Isabella Straub | Porträt | Bild: rbb/Stefan Schweiger
Isabella Straub | Porträt | Bild: rbb/Stefan Schweiger

- Kulturradio vom rbb und Literaturhaus Berlin vergeben Walter-Serner-Preis 2018 an Isabella Straub und Rolf-Bernhard Essig

Der Walter-Serner-Preis, vergeben vom Kulturradio vom rbb und dem Literaturhaus Berlin, geht in diesem Jahr an Isabella Straub für ihre Geschichte "Sibirien". Sie erhält ein Preisgeld in Höhe von 4000,- Euro. Einen Sonderpreis der Jury in Höhe von 1000,- Euro bekommt Rolf-Bernhard Essig für den Text "Überfahren".

"Sibirien"
Isabella Straubs "Sibirien" ist die Geschichte einer Hochstaplerin namens Jacky, die versucht, sich aus ihrer prekären Existenz zu schummeln. Schauplatz ist ein Hochhaus, in dem Jacky sowohl wohnt als auch ihren Lebensunterhalt verdient: Im Supermarkt im Erdgeschoss luchst sie den Kunden die Euro-Münzen aus den Einkaufswägen ab, bei einem Andrej im 22. Stock übernachtet sie auf dem Sofa, und im selben Haus ist auch die Praxis eines Arztes, bei dem sie sich Botox spritzen lässt. Die Kurzgeschichte hat die Jury überzeugt, weil sie hinter einer vordergründigen Skurrilität die Glückssuche einer modernen Unbehausten erzählt, sprachlich versiert, in einem individuellen, sehr literarischen Ton.

"Überfahren"
In Rolf-Bernhard Essigs Kurzgeschichte "Überfahren" begegnen wir einem Berliner Jungen, der sich in fremden Haushalten durchfuttert, indem er vorgibt, einen Unfall gehabt zu haben. Die Jury war begeistert vom Witz und Humor der Geschichte, die im überzeugenden Berliner Dialekt geschrieben ist und sprachmächtig einen jungen Simulanten porträtiert.
 

Über die Autoren

Isabella Straub wurde 1968 in Wien geboren und lebt in Klagenfurt. Sie hat Germanistik und Philosophie studiert, als Journalistin und Werbetexterin gearbeitet und veröffentlichte 2013 ihr literarisches Debut, den Roman "Südbalkon" (Blumenbar Verlag), für den sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Seither erschienen zwei weitere Romane: "Das Fest des Windrads" (2015) und "Wer hier schlief" (2017).

Rolf-Bernhard Essig wurde 1963 in Hamburg geboren und lebt in Bamberg. Er arbeitet u. a. als Autor, Dozent und Entertainer und hat zahlreiche Sachbücher geschrieben, zuletzt "Ich kenn doch meine Pappenheimer. Wunderbare Geschichten hinter sprichwörtlichen Orten" (Duden 2018). Er gilt als "Sprichwortpapst" und ist besonders bekannt geworden mit seiner Radiokolumne "Essigs Essenzen".

2018 gingen ca. 520 gültige Bewerbungen für den Walter-Serner-Preis ein. Gesucht wurden in diesem Jahr unveröffentlichte Kurzgeschichten, die in der erzählerischen Tradition von Walter Serner sprachmächtig und scharfsinnig von "Hochstaplern" berichten.
Kulturradio vom rbb und das Literaturhaus Berlin vergeben den Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, jährlich.

Gastjuror 2018 war der Schriftsteller André Kubiczek, der auch die Laudatio auf die Preisträger halten wird. Der Preis wird am 10. Dezember 2018 im Literaturhaus in der Fasanenstraße verliehen. In der Jury waren außerdem Sonja Longolius und Janika Gelinek, die Leiterinnen des Literaturhauses, sowie Nadine Kreuzahler (rbb) und Anne-Dore Krohn (Kulturradio vom rbb).

Am Samstag, dem 15. Dezember, sendet Kulturradio vom rbb Auszüge der Siegertexte und der Laudatio von André Kubiczek in der Sendereihe "Kulturtermin Literatur" um 19.04 Uhr.
 

Walter Serner wurde 1889 in Karlsbad geboren und lebte in Wien, Berlin und Zürich. Er schrieb unter anderem "Letzte Lockerung. Ein Handbrevier für Hochstapler" und "Die Tigerin". 1942 wurde er aus Prag nach Theresienstadt deportiert und von dort weiter in den Wald von Biķernieki bei Riga, wo er am 23. August 1942 mit seiner Frau Dorothea ermordet wurde.

Pressekontakt

Anke Fallböhmer
Tel 030 / 97 99 3 - 12 104
anke.fallboehmer@rbb-online.de