Sophia Wetzke (Bild: radioeins/Ralf Schuster)
Bild: radioeins/Ralf Schuster

- rbb-Journalistin Sophia Wetzke mit dem Journalistenpreis "Der lange Atem" ausgezeichnet

Die Journalistin Sophia Wetzke vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ist heute Abend (29.4.) mit dem Journalistenpreis "Der lange Atem" ausgezeichnet worden. Sie erhielt den ersten Preis für ihren investigativen Podcast "Todesfälle im Tempelhofer Künstlerstudio Greenhouse", in dem sie hinter die Kulissen eines hippen Berliner Kunstortes blickt.

rbb-Programmdirektor Dr. Jan Schulte-Kellinghaus: "Die Recherchen unserer Kollegin Sophia Wetzke haben auch mich beeindruckt. Ihrem langen Atem ist ein Schlaglicht auf die Schattenseiten der Untergrund-Kunstszene zu verdanken, mit der sich Berlin gerne schmückt: Eine oft verschlossene Parallelwelt, in der die Grenzen zwischen kreativer Freiheit und sozialem Abstieg verschwimmen. Wer den Podcast von Sophia Wetzke gehört hat, sieht diese Welt in einem anderen Licht."

In der fünfteiligen investigativen Podcast-Serie porträtiert Sophia Wetzke eine Schattenseite der Berliner Kunstszene. Wessen Werke nicht in den großen Sammlungen hängen, kämpft mit finanziellen Zwängen, betäubt seine oder ihre Sorgen mit Drogen, schläft mangels Wohnung im Atelier. Einige entwickeln Psychosen. Schauplatz ist ein Tempelhofer Atelierhaus, in dem sich unnatürliche Todesfälle häufen. Was treibt solch kreative Menschen in Sucht und Selbstmord? Wetzkes junge Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner scheinen dankbar, dass sich endlich jemand für ihre Perspektive interessiert. Dramaturgisch komponiert die Autorin ihre Langzeitbeobachtung zu eindringlichen Collagen.

taz-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann würdigte Sophia Wetzke: "Jeder, der sich schon einmal in den Freiräumen der Gesellschaft, in autonomen Projekten oder politischen Initiativen umgesehen hat, weiß, dass sie auch Fluchtorte sind für Menschen, die Anpassungsprobleme, oft Lebenskrisen haben. Das kann zu Überforderung aller Beteiligten führen – und schrecklich enden. Noch nie habe ich eine so vielstimmige, so kluge, ehrliche und aktuelle Aufbereitung dieses Problems erlebt wie bei 'Greenhouse'."

Der zweite Preis ging an den freien Journalisten Johannes Böhme aus Berlin, der für seine im SZ-Magazin erschienene Geschichte "Täter und Opfer in Uganda" über einen Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof ausgezeichnet wurde. Den dritten Preis erhielt Sebastian Leber, Redakteur des Tagesspiegel, für seine Recherchen über "Verschwörungstheorien und Reichsbürger".

Der lange Atem
Bild: Sabine Gudath/JVBB

Der Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) im DJV vergab den Journalistenpreis "Der lange Atem" zum 14. Mal. Unter den neun Nominierungen aus Hörfunk, Fernsehen und Print war der rbb in diesem Jahr mit zwei Produktionen vertreten. Eine unabhängige Jury von renommierten Journalistinnen und Journalisten wählte die Siegerbeiträge aus.

Mit dem Preis werden in Berlin und Brandenburg lebende und arbeitende Journalisten ausgezeichnet, die sich mit "Mut, Sorgfalt und Beharrlichkeit" einem gesellschaftlich relevanten Thema über einen längeren Zeitraum widmen und es engagiert in die Öffentlichkeit tragen.

Sophia Wetzke (34) ist in Berlin geboren und in der Lausitz aufgewachsen. Seit mehr als zehn Jahren ist sie beim rbb als Ü-Wagen-Reporterin, Nachrichtenredakteurin und Moderatorin für radioeins, Antenne Brandenburg und Fritz im Einsatz. Für Fritz begleitete sie in einfühlsamen Reportagen Teenagermütter und Krebsüberlebende, für das Inforadio berichtete sie in Nahaufnahmen über Brandenburger Mädchenfußballmannschaften und deren Kampf um Anerkennung, über Subkultur im Ländlichen und über rechtsextreme Demonstrationen. Aktuell moderiert Sophia Wetzke Magazinsendungen und Musikstrecken bei radioeins, taucht für die Zuhörenden tief ins Berliner Szene-Leben ein und rückt genauso leidenschaftlich provinzielle Themen ins Licht der Aufmerksamkeit. Sie ist die Autorin des erfolgreichen Podcasts "Greenhouse" und berichtet in einer eigenen Rubrik über die Auswirkungen der Tesla-Ansiedelung in Grünheide. 2021 wurde sie bereits mit dem Kurt-Magnus-Preis der ARD geehrt. Sie erhielt einen der beiden dritten Preise.

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