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Die Fastenzeit in der christlichen Tradition hat gerade erst begonnen: von Aschermittwoch bis Ostern - fast sieben Wochen lang. Aber nicht nur religiöse Menschen nehmen die Zeit zum Anlass, ein paar Wochen lang Verzicht zu üben. Der Trend zum Fasten nimmt zu.
65 % der Deutschen halten den bewussten Verzicht aus gesundheitlicher Sicht für sinnvoll. Dabei geht es den meisten um den Verzicht auf Süßigkeiten, Alkohol oder Fleisch. Knapp ein Drittel aller Befragten würde auch für mehrere Wochen privat aufs Internet verzichten.
Claudia Sperlich aus Berlin fastet aus religiöser Überzeugung. Sie nimmt es mit dem Fasten in diesen Wochen sehr ernst: „Wir imitieren hier die 40 Tage, die Jesus in der Wüste war und haben es dabei nicht halb so schwer, wie er damals“, sagt die 58jährige Katholikin. Oft besucht sie auch wochentags die Frühmesse. Danach gibt es einen Happen im Café um die Ecke. Normalerweise. Jetzt, in der Fastenzeit, gibt es nur einen Espresso, sonst nichts.
Während sich evangelische Christen üblicherweise selber aussuchen, auf was sie sieben Wochen lang verzichten wollen, lässt Claudia Sperlich eisern alle Süßigkeiten und alle tierischen Produkte weg. Selbst Reis und Nudeln gibt es nur, wenn sie körperlich arbeiten muss und Kohlenhydrate braucht. Dafür ist es in der katholischen Tradition üblich, dass der Sonntag das Fasten bricht. Dann darf also zugeschlagen werden. Das wiederum sehen evangelische Christen im Allgemeinen ganz anders: dort wird sieben Wochen lang gefastet – ohne Unterbrechung.
Claudia Sperlich wird nachdenklich: „Wir reden viel über Solidarität mit den Armen. Aber die wenigsten von uns wissen, wie das ist, hungrig zu sein. Einfach mal 40 Tage lang die Erfahrung machen, mit einem leeren Magen ins Bett zu gehen und morgens mit einem fürchterlichen Hunger aufzuwachen. Das ist für sehr, sehr viele Menschen auf der Welt Alltag.“
Beitrag von Johannes Mayer