Regenwürmer und Erde auf einer Hand (Quelle: imago images / Shotshop)
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Mo 15.05.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 6 Minuten - Biomüll: Kompostieren mit Wurm, Mikrobe und Geruchsfilter

Wussten Sie, dass Würmer willige Helfer in der Küche sind? Sie helfen nämlich beim Kompostieren. Das geht sogar in der kleinsten Wohnung. Wir zeigen, wie!

Schnipp, schnapp und weg damit. Apfelschale, Kohlstrunk und alte Blumen: Sie landen in der Biotonne. Das ist toll, vor allem in Berlin. Denn hier holt sich die BSR mit Ihrem Biomüll in einer Biogasanlage Treibstoff für ihre Trucks und macht aus den Gärresten auch noch Kompost. Das ist ziemlich gut fürs Klima. Aber auch ein wenig schade. Weil, Sie selbst haben so wenig davon. Sie könnten ja schließlich Ihre Bioabfälle auch zu nährstoffreichem Kompost umwandeln - und über den freuen sich Ihre Pflanzen! Selbst, wenn Sie davon nur ein paar auf dem Fensterbrett stehen haben. 

Kompost and the City?

Natürlich, die Gartenbesitzer unter Ihnen schütteln jetzt den Kopf. Aber die urbane Wohnungsbewohnerin hat halt nicht immer eine Grünfläche in Reichweite - und da freut sich jede Fensterbank über ein bisschen Grün - und das selbstgezogene Grün freut sich über selbst hergestellten Kompost.
 
Und das geht: Auch in der kleinsten Hütte ist Platz für eine Mini-Kompostanlage. Mit Kompostiersystemen, die auf kleinstem Platz die Küchenabfälle zu Humus verwandeln. Mit Hilfe von verfressenen Würmern! Oder mit Mikroorganismen - wenn das denn stimmt, dass die beim Kompostieren helfen.

Küchenabfälle hübsch arrangiert
Bokashi-Eimer - ein Mini-Kompost-System aus Japan

Die kleinen grauen Eimer sehen so unspektakulär aus wie kleine Mülleimer eben aussehen. Und auch in ihnen läuft nichts allzu Aufregendes ab: Hier wird Ihr Bioabfall nur fermentiert. Auf dieselbe Weise wird aus Weißkohl Sauerkraut. Und so soll es auch riechen, wenn Ihre Küchenabfälle in den sogenannten Bokashi-Eimern verwesen, ein wenig nach Sauerkraut. Aber auch nur, wenn Sie den Deckel öffnen, denn ansonsten stinkt da angeblich nichts.
 
Das soll an den Mikroorganismen liegen, die regelmäßig auf die Bioabfälle gegeben werden und helfen sollen, den Biomüll zu zersetzen. Diese sogenannten "effektiven Mikroorganismen", auch EM genannt, gibt es fertig im Handel zu kaufen, Sie können sie aber auch selbst herstellen. Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass die Mikroorganismen hier so hilfreich sind, aber die "Bokashiers", die SUPER.MARKT befragt hat, schwören auf das System.
 
Aus dem Eimer erhalten Sie nach einer Weile zweierlei: Einmal über einen kleinen Ablaufhahn einen bräunlichen Sickersaft, den Sie, gut mit Wasser verdünnt, als Pflanzendünger verwenden können - oder als Rohrreiniger. Nach zwei bis drei Wochen ist zudem das Hauptprodukt fertig: eine graue Masse fermentierter Abfälle. Diese können Sie in einen nahe gelegenen Erdboden einarbeiten.
 
Ein Bokashi-Kompost-Set für den Start erhalten Sie für rund 70 Euro.

Ein Mann hält Würmer in der Hand
Wurmkomposter

Ein wurmbetriebenes Kompostiersystem für die kleinste Küche - das bieten Firmen wie Worm Up, Vermibuk oder Worm Works in schick, praktisch und fix und fertig an. Man kann das System aber natürlich auch selbst nachbauen! Die Grundidee der Wurmkiste ist einfach: Küchenabfälle werden von Würmern gefressen und ausgeschieden - das ergibt wunderbaren Wurmhumus. Der Vorgang passiert in einer Kiste, zwei Grundvarianten gibt es davon, die horizontale und die vertikale. Der Unterschied: In der horizontalen Variante kommen die Abfälle oben drauf, die Würmer wandern mit nach oben, unten legt sich der Humus ab. Die horizontale Variante hat zwei Kammern nebeneinander, wovon erst die eine benutzt wird, ist diese voll, die andere - der Kompost in der ersten Kammer trocknet und wird zu Biodünger. Geruchsfrei übrigens.
 
Wurmkisten gibt es fertig zu kaufen, sie kosten 100 Euro bis 300 Euro. Im Eigenbau sind sie natürlich günstiger. Kompostwürmer gibt es selbstverständlich auch ohne Kisten zu kaufen.

Reste von Obst und Gemüse in der Küche
Komposteimer

Komposteimer mit Geruchsfilter - etwa Aktivkohlefilter - bilden sozusagen eine Zwischenlösung auf dem Weg vom Küchenschneidebrett zum Kompost. Sie nehmen einige Liter Küchenabfälle auf und müssen dementsprechend selten geleert werden. Es findet aber keine hundertprozentige Kompostierung in ihrem Inneren statt. Der Gang zur Biotonne oder zum Komposthaufen im Garten wird Ihnen also nicht erspart, lediglich einige Tage hinausgezögert. Kosten ab 20 Euro.
 
Die Berliner Stadtreinigung bietet alternativ einen Vorsortierbehälter für Bioabfälle an. Dort werden in einer biologisch abbaubaren Papiertüte, die in einem belüfteten Plastik-Behälter steht, die Küchenreste gesammelt und getrocknet - um dann in die Biotonne zu kommen. Das soll laut BSR geruchslos passieren. Zehn Tüten plus Plastikbehälter kosten fünf Euro.

Laubsäcke am Straßenrand
Wenn das Grün eher größer ist

Haben Sie einen kleinen Garten oder einen großen Balkon - aber eben kein eigenes Kompostiersystem, gibt es Unternehmen, die Ihre Gartenabfälle - allerdings nicht Ihre Küchenabfälle - gegen Bezahlung abholen.
 
Auch die BSR sammelt natürlich Gartenabfälle ein: Ein Laubsack kostet vier Euro, darf mit maximal 25 Liter Abfällen befüllt werden - und wenn Sie die Säcke selbst zum Wertstoffhof bringen, bekommen Sie pro Sack einen Euro zurück.

Bioabfall-Beutel: No Go für die Biotonne

Bioabfall-Beutel aus kompostierbarem Kunststoff? Das klingt für viele Verbraucherinnen und Verbraucher sicherlich verlockend. Nichts kann beim Gang zur Biotonne kleckern und man muss die Bioabfälle nicht umständlich aus der Tüte rauskippen. Oder? Das stimmt leider nicht. Für Berlinerinnen und Berliner gilt nämlich: Bio-Plastikbeutel gehören hier nicht in die Biotonne. Sie werden in den Biovergärungsanlagen der BSR als Störstoffe aussortiert, weil die Technik sie nicht von konventionellen Plastiktüten unterscheiden kann. Außerdem zersetzen sie sich nicht richtig. Stattdessen empfiehlt die BSR kompostierbare Papierbeutel oder die gute alte Zeitung. Auch auf den eigenen Kompost sollten Sie die Bioabfall-Beutel aus Plastik nicht entsorgen. Dort können sich die Plastikbeutel erst recht nicht schnell genug zersetzen.