
Preisvergleich der Stiftung Warentest -
Die Gebühren für private Girokonten steigen seit Jahren. 152 Banken hat die Stiftung Warentest jetzt gecheckt und festgestellt: Das kostenlose Konto ist zu einer Rarität geworden. Im Extremfall kann ein Konto sogar über 200,00 EUR im Jahr kosten. Kunden müssen das aber nicht tatenlos hinnehmen. Wege aus der Kostenspirale und Ergebnisse des großen Girokontotests.
Beitrag von Susanne Stein
Wie sah der Test aus?
Gecheckt wurden 380 Kontomodelle von 152 Banken, das deckt etwa 70 % des Marktes ab. Für die Vergleichbarkeit hat Stiftung Warentest den Preis für eine Modellkundin gerechnet: sie bekommt Gehalt, führt ihr Konto wie 65 % aller Kunden online, nutzt es durchschnittlich und hat eine Girocard. Der große Check berücksichtigt jedoch nicht nur Onlinekunden.
Die meisten Banken verfügen auch über Filialen. Daher haben die Tester auch zehn Banken mit Filialen recherchiert, die kostenlose Konten anbieten, sechs davon sind bundesweit tätig.
Kunden, die kein Onlinebanking betreiben, können so vorgehen: Bank heraussuchen, Jahres- und Überweisungskosten checken, welches Modell ist für Filialkunden am besten. Im Onlineservice/Artikel hat die Stiftung Warentest noch mehr Banken aufgelistet, als im Heft.
Wie viele Banken sind gratis?
Stiftung Warentest hat 14 Konten gefunden, die ohne Bedingungen für die Modellkundin gratis sind, zehn davon bei bundesweit tätigen Banken. Vor einem Jahr waren es noch 20 Banken.
Gratiskonten sind eine Rarität. Wie begründen Banken das?
Das Hauptargument ist die Niedrigzinspolitik. Natürlich muss ein Girokonto etwas kosten, weil Dienstleistungen dahinterstehen, aber in der Vergangenheit hatten einige Banken diese dennoch gratis angeboten, weil sie mit den Kunden an anderer Stelle Geld verdienen konnten. Das ist weggefallen, daher gelten jetzt Gebühren.
Welche Bedingungen knüpfen die anderen Banken an ein kostenloses Girokonto?
Neu ist, dass viele einen regelmäßigen Geldeingang in bestimmter Höhe verzeichnen wollen. Die Grenzen hierbei liegen mal bei 500,00 Euro, mal bei 700,00 Euro. Alternativ dazu bieten einige Banken andere Bedingungen. So muss man beispielsweise mindestens drei Zahlungen über ApplePay bzw. GooglePay tätigen oder eine Wertpapiertransaktion durchführen, damit das Konto gratis ist
Was gilt für ein Girokonto noch als günstiger Preis?
Etwa 60,00 Euro sind noch günstig, meint die Stiftung Warentest. Für ihre Dienstleistungen wie Überweisungen fallen Gebühren an, daher sei eine solche Summe gerechtfertigt.
Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es, wenn man mehr zahlt als 60,00 Euro?
Die erste Möglichkeit, Kosten zu senken, besteht darin, das eigene Verhalten zu ändern. Kundinnen und Kunden sollten sich informieren, welche Dienstleistungen welche Preise haben. Nicht alle sind im Grundpreis enthalten. Eine Papier-Überweisung beispielsweise kann bei einem Onlinekonto schon 5,00 Euro kosten, Geldabheben an Automaten anderer Geldinstitute 6,00 Euro.
Die zweite Möglichkeit ist, herauszufinden, ob die eigene Bank ein günstigeres Kontomodell im Angebot hat. Auf diese Weise lassen sich schon mal bis zu einem Viertel der Gebühren einsparen.
Als drittes bleibt schließlich noch der Wechsel zu einer anderen Bank.
Wie kann man die Höhe der eigenen Gebühren herausfinden? Welche anderen versteckten Gebühren gibt es, die nicht im Grundpreis enthalten sind?
Auf den Quartalsabrechnungen der Bank sollten alle Leistungen detailliert aufgelistet sein, also nicht nur der Grundpreis, sondern auch, wofür welche weiteren Gebühren gezahlt wurden.
Außerdem findet man die Informationen über solche Kosten auf der Bankhomepage. Es empfiehlt sich, in der Suchfunktion "Entgeltinformation" einzugeben. Diese sogenannte Entgeltinformation der Banken listet rund 20 Bankdienstleistungen auf. Man findet sie meist auf der Bankhomepage entweder über die Suchfunktion oder im Impressum.
Scheuen Kundinnen und Kunden zurecht einen Wechsel der Bank, wenn die Gebühren zu hoch sind?
Bankwechsel ist heutzutage nicht mehr so kompliziert, weil die Banken verpflichtet sind, zusammen zu arbeiten. Man sollte zur Sicherheit eine Weile beide Konten parallel laufen lassen und kontrollieren, ob alles richtig läuft. Bevor man die Bank wechselt, muss man natürlich die Preise kennen, vor einem Wechsel also unbedingt die Entgeltinformationen abfragen.
(Quelle: Finanztest 9/21)