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Ginseng und Ginko für ein gutes Gedächtnis, Vitamin D zur Immunabwehr und Omega 3 für die Gelenke: Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel für Senioren ist riesig und viele fragen sich: Welche Vitamine und Mineralstoffe brauche ich wirklich? Sollte ich meinen Körper mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen oder schade ich ihm damit eher? Wir klären, welche Präparate Sinn machen und welche nicht.
Gast im Studio: Dr. Britta Schautz, Verbraucherzentrale Berlin
Gut eine Milliarde Euro werden hierzulande jedes Jahr für Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben, einige Quellen gehen sogar von zwei Milliarden Euro aus. Doch Vorsicht ist geboten auf dem großen Markt der vermeintlichen Gesundmacher.
Im Wesentlichen wirbt die Industrie mit den Produktgruppen Vitamine und Mineralstoffe/Spurenelement. Älteren Menschen werden auch Produkte zu Verbesserung geistiger Fähigkeiten, wie Konzentration und Gedächtnis auf Ginseng und Ginko Basis offeriert.
Vitamine:
Zusätzliche Vitamine sind nicht nur wirkungslos, sie können auch schädigen. Bei einer ausgewogenen Ernährung haben Menschen hierzulande keinerlei Mangelerscheinungen. Lediglich für Vorerkrankte oder alte, geschwächte Menschen kann ein Defizit bestimmter Vitamine auftreten. Dies jedoch sollte unbedingt durch eine Blutuntersuchung abgeklärt werden. Wichtig ist auch gerade bei älteren Menschen vor der Einnahme solcher Supplemente zu überprüfen, ob und welche Wechselwirkungen mit den oftmals zahlreichen Medikamenten, die zusätzlich eingenommen werden, auftreten können.
Blutdrucksenker, Blutverdünner etc. bleiben nicht unbeeinflusst von zusätzlichen Dosen an Vitaminen, Mineralstoffen etc. Eine Überdosierung an Vitamin B6 etwa, kann zu Neuropathien, also Nervenentzündungen führen. Überdosiertes Vitamin D kann im Körper zu erhöhtem Kalziumspiegel (Hyperkalzämie) führen, was akut zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen nach sich ziehen kann.
Nahrungsergänzungsmittel werben teilweise mit sehr hohen Dosen an Vitamin C, die können den 200 bis 1000fachen Tagesbedarf decken. Ob dieses Zuviel wirklich nur ausgeschieden, also nutzlos den Körper passiert hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Viel hilft nicht viel.
Oftmals sind die frei in Supermärkten, Drogeriemärkten und Apotheken verkäuflichen Präparate zudem mit anderen Substanzen, etwa Calcium, Magnesium, Folsäure, Eisen, Zink etc. angereichert. Sie bilden die große Gruppe an Kombiprodukten. Viele der bunten Kapseln enthalten Titanoxid auch als E171 aufgeführt. Die Substanz dient der besseren Optik der Produkte und ist in Frankreich verboten, da sie im Verdacht steht krebserregend zu sein.
Mineralstoffe:
Die Industrie bewirbt auch die Zielgruppe der jungen, sportlichen Menschen mit dem Glauben, so eine Leistungssteigerung, Optimierung herbeiführen zu können. Bei Mineralstoffen handelt es sich um anorganische Substanzen, welche unter anderem für die Funktion von Muskeln und Nerven wichtig sind. Einige von ihnen sorgen für das Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten, andere spielen beim Aufbau von Zähnen und Knochen eine Rolle. Die bekanntesten Mineralstoffe sind Natrium, Magnesium, Kalium, Kalzium, Phosphat sowie Chlorid. Ein Mangel an Mineralstoffen sollte bei einer ausgewogenen Ernährung normalerweise nicht auftreten.
Als Spurenelemente werden all jene Mineralstoffe bezeichnet, welche der Körper nur in sehr geringen Mengen benötigt. Nichtsdestotrotz sind auch sie überlebenswichtig. Ein wichtiges Spurenelement ist beispielsweise Jod, welches für die Bildung von Schilddrüsenhormonen gebraucht wird. Ein weiteres Spurenelement ist Eisen. Eisen ist unverzichtbar für die Blutbildung. Fluor braucht der Mensch für gesunde Zähne. Auch Zink und Selen gehören zu den Spurenelementen. Zink spielt unter anderem für das Immunsystem eine wichtige Rolle und Selen ist verantwortlich für die Gesunderhaltung der Zellen.
Ein Zusatz von Mineralstoffen kann jedoch keineswegs zu einer Leistungsoptimierung beitragen, es sei denn, es wurde ein Mangel diagnostiziert. Liegt kein Mangel vor, zeigt zusätzliche Einnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen keine Wirkung. Der Markt an vermeintlich leistungssteigernden Supplementen ist riesig und zielt besonders auf jüngere Menschen.
Ob und welcher Mangel an welchen Vitaminen oder Mineralstoffen vorliegt, sollte unbedingt mit dem Arzt abgeklärt werden. Pharmazeuten haben die beste Qualifikation hinsichtlich der möglichen Wechselwirkungen mit Medikamenten und sollten zusätzlich befragt werden.
Die Ginko-und Ginsenghaltigen Präparate, mit denen für bessere Konzentration und Gedächtnisleistung für Senioren geworben wird, halten ihre Versprechen nicht. Es gibt keine standartisierte Mindestmenge an Wirkstoff, die im Präparat enthalten sein muss - oftmals, so Verbrauchschützer, kann nur von einer „Schmuckzutat“ gesprochen werden. Zudem gibt es keinen handfesten Nachweis über die Wirkung. Dies trifft auch auf alle anderen Gruppen freiverkäuflicher Nahrungsergänzungsmittel zu.
Beitrag von Ute Mueller-Schlomka