Verschiedene Spendenorganisationen auf einer Karte (Quelle: imago images/epd)
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Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Spenden: Fakten vor Gefühl

Zum Jahresende werden vermehrt Spenden gesammelt. So erkennen Sie seriöse Spendensammler.

Geben ist seliger denn Nehmen. Vor allem, wenn die Nehmenden unseriöse Spendensammler sind, bei denen das Geld nicht bei Bedürftigen landet, sondern eher in den eigenen Taschen. Doch um genau das zu verhindern, gibt es einige gute Tipps. Beachten Sie diese, klappt es auch mit dem Geben, dem Nehmen und der Seligkeit. Passt ja gut in die Vorweihnachtszeit.
 
Deutschland zählt um die 615.000 Vereine und rund 25.000 rechtsfähige Stiftungen (Quellen: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V./Bundesverband Deutscher Stiftungen), sie alle freuen sich über Geldzuwendungen. Und die Deutschen geben auch gerne, 5,7 Milliarden Euro spendeten deutsche Privatpersonen laut Deutschem Spendenrat 2022 - und damit die zweithöchste Summe seit 2005.
 
Eine repräsentative Umfrage von Finanztest und dem Marktforschungsinstitut GfK vom September 2020 zeigte, dass etwa jeder zweite in den zwei Vorjahren Geld gespendet hatte. Die meisten Spenden gingen danach an den Tier­schutz (29,4 Prozent), die Kinder­nothilfe (28 Prozent), an Gesundheitsorganisationen (19,4 Prozent), die Not- und Katastrophen­hilfe (17,7 Prozent) und Umwelt­schutz-Verbände (17,2 Prozent).

Eine Spendenbox (Quelle: dpa)
Vorsicht vor Gefühlen

Wer spenden will, fährt am besten, wenn er sich eines fest vornimmt: Sich nicht überrumpeln oder von Gefühlen - sprich: einem schlechten Gewissen - leiten zu lassen. Es hört sich hart an, Sie sollten es aber dennoch beherzigen: Krasse Schicksale, mitleiderregendes Bildmaterial oder emotionsgeladene Aufrufe sollten kein Spendengrund sein. Sie alle sind vielmehr oft Zeichen unseriöser Werbung, so die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Klare Informationen und transparente Einblicke stehen hingegen für Glaubwürdigkeit.
 
Oft warten in den Fußgängerzonen Spendensammler, die mit Ständen und Infomaterial um Spenden werben. Teils passiert das auch mal aufdringlich. Bleiben Sie gelassen, lassen Sie sich den Mitglieds­ausweis des Spenden­sammlers zeigen - auf dem sollte der Name des Samm­lers und ein Hinweis zu etwaigen erfolgs­abhängigen Vergütungen zu lesen sein - und bitten Sie, wenn Sie interessiert sind, um Broschüren zum Thema. Dann können Sie in Ruhe zu Hause entscheiden, wie Sie vorgehen wollen.
 
Auch latenter Druck ist vielmals ein Zeichen dafür, dass hier jemand eher an Ihrem Geld, als an echter Spendenbereitschaft interessiert ist. Fühlen Sie sich belästigt, ist dies absolut ein Grund, Nein zu sagen.
 
Vorsicht gilt ebenfalls, wenn Sie um Dauerspenden gebeten werden oder gleich Fördermitglied werden sollen - inklusive monatlicher Überweisung. Hier wird ein Großteil des Geldes häufig für Ausgaben wie Werbung und Verwaltung verwendet, nur ein Bruchteil landet beim Hilfsprojekt. Oder schlimmer: Es handelt sich um komplett unseriöse Spendensammler.

Dauerspende ja oder nein?

Natürlich kann eine Dauer­spende auch sinnvoll sein, in dem Fall sollten Sie die Empfängerorganisation aber noch genauer unter die Lupe nehmen, als ohnehin schon. "Seriöse Organisationen räumen Ihnen bei Vertrags­schluss ein 14-tägiges Widerrufs­recht ein", erläutern die Expert:innen von Finanztest. Für Fördermitgliedschaften, Dauer­spenden oder Patenschaften mit konkretem Zweck sollten "während der Lauf­zeit Kündigungs­fristen gelten, die die Dauer eines Monats nicht über­schreiten".

