Klarna Logo auf einem Smartphone (Quelle: IMAGO / photothek)
Bild: IMAGO / photothek

Mi 11.05.2022 | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Big-Brother-Award: Lieferando und Klarna "siegen"

Lieferando und Klarna bekommen Negativ-Preis von Datenschützern

Es gibt Preise und Auszeichnungen, mit denen sich Unternehmen und Behörden gerne schmücken und es gibt solche, auf die man lieber verzichten würde. Der Big-Brother-Award ist solch ein Negativ-Preis, der jedes Jahr national und international verliehen wird. Unrühmliche Kandidaten sind Firmen und Institutionen, die lasch mit personenbezogenen Daten umgehen oder in besonderer Weise die Privatsphäre von Personen beeinträchtigen.
In diesem Jahr gehen Auszeichnungen unter anderem an den Bringdienst Lieferando, das schwedische Unternehmen Klarna und das Bundeskriminalamt.

Unternehmen mit "Kontroll-Zwang"

Die Jury kritisierte, dass Lieferando mithilfe einer App eine "unzulässige Totalkontrolle seiner Fahrer" vornehme. Dabei werde im Detail und sekundengenau das Verhalten der Mitarbeiter erfasst, heißt es in der Begründung.
Beim schwedischen Zahlungsdienstleister Klarna wurde angeführt, dass das Unternehmen gleichzeitig Shopping-Service, Preisvergleichsportal und Bank sein will und intransparent arbeitet. Daten aus den Bereichen Einkauf, Preisvergleich, persönliches Finanzmanagement, Bonitätskontrolle und Banking würden dabei auf bedenkliche Weise gebündelt.

Problematischer Umgang auch in Behörden

Im Bereich der Behörden hatte die Jury diesmal die Polizei - und dabei insbesondere das Bundeskriminalamt (BKA) - auf dem Kieker und kritisierte, dass personenbezogene Daten entgegen des Europarechts oft nicht ausreichend gekennzeichnet werden. So könnten Millionen Menschen ungerechtfertigt als Gefährder und Gefährderinnen behandelt werden.
In der Kategorie Technik erhielt die Bundesdruckerei die Auszeichnung. Ihr werfen die Datenschützer Fehler und Sicherheitsschwächen bei der testweisen Einführung von Blockchain-Technik vor, die digitale Schulzeugnisse eigentlich fälschungssicher machen soll.

Irland: das schwarze Datenschutz-Schaf

Ein weiterer "Big Brother Award" ging an die irische Datenschutzbehörde DPC mit dem Vorwurf, europäisches Datenschutzrecht dauerhaft zu sabotieren und so Irland zur Oase für Unternehmen wie Facebook, Google und Apple gemacht zu haben.
 
Vergeben wurden die Big-Brother-Awards im Rahmen einer Gala des Bielefelder Vereins Digitalcourage. In der Jury des "Oscars für Datenkraken" saßen in diesem Jahr unter anderen Frank Rosengart vom Chaos Computer Club und der ehemalige Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Thilo Weichert.