
Tipps zur Geldanlage -
Corona hat dem Goldpreis zu einem neuen Allzeithoch verholfen, es ist beliebt wie nie. Als ältestes anerkanntes Zahlungsmittel ist es in Krisenzeiten ein beliebtes Fluchtziel für Anleger, die nach wertstabilen Alternativen zu Bargeld suchen. Wir sagen, bei welchen Anbietern man günstig zum Zuge kommt und nennen mögliche Fallstricke.
Beitrag von Matthias Finger
Bling bling - Gold ist angesagt. Als Statussymbol und als Wertanlage – in unsicheren Zeiten mit niedrigen Zinsen. Viele haben Angst vor Inflation und Banken, die Pleite gehen. Warum das Ersparte also nicht in Gold investieren? Das kann man zuhause aufbewahren - sicher ist sicher.
Nicht umsonst boomt das Edelmetall gerade – obwohl es keine Zinsen oder Dividende bringt. Spätestens jetzt sollten wir doch zugreifen, oder? Wir fragen nach beim Experten: Michael Beumer ist Teamleiter bei der Stiftung Warentest. Er sagt allerdings: "Gold ist keine sichere Anlage, weil es starken Wertschwankungen unterliegt. Doch als Zusatz eines breit aufgestellten Wertpapierdepots kann es durchaus glänzen: Gold hat sich in der Vergangenheit als solide Ergänzung einer Vermögensanlage erwiesen. Wir halten 5 bis 10 Prozent für eine vernünftige Größenordnung."
Für alle, die "unbedingt physisches Gold besitzen wollen, sind größere Barren ab 100 Gramm oder Standardmünzen in der Einheit 1 Feinunze (31,1 Gramm) empfehlenswert. Der Kauf solcher Größen ist mit relativ moderatem Preisaufschlag möglich. Denn wie billig oder teuer ein Goldkauf ist, erkennt man vor allem am Aufpreis gegenüber dem aktuellen Börsenkurs des Edelmetalls. Bei einem Barren mit einem Kilogramm Gewicht ist er deutlich geringer als bei kleineren Einheiten… Die günstigen Preise der Banken gelten aber zum Teil nur für Menschen, die Kunden dieses Instituts sind. Kaufaufträge von Fremdkunden werden dann nicht angenommen: Einfach in eine Filiale spazieren und einen Krügerrand bestellen, geht hier nicht."
Grob geschätzt wurden 200.000 Tonnen Gold in der Menschheitsgeschichte gefördert. Das Edelmetall fasziniert uns seit langem: Ganze Völker – wie die Mayas und Inkas – wurden bei der Jagd nach Gold fast ausgerottet – dem ältesten, universellen Zahlungsmittel der Welt. Heute zahlt kaum noch jemand mit Gold. Dazu ist es einfach viel zu teuer, denn unsere Nachfrage treibt den Preis immer weiter nach oben: Wir deutschen horten besonders gern Gold – um die 8000 Tonnen. Das Angebot hingegen bleibt weitgehend stabil, weil die Suche nach Gold und sein Abbau sind nach wie vor sehr zeitaufwendig sind. Die Produktion kann nicht beliebig hochgefahren werden.
Gold kann mittlerweile auch sicher im Netz gekauft werden. Michael Beumer sagt: "Wer einen etablierten Händler wählt, kann sich die Münzen oder Barren bedenkenlos nach Hause liefern lassen. Die Gefahr, dass das wertvolle Gut verloren geht oder auf dem Transportweg geklaut wird, ist sehr gering. Der Händler oder die Bank trägt die Verantwortung dafür, dass das Gold tatsächlich beim Bestellenden landet." Doch es gibt auch Fallen: Betrüger stellen "Fakeshops" ins Netz, die es bei Googleabfragen wie "günstig Gold kaufen" unter die Toptreffer schaffen. Wer den Fehler macht, dort Gold zu bestellen, ist den überwiesenen Betrag auf Nimmerwiedersehen los. Für Laien sind solche Betrugsversuche nicht einfach zu erkennen."
Eine andere Option ist der Kauf von Gold-Wertpapieren: "Wer sein Gold nicht unbedingt in Form von Barren oder Münzen haben will, findet in Gold-ETC eine einfache und preiswerte Möglichkeit, sein Wertpapierdepot zu erweitern. Mit Gold-ETC können Anleger blitzschnell und preiswert in das Edelmetall investieren. ETC steht für Exchange Traded Commodities (auf Deutsch: börsengehandelte Rohstoffe), sie funktionieren genauso wie ETF (auf Deutsch: börsengehandelte Fonds) – mit einem großen Unterschied: Anleger erwerben kein Sondervermögen, sondern eine Schuldverschreibung. Anders als bei ETF sind sie nur Gläubiger gegenüber dem Herausgeber des Goldpapiers. Wenn dieser pleitegeht, kann es Probleme geben. Bei einigen Gold-ETC können sich Anleger ihren Anteil auf Wunsch sogar als Barren liefern lassen." Sammlermünzen, die in Annoncen und Postwurfsendungen beworben werden, sind hingegen als Wertanlagen ungeeignet.
Vielen sind heute Nachhaltigkeit, eine gerechtere Welt und Umweltschutz wichtig. Da stellt sich die Frage, ob Gold wirklich noch eine vertretbare Geldanlage ist. Denn so schön Gold auch blinkt – so schmutzig ist auch der Herstellungsprozess: Die Goldproduktion ist extrem energieaufwendig. Jede Tonne Gestein enthält weniger als fünf Gramm des Edelmetalls: Riesige Walzen zertrümmern die Felsbrocken. Giftige Chemikalien helfen das Gold zu extrahieren. Schwermetalle verschmutzen in den Förderländern die Gewässer – nur damit wir Gold als Wertanlage nutzen oder als Schmuck tragen können. Die wichtigsten Goldförderländer sind mittlerweile China, Australien und Russland. Nach hiesigen Maßstäben sind die Arbeitsbedingungen beim Abbau in vielen Minen unterirdisch. Berichte aus Ländern mit kleineren Fördermengen, beispielsweise in Afrika, sprechen auch von Zwangsarbeit, sklavenähnlichen Bedingungen und Menschenhandel. In manchen Ländern sollen sogar Kinder in den Minen schuften.
Wer trotzdem auf Gold setzt: Für die Aufbewahrung des sollte ein eigener Tresor oder ein Bankschließfach genutzt werden, allerdings ist ersterer in der Anschaffung teurer. Für Schließfächer hingegen wird eine jährliche Miete fällig, die aber auch schnell mehrere hundert Euro verschlingen kann.
Nicht zuschlagen sollten Goldkäufer übrigens bei Minibarren. Mit denen lässt sich der eigene Goldschatz zwar leichter wieder veräußern, weil das Edelmetall nicht gleich kiloweise verkauft werden muss. Allerdings weißt Michael Beumer hin: "Wer sich für einen nur fingernagelgroßen 1-Gramm-Barren entscheidet, zahlt im günstigsten Fall zwischen zwölf und 13 Prozent Aufschlag. Oft sind es aber deutlich über 20 Prozent, im teuersten Fall unserer Untersuchung sogar bis zu 38 Prozent Aufschlag auf den aktuellen Goldpreis. Das ist wirtschaftlich unvernünftig." Steuern werden beim Verkauf von Gold übrigens nicht fällig, solange es ein Jahr gehalten wurde.