Sie entscheiden, wer Ihr Geld bekommt

Lassen Sie sich allerdings auch nicht von einer klar gestalteten Website oder einem gut gemachtem Handzettel täuschen. Auch hier gilt: Lieber noch einmal ins Impressum schauen, wer dahintersteckt, und die Nachrichtenlage checken. Der Nachrichtenüberblick gilt auch bei Organisationen, von denen Sie in der Vergangenheit schon Gutes gehört haben. Vielleicht gab es mittlerweile Veruntreuungsskandale, Gutachten, Prozesse, die die Organisation in einem neuen Licht zeigen? Wählen Sie den Empfänger Ihrer Spende also mit Bedacht.

Lieber gezielt und weniger über Spendenportale spenden

Wer verschiedenen Organisationen Geld spenden möchte, sollte sich auf einige wenige vertrauenswürdige konzentrieren. Denn wer vielen Hilfswerken spendet, wird als aktiver Spender registriert und erhält dadurch umso mehr Werbung.
 
Die Spende sollte außerdem direkt an die Organisation gehen und nicht den Umweg über Spendenportale nehmen, wie eine Untersuchung von Stiftung Warentest von 2022 zeigt: Die Verbraucherexpert:innen hatten sechs Spendenportale im Internet wie Betterplace und Gofundme untersucht. Zwar laufe die Spende über ein solches Portal schnell und unkompliziert, aber Spendenwillige bekommen dort selten Unterstützung bei der Auswahl eines Projekts und wenig Auskunft über die genaue Verwendung der Gelder.

So informieren Sie sich

Spenden ist eine tolle Gelegenheit, Gutes zu tun, wählen Sie also den Empfänger auch gut aus. Nur so wird am Ende auch wirklich Sinnvolles mit Ihrem Geld passieren.
 
1. Informieren Sie sich über die jeweilige Organisation, egal, ob gerade Vertreter eben dieser vor Ihrer Haustür stehen, Sie in der Einkaufsstraße ansprechen oder im Internet um Aufmerksamkeit buhlen.
 
2. Bitten Sie die Spendensammler um einen sogenannten Jahresbericht der Organisation, "seriöse Sammler senden ihn auf Anfrage zu", sagen die Experten der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Hier sollten Werbe- und Verwaltungskosten getrennt ausgewiesen sein, und Sie sehen, wie viel Geld wirklich bei den Projekten landet.

3. Auch mithilfe des vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergebenen Spendensiegels können Sie sich orientieren. Dieses zeichnet förderungswürdige Organisationen aus. Allerdings kann es "nur von gemeinnützigen Organisationen beantragt werden, die jeweils mindestens 25.000 Euro Geldspenden in den zwei jüngsten abgeschlossenen Geschäftsjahren erhalten haben", so das DZI. Außerdem müssen sie sich selbst beim DZI für eine Prüfung melden und die Kosten hierfür zahlen.
 
Kleine Vereine und Organisationen können aber natürlich auch förderungswürdig sein - hier sollten Sie aber auf Berichte in der Tagespresse Wert legen oder das direkte Gespräch mit den Organisatoren suchen, um zu einer Einschätzung zu gelangen.
 
Zweifel an der Organisation? Das DZI führt auch eine Negativliste. Hier sind Organisationen gelistet, die das DZI als "nicht förderungswürdig" erachtet. Vollständig ist diese Liste allerdings nicht.
 
Neben dem DZI lässt auch der Deutsche Spendenrat Mitgliedsorganisationen durch Wirtschaftsprüfer untersuchen und verleiht ein für drei Jahre gültiges Spendenzertifikat. Beim Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe legen sich alle 144 deutschen Mitglieder auf einen Verhaltenskodex fest - darunter Brot für die Welt oder der Arbeiter-Samariter-Bund.

Finanztest hat weitere Tipps

In einem umfangreichen Dossier befasst sich auch Finanztest mit dem Thema "Richtig spenden". Die Verbraucherschützer:innen raten, zweckungebunden zu spenden - so kann die Organisation überschüssiges Geld für ähnliche Hilfs­projekte einsetzen, "die kaum öffent­liche Schlagzeilen machen". Auch die Höhe der Spende entscheidet darüber, wie viel Geld am Ende wirklich bei Ihrem Herzensprojekt landet. Daher verteilen Sie Beträge bis zu 150 Euro nicht auf verschiedene Spendenempfänger - so geht weniger Geld für Verwaltungsaufwände drauf.
 
Eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt ist seit dem Steuer­jahr 2021 erst ab einem Spendenbetrag von 300 Euro nötig, für alle Beträge darunter akzeptiert das Finanzamt den Nachweis über den Kontoauszug. Aber Achtung: Spenden können nur abgesetzt werden, wenn sie an steuerbegünstigte Organisationen gehen.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 23.11.2023.