V. li.: Drehbuchautorin Laila Stieler, Redakteurin Cooky Ziesche und Regisseurin Buket Alakus
V. li.: Drehbuchautorin Laila Stieler, Redakteurin Cooky Ziesche und Regisseurin Buket Alakus | Bild: rbb/Bavaria-Film Berlin/Maren Knieling

Eine Braut kommt selten allein - Vorwort: "Herzensbildung lässt sich nicht verordnen"

Gedanken zum Film von Autorin Laila Stieler, Redakteurin Cooky Ziesche und Regisseurin Buket Alakus

Eine Frau aus Ghana hat ihrem Kind den Vornamen "Angela Merkel" gegeben – aus Dankbarkeit gegenüber der Kanzlerin. Sie ist Asylbewerberin und wohnt mit ihrem Baby in einer Zwei-Raum-Wohnung im Hangar III auf dem BER, wo übrigens schon im Herbst 2018 ein internationales Zentrum für Geflüchtete entstehen soll. Auch nach dem positiven Volksentscheid über den Erhalt von Tegel, hält der Berliner Senat an dem Plan fest, auf dem Flughafengelände bezahlbaren Wohnraum zu errichten.

Was ist wahr, was ist falsch? Oder ist alles Lüge? - Wieso Lüge?

Bei den Roma, sagt man, sei es üblich, wahre Ereignisse auszuschmücken, fesselnder, lustiger oder auch trauriger auszumalen. Denn es gilt als unhöflich, seine Zuhörer zu langweilen. Die schönste Wahrheit taugt nichts, wenn sie nicht spannend ist. So heißt es jedenfalls oder ist auch das bereits ein Vorurteil? Ein Klischee?

Der spielerische Umgang mit Klischees ist der Komödie vorbehalten. Wir wissen von uns selbst, Lachen erleichtert den Zugang zu schwierigen Themen, es kann Feindseligkeiten und Aggressionen abbauen. "Eine Braut kommt selten allein" nimmt Klischees und verschlissene Denkschemata aufs Korn. Damit sprechen wir automatisch über das, was uns trennt - und nicht nur über das, was uns verbindet. Eine Komödie muss dahin, wo es weh tut. Sonst ist sie keine Komödie.

"Eine Braut kommt selten allein" erzählt von einem Deutschen, der eine Roma-Familie bei sich aufnimmt. Natürlich irritieren ihn bestimmte Verhaltensweisen, er misst sie an seinen eigenen Vorstellungen. So wirft er seinen Besuchern vor, dass sie ihn belügen, um sich ein Bleiberecht in seiner Wohnung zu erschleichen. Dabei hat er kein Problem damit, das Amt oder seine Familie anzulügen, um sich Vorteile zu verschaffen. Er belehrt seine Gäste über Diebstahl, aber er bereichert sich selbst. Er hängt in seinem Campingstuhl ab und bezichtigt die anderen des Müßiggangs. Allerdings verbindet ihn mit seinen Besuchern mehr, als er ahnt. 

Bald muss er sich aus seiner Komfortzone heraus bewegen, denn er hat sich verliebt. Er muss erfinderisch, tolerant, selbstbewusst sein, sich verantwortlich fühlen. Die Kraft der Liebe lässt ihn über sich hinauswachsen. "Eine Braut kommt selten allein" erzählt die Geschichte von zwei Menschen, die sich über ihre Kultur, Herkunft, Religion, ihr Temperament hinwegsetzen. Sie machen es sich nicht leicht, sie lieben auch verschieden. Die junge Frau unbedingt, kraft- und vertrauensvoll, er hingegen zögerlich, ungläubig.

Wir erzählen diese Liebesgeschichte, weil wir überzeugt sind, dass Roma genauso lieben wie Deutsche, Türken oder Sudanesen. Unsere Helden glauben an die Liebe und den unschätzbaren Wert von Menschlichkeit.

Und wir glauben, Herzensbildung lässt sich nicht politisch verordnen, sie muss jeden Tag geübt werden. Auch deshalb ist es uns ein Anliegen, Menschen vom Rand der Stadt, vom Rand der Gesellschaft zurück ins Zentrum zu holen. In die Primetime.

Pressedossier