Notizen einer späten Freundschaft -
Lisa (86) und Anton (83) sind gute Freunde. Jeder hat seine Wohnung, doch die meisten Tage verbringen sie zusammen. Anton ist ausgesprochen ruhig und hat ein großes Herz, sagt Lisa. Lisa hat eine große Schnauze und braucht Betriebsamkeit, sagt Anton.
Trotz ihrer Unterschiedlichkeit sind sie zusammen stark und meistern ihr nicht immer einfaches Leben als alleinstehende Rentner ziemlich gut. In Berlin-Charlottenburg hat jeder eine kleine Wohnung. Der Abstand ist ihnen wichtig. Das hat sich bewährt und kommt auch ihren unterschiedlichen Charakteren zugute.
Das Filmteam begleitet die beiden ein paar Tage in ihrem Alltag und kommt auch auf eine Reise in ihre alte Heimat rund um Potsdam mit. Beide sind in Potsdam und Umgebung aufgewachsen. In Neu Fahrland und Teltow. Ihre Kindheit haben sie im Krieg verbracht, die besten Jugendjahre in der Nachkriegszeit. Dann kamen die schwierigen Jahre in der DDR. Bis Lisa endlich ausreisen durfte. Anton musste damit noch zwei Jahre warten.
Lisa und Anton - zwei Einsame, die sich in einer Skatrunde zum ersten Mal begegnet sind. Als frisch Geschiedener und als frühe Witwe. Heute haben sie wenig Geld, und Lisa ist nicht mehr ganz gesund. Schon zweimal ist sie in ihrer Wohnung zusammengeklappt. Gottseidank hat Anton gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt und ist rechtzeitig zur Stelle gewesen.
Ganz regelmäßig gehen Lisa und Anton zum Hygienecenter der Bahnhofsmission am Zoo. Dort arbeitet Kai Schellenberg. Sie kennen sich seit zwei Jahren. Kai betreut das Hygiene-Center und mag die beiden Rentner gern. Sie sind seine ältesten Gäste und kommen zum Duschen. Einmal im Monat ist Fußpflege. Die Fußpflegerin reist an diesem Tag extra aus Mecklenburg-Vorpommern an. Sie findet, dass auch Menschen mit wenig Geld ein Mindestmaß an Körperpflege zusteht und macht ihre Arbeit in Berlin ehrenamtlich. Kai Schellenberg weiß, dass es Lisa und Anton Überwindung gekostet hat, hierher zu kommen. Fremde Hilfe anzunehmen ist nicht einfach. Beim ersten Mal hatten Lisa und Anton sogar Schwellenangst.
Der Leiter der Bahnhofsmission, Dieter Puhl, beobachtet die sozialen Veränderungen sehr genau. So sieht er, dass neben den Obdachlosen immer mehr Berliner Rentner in die Einrichtung kommen, deren Geld vorn und hinten nicht reicht. Lisa und Anton haben sich mit ihrem schmalen Budget arrangiert und machen sich die Zeit schön. Es ist eine Freude, ihnen dabei zuzusehen.
Ein Film von Nadja Tenge
Erstausstrahlung: 15.12.2018/rbb