Bitcoin Münze auf Dollarscheinen (Quelle: picture alliance / NurPhoto | Nicolas Economou)
Bild: picture alliance / NurPhoto | Nicolas Economou

Di 16.02.21 | Beitrag | Lesedauer etwa 7 Minuten - Bitcoin: Hype oder Zukunft?

Was steckt dahinter und wie kommt man ran?

Dogecoin, Mining, Hash - sagt Ihnen alles nichts? Kein Problem, das wird schon noch. Denn es handelt sich hier um Begriffe aus der mittlerweile gar nicht mehr so kleinen Welt der Kryptowährungen.
 
Über die wird derzeit wieder einmal viel gesprochen. Erst hat der auch in Deutschland sehr beliebte Zahlungsdienstleister Paypal angekündigt, dass über ihn noch in diesem Jahr auch mit Kryptowährung gehandelt werden kann. Und dann hat sich der Tesla-Chef Elon Musk gerade höchst öffentlich mit der bekanntesten dieser Währungen eingedeckt: Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar will er erworben haben.
 
Die Kryptowährung legte allein seit Jahresbeginn um 70 Prozent zu und lag am 16. Februar 2021 sogar zum ersten Mal über 50.000 US-Dollar pro Coin.
 
Was steckt dahinter?

Was ist eine Kryptowährung?

Der Name "Kryptowährung" verweist auf das dahinter liegende Prinzip: Die digitalen Daten sind verschlüsselt. Anstatt eines Bankkontos oder Papier- oder Münzgeld hat der Besitzer oder die Besitzerin der Währung einen Code bzw. Schlüssel, oft gespeichert auf einem USB-Stick oder anderem externen Datenträger. Dieser digitale Schlüssel stellt das Guthaben dar.
 
Der Wert entsteht hier, wie auch beim Euro, Dollar oder früher der D-Mark, mit der Akzeptanz beider am Handel beteiligter Parteien. So wie z.B. ein 20-Euro-Schein seinen Wert nur dadurch erhält, dass Menschen seinen Wert anerkennen und es nicht nur ein Stück Papier ist, hat auch eine virtuelle Bitcoin ihren Wert nur dadurch, dass sie gehandelt wird. Beides steht im Gegensatz zu einer Goldmünze - diese hat nämlich einen Materialwert, während der materielle Wert eines Geldscheins oder einer Bitcoin vernachlässigbar ist.
 
Mitte Februar war eine Bitcoin zum ersten Mal über 50.000 Dollar wert, was auch einen Vergleich mit Aktien oder Devisen möglich macht. Je mehr Interesse und Nachfrage herrscht, desto höher der Wert. Ebenso kann der Kurs bei negativen Nachrichten oder Warnungen sinken.

Wo bekomme ich Bitcoins her?

Kaufen bzw. tauschen kann man Bitcoins inzwischen nicht mehr nur über spezielle Börsen im Internet, auch Fintech-/Internet-Banken wie Revolut haben Krypto inzwischen im Angebot.
 
Auf diesen Plattformen lassen sich Landeswährungen wie der Euro in Bitcoin tauschen, was nicht anders als das Tauschen von Währungen vor einem Urlaub ist. Ein Bitcoin hat somit auch immer einen Gegenwert in Dollar oder Euro, ist aber nicht an diesen gekoppelt.
 
Bitcoins entstehen durch sogenanntes Mining. Das ist ein sehr komplexer Prozess, der hier sehr gut erklärt wird.

Transaktion von Bitcoins mit sichtbarem Hash und Block (Quelle: IMAGO / agefotostock)
Bitcoins im Geldbeutel?

Bitcoins sind keine echten Münzen, wie der Name vermuten lässt, es handelt sich hierbei um digitale Codes. In einem Geldbeutel landen Bitcoins trotzdem - dem Wallet. Diese Wallets können Apps, Desktop-Anwendungen oder auch Hardware wie Festplatten oder USB-Sticks sein, funktionieren also in etwa so wie Online-Banking oder die gute alte Spardose, nur etwas besser gesichert.
 
