Presseinformation 2003-074 vom 01.09.2003 - Robert Geisendörfer Preis für RADIOkultur-Feature Preisverleihung beim RBB in Berlin mit Podiumsgespräch zum Zustand der Medien

Die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung überreichten Claudia Cippitelli, Geschäftsführerin des Robert Geisendörfer Preises sowie Dr. Ulrich Fischer, Landesbischof und Jury-Vorsitzender, am 1. September im Haus des Rundfunks des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) in Berlin.

Die Produktion (2002) von Drews-Bernstein (Autorin und Regisseurin) und Entrup (verantwortliche Redakteurin und Regisseurin) handelt von den Frauen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Flüchtling-strecks weg nach Sibirien verschleppt und dort als Zwangsarbeiterinnen interniert wurden. Ehemalige Zwangsarbeiterinnen erzählen, was sie damals erlebt haben: Ihre Flucht von zu Haus, ihre Zeit im Lager, die Rückkehr in ein Land, in dem es die Heimat nicht mehr gab.

In der Begründung der Jury heißt es: Die Autorin Charlotte Drews-Bern-stein „vertraut in ihrem Radiofeature ... dem Stoff: der ‚oral history‘ jener Frauen, die über ihr Leben in Sibirien erzählen, sie verweigert sich aufge-setzten Interpretationen oder gar politisch-einordnenden Kommentaren. Und deshalb ist diese Produktion für die Jury ... ein ausgezeichnetes Beispiel für das Prinzip der ‚Nachhaltigkeit‘ und des Vertrauens auf Origi-nalaussagen von Menschen, die sich in ihrer biografischen Augenzeugen-schaft jedem sekundären Deutungsversuch nachfolgender Generationen zu Recht entziehen.“

Im Vorfeld der feierlichen Preisvergabe wurde in einem Podiumsgespräch der aktuelle medienpolitische Zustand und das Verhältnis zwischen Kir-che und Rundfunk reflektiert. An der Diskussion beteiligten sich: die Intendantin des RBB, Dagmar Reim, und Manfred Kock, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Moderation: Uwe Kammann von epd medien.

Auf das Thema „Publikum als Handelsware“ angesprochen, sagte Dagmar Reim: „Es ist nicht Auftrag der Medien, niemanden zu erreichen. Wir haben den Auftrag Massenmedium zu sein, also Mehrheiten und Minderheiten anzusprechen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss mit dem, was er macht verführen: zum Zuschauen und Zuhören.“ In diesem Zusammenhang zeigte sich Reim dankbar für alle „Naddels, Dieters und Veronas. So wissen wir leichter, was wir nicht machen müssen.“ Darüber hinaus regt die Intendantin des RBB Medienunterricht in Schulen an: Denn „wer nicht sprachfähig ist, ist nicht denkfähig, und wer nicht denkfähig ist, kann nicht mit Medien umgehen“.

Mit dem Robert Geisendörfer Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche, werden jährlich zwei Fernseh- und zwei Hörfunkproduktionen ausgezeichnet. Außerdem vergibt die Jury einen Sonderpreis. Zum Wett-bewerb eingereicht wurden 38 Fernseh- und 53 Hörfunkbeiträge. Im Bereich Hörfunk wurde neben dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eine MDR-Produktion geehrt.

Der Robert Geisendörfer Preis wird im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) vergeben, der als Rund-funkfachmann, Medienpolitiker und Fernsehbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Maßstäbe journalistischer Pro-fession und Passion gesetzt hat.

RADIOkultur sendet das Feature „Zehn Jahre Sibir“ anlässlich der Preis-vergabe noch einmal am Sonntag, 7. September, 14.00 bis 15.00 Uhr.


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