- "Unter Mördern – Leben im Gefängnis": Podcast von rbb und Tagesspiegel startet
Die neue, achtteilige Podcastserie "Unter Mördern – Leben im Gefängnis" öffnet die Blackbox Knast. Tagesspiegel-Autorin Katja Füchsel und rbb-Moderatorin Teresa Sickert blicken hinter die Gefängnismauern und erzählen die Geschichte von vier Häftlingen der JVA Tegel. Über anderthalb Jahre hat Katja Füchsel die Insassen der Teilanstalt 5 begleitet. Hier sitzen die lebenslänglich Verurteilten, die Mörder und Vergewaltiger. Sie hat mit ihnen die Höhen und Tiefen in der langen Zeit nach dem Urteil erlebt, sie in ihren Zellen besucht und beim Ausgang begleitet. Dabei sind Gespräche über Einsamkeit und Reue entstanden, aber auch über Hoffnung und Gemeinschaft.
"Unter Mördern – Leben im Gefängnis" ist die erste Podcast-Koproduktion des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) mit dem Tagesspiegel. Folge 1 und 2 sind ab 22. Oktober 2024 in der ARD Audiothek und auf tagesspiegel.de verfügbar. Danach erscheint wöchentlich, immer dienstags, eine neue Folge. Der Trailer ist bereits online.
Kann man im Gefängnis ein besserer Mensch werden?
Thomas Rung wurde in den 90er-Jahren verurteilt, weil er sieben Menschen kaltblütig ermordet hat. Er galt lange Zeit als Berlins gefährlichster Serienmörder. Einen Mithäftling prügelte Rung halb tot. Zeigt er heute Reue? Leon Bikowsky (Name geändert) ist erst 22 Jahre alt, als er mit einem Freund seinen eigenen Vater ausraubt und ermordet. Über sieben Jahre macht er das Beste aus seiner Zeit in Gefangenschaft, aber dann rutscht er in eine tiefe Krise und in den Drogensumpf. Einen Sumpf, den es im Gefängnis eigentlich gar nicht geben dürfte. "Lummi" Kubisch (Name geändert) sitzt seit über 25 Jahren wegen Mordes. Heute, mit 75, will er vor allem eins: den Rest seines Lebens in Freiheit verbringen. Amir Alami (Name geändert) ist kein Mörder, sondern Cyberkrimineller. Dennoch lebt er freiwillig unter einem Dach mit lebenslang verurteilten Schwerverbrechern.
Wie entwickeln sich Menschen in 10, 20 oder 30 Jahren Gefangenschaft? Im Laufe der acht Episoden wird deutlich, wie komplex die Resozialisierung von Straftätern ist. Der Podcast schildert den Haftalltag in dem berüchtigten Berliner Gefängnis und gibt Einblicke ins Innenleben der Häftlinge. Im Zentrum steht dabei immer wieder die Frage: Können Serienmörder, Vergewaltiger und Betrüger hinter Gittern wirklich bessere Menschen werden? Eine besondere Perspektive bringen die Mitarbeiter:innen der Justizvollzugsanstalt Tegel mit. Sie berichten von den Möglichkeiten und Grenzen des Strafvollzuges, den Bemühungen um Wiedereingliederung in die Gesellschaft und den mentalen Belastungen der Haft.
Bild: Mike WolffBild: Marcel Maffai
"Unter Mördern" kombiniert Elemente des Storytellings mit Studio-Gesprächen. Reporterin und Autorin Katja Füchsel berichtet direkt aus dem Gefängnis. Im Studio vertieft und analysiert sie ihre Eindrücke gemeinsam mit Journalistin Teresa Sickert. Beide sind True-Crime-Expertinnen und haben bereits zahlreiche Kriminalfälle recherchiert. In ihrem neuen Podcast wollen sie herausfinden, was mit Verbrechern nach der Verurteilung passiert. Damit setzt "Unter Mördern" da an, wo True Crime normalerweise aufhört – beim Urteil.
In der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt
Die ersten beiden Folgen der achtteiligen Podcastserie werden ab 22. Oktober 2024 in der ARD Audiothek veröffentlicht sowie auf tagesspiegel.de und überall dort, wo es Podcasts gibt. Weitere Folgen erscheinen dienstags im Wochenrhythmus. Den Trailer gibt es schon jetzt.
"Unter Mördern – Leben im Gefängnis" ist eine Podcast-Koproduktion des rbb mit dem Tagesspiegel.
Inhaltsangaben zu den ersten Episoden und weitere Infos finden Sie im rbb-Presseportal. Bei Interesse können wir Ihnen Folge 1 vorab zum Anhören zur Verfügung stellen. Gerne vermitteln wir auch Interviews mit Katja Füchsel und Teresa Sickert.
