Stoff- und Papiertücher (Quelle: Colourbox | imago / Westend61, CTK)
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Mi 20.11.2019 | Beitrag | Lesedauer etwa 8 Minuten - Hygienetücher: Stoff gegen Papier

Wir prüfen Küchen- und Taschentücher auf Hygiene, Öko-Bilanz und Preis

Wer mal einen Blick in seinen Mülleimer wirft, merkt schnell: Wir verbrauchen extrem viele Papiertücher. Egal, ob Küchenrolle oder Taschentuch - nach nur einer Benutzung haben Hygienetücher ihren Dienst getan und wandern in die Tonne. Dabei gibt es auch Tücher aus Stoff für die Nase und auch für die Küche. Doch sind diese Produkte wirklich ökologischer? Wie sieht es mit der Hygiene aus? Und wie viel Geld kann man sparen, wenn man sich für die Mehrweg-Variante entscheidet? Wir haben das mal für Sie unter die Lupe genommen.

Kategorie 1: Hygiene

Das wohl größte Problem bei Mehrwegtüchern ist die Hygiene. Egal, ob beim Putzen der Küche oder der Nase - es sammeln sich Keime im Tuch, die sich bei schlechter Lagerung auch noch vermehren. Deshalb sollten Sie sich an ein paar Hygieneregeln halten.
 
Es ist wichtig, dass Sie das Tuch regelmäßig wechseln. "Für Küchenreinigungstücher aus Stoff sollte ein Wechsel spätestens nach zwei, maximal drei Tagen erfolgen", empfiehlt Martina Schäfer von der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft. Wenn jedoch eine Person im Haushalt krank ist, sollten Stoffküchentücher täglich gewechselt werden.
 
Zur Hygiene von Stofftaschentüchern gibt es bisher keine Studien. Trotzdem können Experten die Einschätzung geben, dass es auch hier auf den Gesundheitszustand ankommt. "Bei allergischem Schnupfen reicht es, wenn Sie das Tuch etwa alle zwei bis drei Tage wechseln", schätzt Prof. Dr. Thomas Deitmer, HNO-Arzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Bei Schnupfen oder einer Infektion empfiehlt er einen täglichen Wechsel. "Und wer einen eitrigen Schnupfen hat, sollte auf keinen Fall zum Stofftaschentuch greifen! Das halte ich für hygienisch bedenklich", sagt der Experte.
 
Reinigungstücher und Stofftaschentücher sollten ausnahmslos mit einem Pulver-Vollwaschmittel bei mindestens 60° gewaschen werden. "Laut Studien werden somit die krankmachenden Keime durch das im Waschmittel enthaltene Bleichmittel komplett reduziert", erklärt Hauswirtschaftsexpertin Schäfer. Auch durch Bügeln können Sie Keime abzutöten.

Hygiene-Tipps für Stofftücher

  • Für den Kauf

  • Für lange Haltbarkeit

Kategorie 2: Öko-Bilanz

Wer Stofftücher und Papiertaschentücher aus ökologischer Sicht vergleichen will, stößt auf widersprüchliche Fakten: Stofftücher halten mehr oder weniger ein ganzes Leben und produzieren damit keinen Müll. Dafür hat Recyclingpapier eine umweltschonendere Herstellung hinter sich. Aber was heißt das? Und wie oft muss ich mein Stofftuch benutzen, damit es eine bessere Ökobilanz bekommt als mein Papiertuch? So ganz einfach ist das nicht.  
 
Es gibt keine Studien, die die Ökobilanz von Stoff- und Papiertüchern miteinander vergleichen. Und so ganz genau kann man das auch gar nicht untersuchen. Denn es kommt auf viele kleine Faktoren an, die die Umweltbilanzen massiv beeinflussen. "Wenn Sie drei Küchentücher statt einem benutzen, um einen Fleck wegzuwischen, dann verdreifacht sich die Umweltbilanz für die gleiche Anwendung", sagt Almut Reichart vom Umweltbundesamt. Bei den Stoff-Produkten kann es auch zu großen Unterschieden kommen - je nachdem, wie heiß und oft man sie wäscht, wie oft man sich ein neues kauft und welchen Herstellungsweg es hinter sich hat.

