Ein Mann beißt in mehrere Spülschwämme (Quelle: imago images/ Westend61)
Bild: imago images/ Westend61

Fr 15.09.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Bisphenol-A: ein Häppchen Chemie für alle

Eine Studie zeigt, dass die große Mehrheit der Deutschen die synthetische Chemikalie Bisphenol-A im Körper hat, oft sogar in Dosierungen, die das Zulässige überschreiten.

Bisphenol A (BPA) ist eine Industriechemikalie, die vor allem in Polycarbonatkunststoffen und Epoxidkunstharzen vorkommt. Also zum Beispiel in Plastik-Lebensmittelverpackungen, Konservendosen oder Trinkflaschen, aber auch in Kinderspielzeug oder Smartphones.
 
Laut einer aktuellen EU-Studie, die die Europäische Umweltagentur (EEA) Mitte September vorgestellt hat, haben 83 Prozent der Deutschen im Körper BPA-Konzentrationen oberhalb des zulässigen Grenzwertes. Dabei bezieht sich die Studie auf die von der Europäischen Lebensmittelbehörde festgelegte empfohlene Tageshöchstmenge von Bisphenol A, die vor Kurzem noch nach unten korrigiert worden ist. Die Mengen, denen dieser Teil der deutschen Bevölkerung ausgesetzt ist, gelten also als gesundheitlich bedenklich.
 
Menschen nehmen die Chemikalie hauptsächlich mit der Nahrung auf - aber auch Luft, Staub oder Wasser sind laut der Studie mögliche Quellen.

Verdacht auf diverse Krankheiten

Bisphenol A kann den neuesten Erkenntnissen zufolge das Immunsystem schwächen, zudem soll es zu verringerter Fruchtbarkeit und allergischen Hautreaktionen kommen können. Auch mit Brustkrebs wird es immer wieder in Verbindung gebracht.
 
Dabei ist umstritten, wie hoch die Menge der Chemikalie sein darf, der ein Mensch täglich ausgesetzt sein darf, ohne eine gesundheitliche Beeinträchtigung zu riskieren.
 
Frankreich hat als einziges EU-Mitglied Bisphenol A in Lebenmittelkontaktmaterialien komplett verboten. Die EU und die USA haben die Verwendung bereits stark eingeschränkt und planen eine weitere Reduzierung.

Millionenfaches Risiko europaweit

Für die Studie, die dem Bericht der EEA zugrunde liegt, wurden in insgesamt elf Ländern von 2756 Teilnehmern Urinproben untersucht. In drei der Länder - Frankreich, Portugal und Luxemburg - wiesen wahrscheinlich sogar alle Teilnehmer BPA-Mengen oberhalb des als unbedenklich geltenden Grenzwertes auf. In dem Land mit den niedrigsten Werten hatten immerhin noch 71 Prozent der Studienteilnehmer BPA-Werte über der Zulassungsgrenze.
 
Die gemeldeten Werte seien in allen Ländern Mindestwerte, es besteht also laut den Autor:innen der Studie sogar die Möglichkeit, dass in allen elf Ländern, die an der Studie teilnahmen, 100 Prozent der Teilnehmer über den sicheren Grenzwerten liegen. BPA sei ein weitaus größeres Gesundheitsrisiko als bisher angenommen, so das Fazit von Leena Ylä-Mononen, Direktorin der Umweltagentur EEA, die BPA-Belastung stelle "ein potenzielles Gesundheitsrisiko für Millionen Menschen dar".

Aufnahme vermeiden - ein aufwendiges Unterfangen

Komplett auf Produkte zu verzichten, in denen BPA enthalten sein kann, ist schwierig, denn es schränkt den Alltag sehr ein. Zudem kann BPA etwa auch durch beschichtete, alte Leitungen in unser Trinkwasser gelangen.Aber einige Handreichungen gibt es doch:
 
• Grundsätzlich können Sie BPA umgehen, wenn Sie möglichst frische Lebensmittel benutzen.
 
• Meiden Sie Konservendosen. Da Hersteller nicht kennzeichnen müssen, ob ihre Dosen mit Epoxidharzen beschichtet sind, können Sie auf Produkte im Glas umschwenken.
 
• Gut zu wissen: Gläser, deren Deckel auf der Unterseite ein blaues Band haben, sind BPA-frei.
 
• Außerdem können Sie bei Produkten wie etwa Kunststoffdosen darauf achten, BPA-freie Ware zu kaufen. Dies ist meist gekennzeichnet.
 
• Bei älteren Plastikbehältern kann es laut Umwelbundesamt dazu kommen, dass es durch die durchs Alter aufgerauhte Oberfläche des Behälters eher zu einer Abgabe von BPA kommen kann, tauschen Sie diese Behälter aus.
 
• Auch eine Erhitzung von BPA-haltigen Essensboxen kann laut der Verbraucherschützenden zu einer erhöhten Abgabe von BPA führen, benutzen Sie also für Mikrowelle und Ofen lieber andere Materialien.
 
• Generell gilt: Glas, Metall und Keramikbehältnisse sind die sichere Alternative.
 
• Und: Möchten Sie Leitungswasser trinken, lassen Sie das Wasser kurz laufen, bevor Sie Ihr Glas füllen.

Ein Beitrag von DEM mit Material von Dpa und Afp.