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Yosyp Vaysblat kam mit seiner Familie Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland. Er ist eines der Gründungsmitglieder der „neuen jüdischen Gemeinde“ in Frankfurt (Oder).
Yosyp Vaysblat blickt auf 80 bewegte Lebensjahre zurück. Als er nach Kriegsende in der Ukraine zur Welt kam, war fast seine gesamte Familie ausgelöscht worden. Seinen Großvater hat er nie kennengelernt. Der sprach Jiddisch mit seinen Kindern – und war sehr stolz auf die älteste Tochter: Yosyps Mutter. Als Lazarettschwester war sie für die Rote Armee an der Front. Damals lernte sie Yosyps Vater, einen Offizier aus Sibirien, kennen. Aber sie blieben nicht zusammen. Hochschwanger und von den Kriegserfahrungen traumatisiert, kehrte sie in die Ukraine zurück. Jiddisch hat sie nie wieder gesprochen. Ihren Sohn aber nannte sie wie ihren Vater: Yosyp Vaysblat. Den Namen trägt der Enkel bis heute mit Stolz.
Nach der Schule ging Yosyp in die Armee – wie sein Vater und seine Mutter zuvor. Yosyp war damals Parteimitglied und nicht religiös. Bald musste der junge Soldat jedoch erfahren, dass ihm einige Chancen bei der sowjetischen Armee versperrt bleiben sollten. Der Grund: auf seinem Personalausweis stand unter „Nationalität“ das Wort „EBREY“, also „Jude“. 1984 ging Yosyp zum Kriegseinsatz nach Afghanistan. Bei einem Bombenangriff wurde Yosyp Vaysblat schwer verletzt und selbst zum Kriegsinvaliden. Seine Militärrente hat er aber nach dem Ende der Sowjetunion nicht bekommen. Yosyp bewarb sich als jüdischer Kontingentflüchtling und kam mit seiner Frau 1998 nach Deutschland. Hier wurde er zum Gründungsmitglied der „neuen jüdischen Gemeinde“ in Frankfurt (Oder).
Beitrag von Milena Hadatty