schnellsten und die Stromrechnung sinkt. Künftig werden möglicherweise noch mehr clevere Produkte auf den Markt kommen, die bei der Energiegewinnung oder dem Energiesparen helfen. Kleinwindkraftanlagen, Solartische, Panels für Fensterbänke und vielerlei andere Dinge sind in den letzten Jahren bereits auf den Markt gekommen.