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- rbb freut sich über zwei Auszeichnungen beim Bremer Fernseh- und Digitalpreis

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hat zwei Auszeichnungen beim Bremer Fernseh- und Digitalpreis 2024 gewonnen. Die Preisverleihung fand am Freitagabend (8.11.) in Bremen statt.

Bremer Fernseh- und Digitalpreis 2024 in der Kategorie "Beste investigative Leistung"

Krise im Maßregelvollzug, rbb24 Abendschau, 5.7.2023, rbb Berlin

Der Maßregelvollzug ist ein Ort für psychisch kranke und suchtkranke Täter – Menschen, die schwerste Straftaten begangen haben. Für eine Kontraste-Reportage konnte rbb-Reporter Norbert Siegmund im Sommer 2023 eine Woche lang im größten Maßregelvollzug Deutschlands in Berlin drehen, Missstände dokumentieren und mit Patienten und Personal sprechen. Im Rahmen seiner Langzeitrecherche berichtet die "rbb24 Abendschau" mehrfach exklusiv zu dem Thema.

In der Laudatio von Birgitta Weber heißt es: "Ranzig, überbelegt, menschenunwürdig – es ist ein schockierendes Stück Deutschland, das uns Norbert Siegmund in der Abendschau vom rbb zeigt. Maßregelvollzug in Berlin – doch nichts hat Maß und nichts scheint geregelt bei den psychisch kranken Straftätern. Zehn Männer, eine Toilette, die Gesundheitssenatorin wendet sich erschrocken ab. Durch hartnäckige Recherchen ist es dem Autor gelungen, einen Blick hinter Mauern zu werfen, Mitarbeiter zum Reden zu bringen. Beklemmend und durch die distanzierte und nüchterne Erzählweise sehr eindrücklich. Nach einem Jahr tritt der Anstaltsleiter aus Protest zurück. Das Interview mit ihm setzt den Schlusspunkt auf eine starke investigative Recherche. Chapeau!!"

Bremer Fernseh- und Digitalpreis 2024 in der Kategorie “Bestes regionales Mediathek-Format"

Die Kings von Kreuzberg, Unser Leben, 24.1.2024, rbb Berlin

Die Kings von Kreuzberg, hier: Muci Tosun, ehemaliges Mitglied der 36th Boys; © rbb Presse & Information
Bild: rbb Presse & Information

Im Rahmen der Reihe "Unser Leben" porträtieren Carmen Gräf und Suanne Heim in "Die Kings von Kreuzberg" Berlins berüchtigtste Gang: die "36 Boys". Ihr Revier waren die Straßen von Kreuzberg. Benannt haben sie sich nach dem ehemaligen Postbezirk SO 36. Jugendliche im härtesten Kiez West-Berlins der 80er-Jahre. Der Film stellt verschiedene ehemalige Mitglieder vor, darunter auch Sterne-Koch Tim Raue. Ein Stück Berliner Stadtgeschichte, das kaum bekannt ist und das Mut macht, auch mit schlechten Karten gut zu spielen – und manchmal sogar zu gewinnen.

In der Laudatio von Inga Mathwig heißt es: "Böse Jungs. Schlägertypen. Ohne Perspektive. Das ist die Schublade, in die viele von uns die 36 Boys wohl auf den ersten Blick stecken würden – eine Jugendgang, die in den 80ern in Berlin-Kreuzberg ihr Unwesen trieb. Aber Carmen Gräf und Susanne Heim vom rbb blicken mit uns hinter die Fassade, sprechen mit Männern, die intelligent und sensibel sind – und die als Jungs an Prügelritualen teilgenommen haben. Sie treffen den Ex-Knacki Senol, für den Kunst alles bedeutet, oder ein ehemaliges Gewaltopfer, das heute zu den führenden Sterne-Köchen Deutschlands gehört – Tim Raue. Denn die 36 Boys waren nicht nur eine Gang, die Markenklamotten abzog – sondern auch eine Gruppe, die Zusammengehörigkeitsgefühl stiftete, auch gegen Rechtsextremismus. Die beiden Autorinnen erzählen sehr persönliche Geschichten der einst armen Jugendlichen, die oft aus (türkischen) Zuwandererfamilien stammen. Sie mussten sich selbst einen Platz in der Gesellschaft erkämpfen, weil sie immer das Gefühl hatten, nicht willkommen zu sein. Den beiden Reporterinnen gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen – und damit einen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch seltenen Einblick in deutsche Migrationsgeschichte zu gewähren, an deren Ende die Frage steht: Was ist heute eigentlich anders?"

Der rbb war insgesamt sechsmal für den Bremer Fernseh- und Digitalpreis 2024 nominiert.

Der Bremer Fernseh- und Digitalpreis

Der ARD-Wettbewerb für exzellenten Regionaljournalismus startet in diesem Jahr zu seinem 50. Geburtstag mit einem erweiterten Blick und mit neuem Namen: Bremer Fernseh- und Digitalpreis. Ab sofort zeichnet die ARD mit ihm die besten regionalen Ideen aus Fernsehen, Web und digitalen Projekten und Formaten aus. Damit haben nicht nur Filme, sondern auch journalistische Ideen wie Regional-Apps oder neue Formate der regionalen Berichterstattung die Chance auf eine Auszeichnung. Den Preis gibt es mit Unterbrechungen seit 1974. Jury-Vorsitzender ist Frank Plasberg.