Demonstration am 4. November 1989 am Berliner Alexanderplatz. | rbb/ARD/Manfred Selle
Demonstration am 4. November 1989 am Berliner Alexanderplatz. | Bild: rbb/ARD/Manfred Selle

Geschichte im Ersten - Grenzenlos - Das Jahr 1989

Der 4. November '89 ist ein grauer Tag, Nieselregen über Ostberlin. Am Alexanderplatz hat sich eine halbe Million Menschen versammelt, um der Führung der DDR zu sagen: Wir sind das Volk! Die Demonstranten fordern freie Wahlen und das Ende der Diktatur der SED. Hunderttausendfache Hoffnung, Selbstbewusstsein, Anspruch auf Veränderung. Noch Wochen zuvor wäre die Demonstration als staatsfeindliche Zusammenrottung eingestuft worden. Es ist ein diszipliniertes Aufbegehren, eine "friedliche Revolution". 

Der Film begleitet den Politiker Gregor Gysi, dessen politische Karriere in jenen Tagen im Herbst 1989 begann, der sich vom eloquenten Anwalt zum Politstar wandelte. Er war am 4. November einer der Redner vor den rund 500.000 Menschen auf dem Alex. Im Dezember wird er Parteivorsitzender der SED-PDS. Seine Schwester, Gabriele Gysi, lebt da schon seit langem jenseits der Mauer in Bochum.

Für die Journalistin Annette Leo ist der 4. November ein Einschnitt: Sie möchte an ihrem Traum vom Sozialismus festhalten, doch die Ignoranz der Genossen erscheint ihr wie Verrat – und einige der Demonstranten sind ihr nicht geheuer. Sie verlässt die Partei und beginnt, für eine veränderte DDR zu kämpfen. Ihr Sohn, Maxim Leo, ist 19 und erlebt die unglaublichste Zeit seines Lebens auf den Dächern von Berlin. Mit der Zuversicht der Jugend schaut er der DDR beim Untergehen zu.

Das Ehepaar Ekke und Wilfriede Maaß sind eine Institution im Prenzlauer Berg. In ihrer Wohnung treffen sich die Unangepassten und Subversiven. Für sie ist die Welt größer als der eingezäunte Schrebergarten DDR, aus dem sie raus wollen. Die Begleitmusik zum Untergang der Titanic DDR spielen die Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel und Steffen Mensching, mit ihren Clownsfiguren Weh und Meh. Hofnarren, denen nichts heilig ist. Mit Humor kämpfen sie gegen die Unerträglichkeiten im Land, verkünden Letztes aus der DaDaeR.

Die Dokumentation von Gabriele Denecke erzählt Geschichten aus dem Jahr 1989, einem Jahr des Aufbruchs und des Umbruchs. Nach den letzten Republikfluchten, den Wahlfälschungen, dem Lavieren und dem Rücktritt der Regierung, steht die Mauer im Herbst, nach 28 langen Jahren, plötzlich offen. Was bedeuten diese Tage im Herbst und dieses Jahr im Leben jedes Einzelnen. Wie hat das Jahr 1989 sie verändert, wie ihren Blick auf das Land DDR und auf sich selbst beeinflusst?

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Christoph Müller
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