Unter Mördern | Episodeninhalte 1-6
Episode 1: Für immer ein Mörder?, online am 22. Oktober
Er galt als Berlins gefährlichster Serienmörder: In den 90er-Jahren wurde Thomas Rung verurteilt, nachdem er sieben Menschen kaltblütig ermordet hatte. Auch hinter Gittern prügelt er einen Mithäftling halb tot. Wegen seiner Verbrechen verbringt er mehr Lebenszeit im Knast als in Freiheit. Von Reue fehlt bei ihm dennoch lange Zeit jede Spur – bis er im Gefängnis etwas findet, wofür es sich lohnt, ein besserer Mensch zu werden. Doch kann sich der impulsive Schwerverbrecher wirklich ändern? Und viel wichtiger: Gelingt es ihm, die Angestellten der JVA davon zu überzeugen, ihm seinen Wunsch zu erfüllen?
Episode 2: Lebenslange Freunde, online am 22. Oktober
Thomas Rung will sich vom "Untier" zum Menschen wandeln und sucht dafür nach menschlichen Beziehungen. Aber der Versuch, eine väterliche Bindung zu seinem Sohn aufzubauen, scheitert. Und mit den Freundschaften im Knast ist das so eine Sache: Zum einen braucht es dafür viel Vertrauen – und das kann Rung aufgrund seiner Kindheit nur sehr schwer aufbringen. Und zum anderen werden auch die treuesten Wegbegleiter irgendwann entlassen, sodass Rungs Freundschaften zu platzen drohen – denn den Knast verlassen will er in diesem Leben auf keinen Fall mehr. Und auch die Beziehungen zu den Frauen, die ihm seitenweise Briefe schreiben, sind alles andere als einfach.
Episode 3: Krise im Knast, online am 29. Oktober
Leon Bikowsky (Name geändert) ist erst 22 Jahre alt, als er mit einem Freund seinen eigenen Vater ausraubt und ermordet. Im Knast läuft es für Leon erstmal gut: Er absolviert eine Lehre zum Tischler und organisiert als Insassenvertreter sogar ein gemeinsames Sommerfest. Über sieben Jahre macht er das Beste aus seiner Zeit im Knast, aber dann rutscht er in eine tiefe Krise. Ein schwerer Schicksalsschlag, mangelnder Rückhalt in der JVA und ein Gefühl von lähmender Ohnmacht treiben ihn wieder in den Drogensumpf. Einen Sumpf, den es im Knast ja eigentlich gar nicht geben dürfte: Wie funktioniert das System dahinter?
Episode 4: Ich will hier raus, online am 5. November
"Lummi" Kubisch (Name geändert) sitzt seit 2000 wegen Mordes in der JVA Tegel. Heute ist er 75 Jahre alt und will vor allem eins: Den Rest seines Lebens in Freiheit verbringen. Und erst sieht es auch ganz gut für ihn aus: Aufgrund eines schweren Herzinfarkts gilt er als geschwächt und damit ungefährlich. Seinen Haftalltag kann er ohne die Unterstützung seines Freundes Thomas Rung kaum allein bewältigen. Aber: Kubisch kann und will sich mit seinen Straftaten nicht auseinandersetzen – und ohne Reue keine Entlassung, da kennt die Justiz kein Pardon. Und dann macht ihm seine Gesundheit einen noch viel größeren Strich durch die Rechnung. Was passiert eigentlich mit den Alten und Kranken im Gefängnis, wenn sie keiner pflegt? Und wird es Kubisch schaffen, den Knast nochmal zu verlassen?
Episode 5: Das Gute im Bösen, online am 12. November
Als Chefin von Haus 5 ist Pia Andrée jeden Tag von Mördern, Vergewaltigern und anderen Schwerverbrechern umgeben. Und trotzdem glaubt die Psychologin an das Gute im Menschen. Ihr oberstes Ziel: Den Gefangenen helfen, ein glückliches und straffreies Leben zu führen. Dafür muss sie sich allerdings auch jeden Tag extremen Herausforderungen stellen: Um sie herum gibt es immer wieder Gewalt, Häftlinge stürzen ab in den Drogenmissbrauch und manche Straftäter begegnen ihr mit blankem Hass und heftigen Vorwürfen. Ist eine erfolgreiche Resozialisierung von Gefangenen unter diesen Umständen überhaupt möglich? Und wie gefährlich ist es, im Gefängnis zu arbeiten?
Episode 6: Freiwillig unter Mördern, online am 19. November
Amir Alami (Name geändert) ist kein Mörder – und trotzdem lebt er freiwillig unter einem Dach mit lebenslang verurteilten Schwerverbrechern. Schon als Jugendlicher handelte er im Darknet mit Anabolika, später eröffnete er Konten mit gefälschten Personalien. Doch der Betrug fällt auf. Während seiner ersten Haftstrafe studiert Alami Jura, besteht das Examen mit Prädikat. Schlagzeilen macht sein Fall, als der vorbestrafte Jurist eine Rechtslücke nutzt, um sich erfolgreich in eine Anstellung bei der Berliner Justiz zu klagen. Allerdings sitzt er da bereits wieder wegen Betruges und Urkundenfälschung in U-Haft. Warum lebt ein Cyberkrimineller freiwillig unter einem Dach mit Mördern und Vergewaltigern?