Gabriele von Moltke, Redaktionsleiterin der "Abendschau" - Porträt
Gabriele von Moltke, Redaktionsleiterin der "Abendschau" | Bild: rbb/David Paprocki

Ganz nah dran an den Menschen der Stadt - "Abendschau“ vom rbb wird 60 Jahre alt und zieht in ein neues Studio - Fragen an Gabriele von Moltke, Redaktionsleiterin der "Abendschau"

Warum braucht die "Abendschau" jetzt ein neues Studio?

Unser bisheriges Set war mal Avantgarde, aber in den elf Jahren haben sich die Sehgewohnheiten enorm verändert. Neuigkeiten sind schließlich unser "Geschäft" - da dürfen wir nicht stehen bleiben. Deshalb ist jetzt zum 60. ein Facelift fällig. Unser Botox heißt allerdings LED. Auf den großen Bildwänden werden aktuelle Fotos und Videos ihre ganze Kraft entfalten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden sehen: Wir gehen ganz nah ran an die Menschen, an die Ereignisse.

Was macht das neue Studio aus?

Designer Frank Cremers hat für uns einen coolen, urbanen Raum entworfen. Das ist Berlin. Es ist eben kein virtuelles Set, sondern ein offener Raum. Das Studio ist extrem wandelbar. Wir werden von dort nicht nur die "Abendschau", sondern auch unsere neue Spätausgabe "rbb24" um 21.45 Uhr senden. Auch Spezials, Late Night Talk und Wahlsendungen werden hier produziert. Und wir können endlich unsere Moderatoren befreien - weg vom Tisch, frei im Raum. Einen starken optischen Akzent liefert unsere bislang einzigartige LED-Wand, auf der wir Bilder über Eck zusammenstellen können.

Zur Renovierung gehört auch ein neuer Vorspann. Für die Abendschau kann ich schon so viel verraten: Wir bleiben dem Brandenburger Tor treu. Doch unsere Stadt hat ja noch so viel mehr zu bieten. Wir nehmen ihr Tempo auf.

Was ist für Sie das Besondere an der "Abendschau"? Was bietet sie, das die Berlinerinnen und Berliner nirgends sonst bekommen?

Ich sag es mal mit den Zuschauern: Wer in Berlin wissen will, was los ist, schaut die Abendschau! 60 Jahre Kompetenz und Verlässlichkeit sind etwas sehr Besonderes. Die Fähigkeit, sich ständig neu zu erfinden, auch. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das anhaltend gute Gespür, welche Themen die Berlinerinnen und Berliner bewegen. Die "Abendschau" ist der Seismograf für die Veränderungen und Entwicklungen der Stadt.

Wo sehen Sie die "Abendschau" in den nächsten Jahren? Was sind die Herausforderungen?

Ich sehe die "Abendschau" als Nachrichtenjournal mit Biss: politisch, kritisch und nah dran an den Menschen. Die Stadt wird noch voller, die Gegensätze verschärfen sich weiter. Das werden wir begleiten. Die Meldungen und die wichtigsten Bilder des Tages haben unsere Zuschauer oft längst schon auf ihren Smartphones gesehen. Für uns kommt es darauf an, mit besonderem Blick zu erzählen, zu erklären, warum Dinge passieren, und Menschen vorzustellen, die Lösungen anstoßen.

Die größte Herausforderung sehe ich in der Verjüngung unseres Publikums. Trotz zunehmender Fernsehabstinenz müssen jüngere Zuschauer uns in der Angebotsflut noch finden. Dazu gehört auch, unsere Geschichten schneller auf den verschiedensten Kanälen auszuspielen.

Was bedeutet Ihnen die "Abendschau" persönlich? Gibt es vielleicht ein besonderes Erlebnis, das Sie mit der "Abendschau" verbinden?

Der Anschlag auf dem Breitscheidplatz war sicher so ein Erlebnis. Der hat uns alle ins Herz getroffen. Und wie dann alle zur Stelle waren - Redaktion, Produktion, Kamera, Schnitt und Regie - das ist in all dem Horror auch zutiefst bewegend. Deshalb war es für uns ein Bedürfnis, am ersten Jahrestag des Anschlags live vom Gedenken auf dem Breitscheidplatz zu berichten. Und ganz persönlich ist die "Abendschau" meine journalistische Heimat - hier habe ich mal das Handwerk gelernt. Das Wichtigste ist das kreative, nervenstarke und herzliche Team. Die "Abendschau" wäre nichts ohne diese engagierten Kolleginnen und Kollegen.

Pressedossier