Der eigentliche Handel und die Verwaltung finden aber komplett ohne Banken und dezentral statt, d.h. das Guthaben liegt nicht irgendwo zentral in einem Safe oder bei einer Bank, sondern lokal bei den jeweiligen Besitzern. Der Handel ist dabei keineswegs anonym - Userinnen und User müssen sich bei allen legalen Plattformen ausweisen, sei es über Personalausweis oder Hinterlegung eines Bankkontos. Das alles macht Bitcoin sehr sicher. Möchte ein Dieb Bitcoins stehlen, so müsste er tausende Computer hacken oder sogar USB-Sticks stehlen, die dann wiederum mit einem Passwort geschützt sind.
 
Die Passwörter sollte man auf keinen Fall vergessen - sonst kommt man an sein Geld nicht mehr ran - und da geht es schnell mal um Millionen.

Und was mache ich mit Kryptowährung?

Von allen Kryptowährungen ist Bitcoin die am meisten verbreitete und wahrscheinlich auch bekannteste, ist aber dennoch von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weder als E-Geld noch als echte Devise oder Sorte anerkannt. Nach Maßstäben der EU-Geldwäsche-Richtlinie ist Bitcoin aber eine "virtuelle Währung" und wird inzwischen von diversen Händlern und Zahlungsdienstleistern anerkannt.
 
Darunter sind der Software-Hersteller Microsoft, der Lieferdienst Lieferando oder das Reiseportal Expedia. Auch Tesla hat angekündigt, bald Bitcoin zu akzeptieren. Die Zahlung mit Bitcoin über den Zahlungsdienstleister Paypal soll bis Ende des Jahres möglich sein.
 
Aber auch offline ist eine Zahlung möglich. In Berlin gab es ab 2014 sogar einen "Bitcoin-Kiez" - ein Zusammenschluss verschiedener Bars, Cafés und Läden rund um die Graefestraße in Kreuzberg, in der man mit Bitcoin zahlen konnte. Durch Corona ist das zwar etwas abgeflaut, dennoch kann man in immer mehr hippen Läden auch mit Bitcoin zahlen.

Verschiedene Kurse von Kryptowährungen auf Display (Quelle: IMAGO / agefotostock)
Was sind andere Kryptowährungen?

Neben Bitcoins gibt es laut der Website coinmarketcap.com insgesamt 8.400 Kryptowährungen mit einem Gesamtkapital von 1,4 Billionen US-Dollar, wovon auf Bitcoin allein knapp 198 Milliarden fallen. Weitere bekannte und etablierte Kryptowährungen sind Ethereum oder Ripple.

In Krypto investieren - sinnvoll oder riskant?

Durch die weite Verbreitung und die immer größer werdende Akzeptanz von Bitcoin ist der Kauf und Handel inzwischen auch für Laien möglich. Wer ein Konto besitzt, mit dem der Kauf von Kryptowährungen möglich ist, kann damit ähnlich schnell und unkompliziert handeln wie mit Währungen oder Aktien.
 
Allerdings ist das mit hohen Risiken verbunden, wie auch Hendrik Buhrs von Finanztip warnt: "Der Handel mit Bitcoins ist hochspekulativ. Der Kurs hat sich in der Vergangenheit innerhalb von Wochen schon mal verdoppelt, aber auch wieder halbiert." Für die langfristige Geldanlage rät er zu Aktien-ETFs und abgesichertem Festgeld.
 
Ein grundsätzliches Verständnis vom Internet und der Internetkultur zu haben, ist von großem Vorteil: Wie können Tweets oder Reddit-Beiträge den Finanzmarkt beeinflussen, was sind Memes, warum hören so viele Menschen auf Elon Musk? Dem Finanzwesen sollte man auch nicht komplett abgeneigt sein.
 
Und wer nun trotzdem interessiert ist und das nötige Kleingeld hat? Im Jahresaublick 2021 empfiehlt die Wirtschaftswoche folgendes: "Mit einer kleinen Portion im Depot dürfen Investoren mitspielen. Die beste Strategie: Wer seinen Einsatz verdoppelt hat, verkauft die Hälfte. Bei Verlust aussteigen sollten Anleger, wenn der Schmerz zu groß ist."
 
Auch wenn damit kein Millionengewinn herausspringt - mit etwas Glück reicht es für's Lieblingseis.