Schulden: In vier Schritten aus den Finanznöten

Ein Tisch, Münzberge, Taschenrechner - und zwei Hände (Quelle: imago images/Panthermedia) — Bild: imago images/Panthermedia

Do 08.06.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 5 Minuten - Schulden: In vier Schritten aus den Finanznöten

Mit einem Plan und etwas Unterstützung - so klappt es mit dem Weg aus den Schulden. Denn wer sich rechtzeitig Hilfe holt, kommt schneller aus dem Dispo.

Der wichtigste Rat für alle, die von den Schulden runter wollen: Stellen Sie sich bitte der Tatsache, dass in der Vergangenheit Fehler passiert sind. Wichtig ist es die Muster zu erkennen, die zu den Schulden geführt haben.

Schritt für Schritt

Mit den richtigen Schritten können Sie etwas an der belastenden Situation ändern. Dabei sollten Sie vor allem ehrlich zu sich und anderen sein. Verdrängungsmechanismen - jetzt ausschalten. Das hört sich natürlich einfacher an, als es ist. Aber ein kleiner Tipp vorweg sollte helfen: Nehmen Sie sich einen festen Zeitpunkt jeden Tag, der bestenfalls nicht erst am späten Abend liegt, damit Sie noch Energie haben, und erledigen Sie zu diesem Zeitpunkt eine Sache, vor der Sie sich bislang gedrückt haben. Eine am Tag.

Und hier die weiteren Schritte!

Raus aus den Schulden

1. Kassensturz

Rechnungen wandern ungeöffnet in den Müll oder in hohe Papierstapel, der Überblick, wer jetzt noch welches Geld bekommt, schwindet - und wie viel wird eigentlich wofür ausgegeben? Klarer Fall: Jetzt ist Zeit für einen Kassensturz.

Schreiben Sie auf, wie viel Geld Sie einnehmen, welche laufenden Kosten Sie haben. Was bleibt übrig? Am besten, Sie starten direkt damit, ein Haushaltsbuch zu führen: Ausgaben täglich auflisten, am Ende der Woche durchgehen und schauen: Wo landet eigentlich das Geld? Der Tipp hört sich seltsam an, aber um aus den Schulden herauszukommen, gehört es dazu, die Kontrolle über seine Ausgaben zurückzugewinnen.

Haben Sie das ein paar Wochen "durchgezogen", sind Sie stark genug für das Öffnen der Briefe: Jetzt sollten Sie eine Liste erstellen, wer alles von Ihnen Geld bekommt. Und bestenfalls auch, wie viel.
2. Gläubiger kontaktieren

Die Liste Ihrer Gläubiger liegt vor Ihnen, jetzt sortieren Sie: Was sind kleine Posten, welche die hohen? Wo bekommen Menschen aus dem privaten Umfeld Gelder zurück, wo Unternehmen?

Da Sie ja allmählich einen Überblick darüber gewonnen haben, wie viel Geld Sie im Monat überhaupt zur Schuldentilgung beiseitelegen können, ist es jetzt an der Zeit, eine Priorisierung vorzunehmen. Wie diese aussieht, hängt von Ihnen ab. Ein Tipp: Wer mit kleineren Posten anfängt, schafft sich schneller Erfolgserlebnisse.

Rufen Sie Unternehmen an, lassen Sie sich in die Rechnungsabteilung durchstellen und schildern Sie offen Ihren Fall: Den meisten Firmen ist daran gelegen, ihr Geld zurückzubekommen. Und vielfach kann man eine Ratenzahlung beantragen, bevor der Fall zum Inkassounternehmen wandert. Oder Sie zahlen erst einen höheren Teilbetrag, um den guten Willen zu zeigen, und können dann auf Ratenzahlung umstellen. Schauen Sie, worauf sich Ihre Gläubiger einlassen.

Ganz wichtig: Haben Sie Vereinbarungen getroffen, setzen Sie diese sofort um: Dauerauftrag um Dauerauftrag. So müssen Sie die lästigen, schambehafteten monatlichen Überweisungen nicht selbst tätigen.
3. Kontrolle

Schauen Sie regelmäßig auf Ihr Konto. Sehen Sie die Eingänge und Abgänge genau an. Ist alles korrekt? Sind irgendwo Ausgaben, auf die Sie verzichten könnten?

Genau so sollten Sie das Haushaltsbuch weiterführen, auch wenn es Ihnen albern vorkommt.

Sie haben sich nun mühsam die Kontrolle über Ihre Finanzen zurückerobert - geben Sie sie nicht mehr leichtfertig aus der Hand.
4. Die Schuldnerberatung

Völlig zu Recht nehmen viele Menschen die Hilfe von Schuldnerberatungen an. Mit Hilfe von außen gelingt vieles leichter - und vor allem hilft jemand bei der Kontrolle, wenn man selbst gerade nicht mehr so genau hinschauen mag. Eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) zeigt, dass Schuldner, die rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, bis zu drei Jahre schneller aus den Finanznöten herauskommen.

Suchen Sie eine seriöse Schuldnerberatung. Die Verbraucherzentrale Brandenburg rät, auf Anbieter, die "schnelle Soforthilfe" bieten oder Ihre Dienste nur online anbieten, zu verzichten.

Vor Ort werden Sie dann ähnlich vorgehen, wie in den Schritten eins bis drei beschrieben: Kassensturz, Gläubigersuche, Priorisierung. Doch die Experten in Sachen Schulden können darüber hinaus mit Ihnen gemeinsam erörtern, ob vielleicht ein radikalerer Schuldenschnitt nötig ist, Stichwort Privatinsolvenz, eigentlich "Verbraucherinsolvenz". Auch die ist ein Weg, aus den Schulden zu kommen.

Das Statistische Bundesamt hat im Schuldnerberatungsatlas alle Hilfsstellen deutschlandweit gelistet. Hier können Sie Angebote bei Ihnen vor Ort ausfindig machen. Sozialverbände, Kirchenverbände und auch die Kommunen selbst bieten kostenlose Beratungsangebote an. Daneben gibt es kostenpflichtige Angebote von Privatunternehmen.