Glas Wasser mit Kohlensäure. Quelle: imago images/ Wolfgang Maria Weber
Bild: imago images/ Wolfgang Maria Weber

Mo 19.09.2022 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Kohlensäure-Mangel: mehr Stilles!

Getränkehersteller haben ernsthafte Probleme, denn es fehlt an Kohlensäure. Lediglich 30 bis 40 Prozent der üblichen Liefermengen stehen nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie derzeit zur Verfügung.

Wenn sie schon immer eher zum Team "Stilles Wasser" gehört haben: Glückwunsch, dann betrifft sie der neueste Mangel nicht. Es sei denn, sie trinken nicht nur Wasser, sondern gern auch ein Bierchen zum Feierabend, denn "ohne" schmeckt das ja leider gar nicht. Die Rede ist von - genau - Kohlensäure! Die wird jetzt nämlich knapp. Woran das liegt? An der Düngemittelindustrie!

Kein Dünger - keine Kohlenäsure

Aber der Reihe nach. Was hat jetzt eigentlich Kohlensäure mit Düngemitteln zu tun? Ganz schön viel, denn ein Nebenprodukt bei der Herstellung von Dünger ist CO2. Mit dem Anstieg der Gaspreise haben die Düngemittelhersteller ihre energieintensive Produktion zurückgefahren. Das heißt also: weniger Dünger, weniger CO2 und somit auch weniger Kohlensäure.

Weniger Limo

Bier, Mineralwasser, Limonade – viele Getränkehersteller sind von der neuen Entwicklung betroffen, manche schränken die Produktion bereits ein. So stellt die Aktienbrauerei Kaufbeuren beispielsweise keine Limonade mehr her, weil hier sehr viel Kohlensäure benötigt wird. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes Holger Eichele ist besorgt, denn Kohlensäure werde in der gesamten Ernährungsindustrie für Produktions- und Verpackungsprozesse dringend gebraucht. Sie sei auch in der Gastronomie nötig, um Bier und andere Getränke beim Zapfen aus den Fässern zu drücken.
 
Kohlensäure entsteht durch die Reaktion von Kohlendioxid und Wasser. Brauereien brauchen sie vor allem, um Tanks, Flaschen und Fässer "vorzuspannen", damit das Bier beim Füllen nicht mit Luft in Kontakt kommt und beim Abfüllen nicht schäumt.
 
Ob einzelne Hersteller die Produktion einstellen müssten, lasse sich nicht vorhersagen. "Aber wir sind extrem besorgt, und einige der Mineralbrunnen sind sehr verunsichert", sagt der Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, Tobias Bielenstein. "So eine Situation haben wir noch nie gehabt."

Alternative Methoden

Allerdings trifft es in der Branche nicht alle gleichermaßen, denn einige nutzen Alternativen. So wird bei Gerolsteiner Brunnen ausschließlich natürliche Quellkohlensäure eingesetzt und die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe verwendet vornehmlich Gärungskohlensäure aus der eigenen Produktion.
 
Kohlensäure-Liebhaber werden also vermutlich nicht ganz auf dem Trockenen sitzen in nächster Zeit, auch wenn die Lieblingssorte grade nicht verfügbar ist.

Beitrag SP mit Material von DPA