
Mo 14.02.2022 | Beitrag | Lesedauer etwa 5 Minuten - Gartenartikel: voller Schadstoffe?
Der BUND hat in diversen Gartenprodukten unter anderem Weichmacher, Bisphenol A und Blei gefunden. Dabei soll Gartenarbeit doch gesund sein, dachten wir.
Die Tage werden länger, die Luft schon etwas wärmer und die Sonne lässt sich auch endlich in Berlin und Brandenburg wieder häufiger blicken. Zeit, sich um Balkon und Garten zu kümmern und alles wieder herzurichten. Wer sich dafür neues Material und Gerätschaften im Baumarkt besorgt, sollte vielleicht etwas genauer hinsehen - denn diese enthalten oft Weichmacher und Schadstoffe, fand nun der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) heraus.
Weichmacher, Blei und andere Schadstoffe
Weichmacher, Bisphenol A, Blei - das sind nur drei der Stoffe, die der BUND in verschiedenen Gartenwerkzeugen und -materialien gefunden hat. Getestet wurden zehn häufig verwendete Gartenartikel - Schaufel, Teichfolien, Handschuhe, Gartenschuhe, Schnüre und Gartenschläuche - gekauft bei drei Baumärkten - Obi, Hellweg und Bauhaus. In allen getesteten Produkten wurden von einem externen Labor Schadstoffe nachgewiesen, vier davon sind laut BUND bedenklich.
So bestehe die Gartenschnur "KST-Schnur 23mm" von Siena Garden, verkauft bei Hellweg, zu 28 % aus Schadstoffen. "Im Produkt wurden unter anderem 16 % des Phthalat-Weichmachers DIBP nachgewiesen. Zudem enthielt die Schnur zu 12 % mittelkettige Chlorparaffine (MCCP). Chlorparaffine reichern sich in der Umwelt, in Tieren und im Körper an und sind sehr giftig für Wasserorganismen. Auch das fortpflanzungsschädigende Bisphenol A konnte in geringen Konzentrationen nachgewiesen werden", heißt es im Hintergrundbericht, den der BUND veröffentlicht hat [PDF-Dokument].
Auch in zwei Teichfolien seien schädliche Inhaltsstoffe in großer Menge gefunden worden, zum einen Heissner PVC Teichfolie von OBI und einem Produkt von Bauhaus, in dem 21 % des Phthalats DINP nachgewiesen worden sei, welches in Kinderspielzeug verboten ist.
Drinnen nicht erlaubt, draußen ok?
Der BUND bemängelt, dass diverse Produkte in Innenräumen nicht verwendet werden dürften, während sich Hersteller und Baumärkte teils darauf berufen, dass diese ja auch nur für den Außenbereich gemacht seien.
Auf Anfrage von SUPER.MARKT teilte uns Bauhaus mit: "Da die gemessenen Werte der genannten Produkte unter den gesetzlichen Normen liegen und damit die behördlichen Vorgaben erfüllen, erscheint für uns gegenwärtig ein konkreter Handlungsbedarf nicht zwingend erforderlich." Bauhaus betonte, dass "alle in der BUND-Erhebung genannten Produkte ihrem klaren Anwendungszweck folgend, korrekt deklariert und durch die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben uneingeschränkt verkehrsfähig" seien.
"Verkehrsfähige Produkte"
Anders bei Hellweg, die uns ebenfalls auf Anfrage mitteilen, dass die Artikel "sofort ein Verkaufsverbot erhalten und an den Lieferanten retourniert werden." Die getestete Kunststoffschnur werde allerdings "durch die REACH-VO definiert und erfüllt vollends die Anforderungen, um als verkehrsfähig eingestuft zu werden. Somit spricht nichts gegen eine Nutzung von bereits an der Pflanze 'verbauten' Artikeln."
Der Gartenschlauch sei ebenfalls verkehrsfähig, allerdings fügt das Unternehmen hinzu. "In diesem Fall empfehlen wir, auch hinsichtlich unserer Verpflichtung zu einem hohen Service- und Kundenzufriedenheitslevel, für eine weitere Nutzung den Austausch des Artikels."
Obi hat bis zur Veröffentlichung leider nicht auf unsere Anfrage geantwortet.
Tipps für den Kauf
"Der BUND hat die Verstöße gegen das Auskunftsrecht und Vorhandensein gesetzlich beschränkter Chemikalien den Behörden gemeldet. Einige Unternehmen müssen nun mit Strafzahlungen rechnen", heißt es im Bericht der Umweltschutzorganisation weiter. Ob Produkte geändert oder strenger überprüft werden, sei unklar, zumal die Behörden aufgrund von Überlastung zu wenig kontrollieren würden.
Kund:innen sollten beim Kauf auf die Inhaltsstoffe achten. Der BUND rät, Plastik, wo es geht, zu vermeiden oder zumindest auf PVC zu verzichten. Folien aus flexiblen Polyolefinen (FPO) oder Polyethylenen (PE) seien eine bessere Alternative, zudem sollte Teichfolie nicht zweckentfremdet werden, etwa für Planschbecken oder in Beeten.
Schnüre aus Jute sind zwar nicht so lange haltbar, aber dementsprechend weniger umweltschädlich, da es sich um ein Naturmaterial handelt. Schaufeln und andere Werkzeuge gibt es alternativ mit Holzgriffen, hier sollte allerdings darauf geachtet werden, dass das Holz nicht mit Schadstoffen behandelt wurde und es sich um umweltfreundlich gewonnenes Holz handelt.