Nicht jede Deocreme ist auch "clean" (Quelle: IMAGO / Shotshop)
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Do 02.06.2022 | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Deocremes: nicht immer dufte

Bei Ökotest fallen sieben Produkte komplett durch

Spätestens, wenn es draußen wärmer wird, werden volle U-Bahnen zum Problem. Dabei meinen wir nicht nur mangelnde Klimaanlagen und Gedränge, sondern auch die unerwünschte Nähe zu fremden Achseln, die sich beim Festhalten oft etwas zu nah zur eigenen Nase schieben. Masken kommen da gelegen, aber oft hilft auch FFP2 nichts. Nachdem einige Deosprays in der Kritik standen, griffen viele zu Deocremes. Doch auch hier ist nicht alles dufte, fand Ökotest jetzt heraus.

Alu auch in Cremes

Lange standen Deodorant-Sprays im Verdacht, durch das oftmals enthaltene Aluminium schädlich zu sein. Auch deswegen schienen Deocremes eine gute Alternative. Zwar gab das Bundesinstitut für Risikobewertung im Jahr 2020 eine Entwarnung für aluminiumhaltige Deos heraus, weil neue Studien zeigten, dass sehr viel weniger Aluminium über die Haut aufgenommen werde, als bisher angenommen.
 
Aber die Expert:innen von Ökotest überzeugt das nicht ganz: "Allerdings ist es so, dass wir in Deutschland insgesamt zu viel Aluminium aus Lebensmitteln und Trinkwasser aufnehmen. Deshalb finden wir, dass man sich diesen Stoff in Deos sparen könnte", schreiben sie im Test. Bei sieben Deocremes fanden sie das Metall.
 
Gerade junge, umweltbewusste Konsument:innen hätten besonders anfangs zu den Cremes gegriffen. Der Test zeigt nun, dass sich genaues Hinsehen lohnt. Aber: 16 der insgesamt 30 getesteten Produkte schneiden mit "sehr gut" ab. Einige davon sind durch Sheabutter oder Kokosöl auch besonders sanft zu frisch rasierter Haut und pflegen diese.

Natron oder Aluminium

Laut Ökotest gibt es zwei Typen von Deocremes: "Die einen Hersteller setzen auf Natron als Geruchskiller, die anderen auf Aluminiumsalze." Sodium bicarbonate, also Natron, das auch als Backpulver viel Verwendung findet, bekämpft Gerüche nicht nur in Achseln, sondern hilft auch Abflüsse zu reinigen. Ökotest bemängelt hier nichts, auch die teilweise zugesetzten Stoffe wie antibakterielles Zinkoxid oder adsorbierendes Talkum seien kein Problem.
 
Anders beim Aluminium. "Es gilt als neurotoxisch, kann sich in Gehirn, Knochen und Organen anreichern und die Entwicklung von Kindern im Mutterleib beinträchtigen", schreibt Ökotest. Zwar würden wir über die Haut weniger aufnehmen als früher vermutet, dennoch sei es in Deodorants verzichtbar.

Dove-Deocreme stark belastet

Komplett durchgefallen im Test ist das Produkt "Dove Maximum Protection Anti Transpirant Cream Stick". Hier fanden die Expert:innen so viele problematische Stoffe, dass dem Deo ein ganzer Artikel gewidmet wurde.
 
Neben Paraffinen und Aluminium fand man im Labor unter anderem auch den umweltschädlichen Duftstoff Cinnamylalkohol und Siloxan D4. Zu letzterem schreibt Ökotest: "Diese besonders kritische Silikonverbindung ist in der EU als Gefahrstoff eingestuft, weil sie im Verdacht steht, die Fruchtbarkeit zu gefährden."
 
Insgesamt beinhalte das Produkt so viele bedenkliche Inhaltsstoffe, dass man nur die Note "ungenügend" vergeben konnte. Insgesamt fielen sieben Produkte mit dieser Note durch.

Wie steht's um die Wirkung?

48 Stunden lang nicht müffeln klingt toll, in der Realität ist das aber meist nicht so. Zwar konnten einige wenige Anbieter laut Ökotest "überzeugende Studien" vorlegen, aber man solle keine großen Wunder erwarten. Spätestens nach 24 Stunden war die deodorisierte Achsel so unangenehm wir eine ohne.
 
Wer auch an heißen Tagen gut duften möchte, sollte nichts aufs Übertünchen setzen. Natürliche Stoffe wie Leinen oder Baumwolle sind weniger stinkanfällig als Synthetik. Statt drübersprühen kann ein kurzes Reinigen mit Wasser und Seife oder einem Reinigungstuch helfen - gut abtrocknen nicht vergessen!
 
Hilft alles nichts, dann hätten wir nur eine Bitte: In der U-Bahn lieber unten festhalten. So natürlich Schwitzen auch ist, benachbarte Nasen werden es Ihnen danken.