Regisseur Florian Baxmeyer (Bild: rbb/Marcus Glahn)
Regisseur Florian Baxmeyer | Bild: rbb/Marcus Glahn

Tatort: Das Leben nach dem Tod - Regie: Interview mit Regisseur Florian Baxmeyer

Regisseur Florian Baxmeyer

Florian Baxmeyer wurde 1974 geboren, er studierte von 1995 bis 1998 Soziologie in Köln. Nach seinem Studium arbeitete er als Regieassistent. 2000 begann er sein Regiestudium an der Hamburg Media School. Für seinen Abschlussfilm "Die rote Jacke" wurde er für den Oscar 2004 nominiert. 2002 erhielt er den Studio Hamburg Nachwuchspreis, sowie 2003 den Studenten-Oscar. 2005 übernahm er die Regie für die Produktion für "Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel". Seit 2007 ist Baxmeyer regelmäßig als Regisseur für die Tatort-Reihe tätig. Unter seiner Regie entstanden u.a. "Tatort: Die Macht der Angst" (2007), "Tatort: Die Wiederkehr" (2010), "Tatort: Nachtsicht" (2017), "Tatort: Dein Name sei Harbinger" (2017) und "Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben?" (2019). Zuletzt inszenierte er außerdem den Fernsehfilm  "Der Auftrag" (2019). Aktuell arbeitet der Regisseur an der Netflix Serie "Tribes of Europa".

Sie haben schon viele "Tatorte" gedreht, u. a. den Berliner "Dein Name sei Harbinger". Was reizte Sie an der Geschichte von "Das Leben nach dem Tod"?

Zunächst einmal hat Sarah Schnier eine wirklich spannende und komplexe Geschichte geschrieben, die sehr klug die Grundfragen nach Schuld uns Sühne stellt und gleichzeitig den von vielen Ostdeutschen zu Recht als überheblich und ungerecht empfundenen Umgang der BRD mit der DDR nach der Wende thematisiert. Es hat mich sehr gereizt an Liz und Hajo zu zeigen, wie sehr erlittene Gräueltaten, den Rest des Lebens bestimmen können und wie wenig Urteile und Strafen den Opfern manchmal helfen. Daneben hat mich die Einsamkeit des Kommissars Karow sehr interessiert, der in diesem Fall in seinen Grundfesten als Ermittler erschüttert wird, nachdem er nicht bemerkt hat, dass sein Nachbar ermordet wurde.  Es waren gerade diese einsamen, stummen Szenen mit Karow die mich und die Kamerafrau Eva Katharina Bühler cineastisch herausgefordert haben. Aber auch die daraus erwachsene Neuauslotung der Beziehung zwischen Rubin und Karow war eine sehr reizvolle Aufgabe, vor allem mit den beiden großartigen Schauspielern Meret Becker und Mark Waschke. Und natürlich war es eine Ehre mit dem großen Otto Mellies arbeiten zu dürfen!

Dieser Krimi kommt zum Jubiläum 30 Jahre Mauerfall ins Programm. Merken Sie bei den Dreharbeiten noch heute, welche Biografie Darsteller oder Teamkollegen mitbringen? Und falls es sie gibt – profitieren Sie von "Ostsicht" und "Westsicht"?

Ich selbst bin Wessi, hatte auch keine Ost-Verwandtschaft. Ich kann das Thema also nur von außen betrachten. Ich habe mich natürlich eingelesen aber gerade was Details angeht, ist es sehr wertvoll, Teammitglieder zu haben, die in der DDR aufgewachsen sind und wissen wie die Dinge ausgesehen und sich angefühlt haben.

Welche Herausforderungen gab es beim Dreh?

Eine der größten Herausforderungen dieses Drehs war es sicher, dass wir mit 200.000 Fliegen und Eimern voller Maden gedreht haben. Als letztere dann auch noch geschlüpft sind  waren es schätzungsweise 240.000 Fliegen in der Wohnung. Das ist erstmal schlimm, man hat sie ständig im Mund, in den Augen, in den Haaren – was man ja auch sehr schön an den Schauspielern in den Szenen sehen kann. Aber wir wollten eine Leiche, die seit Wochen in der Wohnung verwest, realistisch zeigen. Also mussten wir da durch. Am Ende gewöhnt man sich auch daran.      

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