Das heißt im Umkehrschluss: Es kommt nicht darauf an, ob sie Stoff- oder Papiertücher benutzen. Sondern vielmehr, worauf Sie bei der Produktauswahl und dem Gebrauch achten. Grundsätzlich gilt: "Man sollte sich überlegen, brauche ich das? Und wenn ja, sollte man es so lange wie möglich benutzen und schonend damit umgehen", sagt Almut Reichart vom Umweltbundesamt.

Tipps für die bessere Öko-Bilanz

1. Wer sich für Papier entscheidet, sollte recyceltes Material wählen. Es hat laut Umweltbundesamt eine deutlich bessere Bilanz und zeigt die gleiche Qualität wie Frischpapier. Verschiedene Siegel wie der "Blaue Engel" weisen darauf hin, dass das Produkt wirklich zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht.

2. Beim Kauf eines Stofftuchs auf Zertifizierung achten. Das Umweltbundesamt hat verschiedene Siegel für Stoffe aufgelistet, bei denen eine umweltschonende Herstellung gewährleistet ist.

3. Wer ein Stofftaschentuch hat, sollte es so lange benutzen wie möglich. "Wir müssen ein Bewusstsein schaffen, dass jedes Produkt hergestellt werden muss", sagt Almut Reichart vom Umweltbundesamt.

4. Für Stofftaschentücher gilt: Umweltfreundlich waschen! Wie das geht und worauf Sie achten sollten, hat das Umweltbundesamt erklärt.

Kategorie 3: Preis

In Onlineshops werden Stofftaschentücher meistens in Sets angeboten. Umgerechnet bekommt man sie ab einem Euro pro Stück. Auch wer auf eine Zertifizierung achtet, wird in dieser Preiskategorie fündig: etwa sechs Stofftaschentücher aus 100% Bio-Baumwolle für zehn Euro. Es geht allerdings auch deutlich teurer für bis zu zehn Euro pro Stück. Damit sich der Kauf rentiert, müssen Sie das Stofftaschentuch – je nach Preis - vier Monate bis drei Jahre lang benutzen. Ab diesem Zeitpunkt sparen Sie nach unserer Rechnung jedes Jahr etwa 55 Euro im Vergleich zur Nutzung von Papiertüchern.

Bei Küchentüchern ist es ähnlich. Eine Stoffküchenrolle á 20 Tücher oder entsprechend viele Putztücher kosten im Schnitt zehn Euro - also etwa 50 Cent pro Tuch. Damit sich diese Investition lohnt, müssen Sie das Stoffküchentuch - je nach Preis - sechs bis acht Jahre lang benutzen. Und ab dann sparen Sie nach unserer Rechnung jedes Jahr etwa 6 Euro im Vergleich zu Papiertüchern.

Die Rechnung im Detail

  • Taschentücher

  • Küchentücher

Unser Fazit

Stofftücher sind eine gute Alternative zu Küchenrolle oder Papiertaschentüchern. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen: Sie sollten beim Kauf auf gute Qualität und umweltfreundliche Herstellung achten, die Hygieneempfehlungen berücksichtigen und Stofftücher über einen langen Zeitraum nutzen. Nur dann kann das Stofftuch in den Punkten Umweltfreundlichkeit und Preis besser abschneiden als die Papiervariante. 

Übrigens: Bei Servietten schlägt Stoff das Papier eindeutig

Wenn Sie gern Gäste zum Essen einladen, dann ist es immer schön, wenn auch Servietten mit eingedeckt werden. Und ja, der Reiz ist groß, mit Papierservietten eine passende Farbe oder einen passenden Druck zum Anlass oder zur Deko-Idee zu wählen. Und es ist ja auch praktisch, weil die Papierservietten nach dem Essen einfach in den Müll geschmissen werden. Aber nachhaltig und sparsam ist das leider nicht. Stoffservietten sind da deutlich besser - und sie lassen sich in der Waschmaschine meist auch ganz einfach in der normalen Wäsche mitwaschen.