
Was ist wahr, was ist falsch? -
Drückend, hämmernd oder stechend: Fast zwei Drittel aller Deutschen leiden unter gelegentlichen oder chronischen Kopfschmerzen. Damit sind sie schon fast eine Volkskrankheit, selbst Kinder und Jugendliche leiden schon darunter. Aber woher kommt’s? Liegt’s am Wetter oder gar am Elektrosmog? Wir klären die wichtigsten Kopfschmerzirrtümer und – mythen.
Beitrag von Sina Krambeck
Fachleute unterscheiden über zweihundert Arten von Kopfschmerzen. Zu den häufigsten zählen die Migräne und der Spannungskopfschmerz. Aber was ist die Ursache für das Gewitter im Kopf?
Liegt es zum Beispiel an H wie Handy?
Das ständige Starren auf Smartphone und Co. und die elektromagnetische Strahlung führt doch bestimmt zu Kopfschmerzen, denken viele. Doch noch gibt es dazu erst wenige Untersuchungen, erklärt Oberarzt Dr. Lars Neeb, Leiter des Kopfschmerzzentrums der Charité. Was man sich aber vorstellen kann, ist, dass die ständige Bewegung nach unten beim Starren auf das Display zu Nackenverspannungen führen kann und das diese wiederum einen Spannungskopfschmerz verursachen können. Übrigens leiden auch immer mehr Kinder und Jugendliche unter Migräne und Kopfschmerzen, was möglicherweise im Zusammenhang mit der Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. zusammenhängt.
L wie Lebensmittel:
Klar, wer abends zu viel Alkohol trinkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn am nächsten Tag der Kopf dröhnt. Aber manche Menschen sind der festen Überzeugung, dass sie auch von anderen Lebensmitteln Kopfschmerzen bekommen, zum Beispiel von bestimmten Käsesorten. Gibt es wirklich Lebensmittel, die Kopfschmerzen verursachen?
"Eine richtige Kopfschmerz- oder Migränediät gibt es nicht", sagt Dr. Neeb. Was Kopfschmerzen verursacht, sei individuell sehr unterschiedlich. Das kann bei dem einen durchaus eine bestimmte Käsesorte sein, bei der anderen Schokolade etc.
Kopfschmerzpatienten sollten daher eine Art Tagebuch führen, wann der Schmerz auftritt und was sie gegessen haben. So könnten sie dem Lebensmittel auf die Spur kommen, das bei ihnen Kopfschmerzen auslöst.
R wie Ruhe
Menschen, die unter Kopfschmerzen leiden, sehnen sich oft einfach nur nach Ruhe und halten das auch für das beste. Doch das stimmt nicht ganz. Für Migräne trifft das zu. Da sei es tatsächlich das beste, sich in ein ruhiges, abgedunkeltes Zimmer zu legen. Bei Spannungskopfschmerzen dagegen sei leichte Bewegung an der frischen Luft besser, empfiehlt Dr. Neeb.
W wie Wetter:
Sensible Menschen kennen das: Kaum ändert sich das Wetter, schmerzt ihnen der Kopf. Oder ist das etwa alles nur Einbildung? Laut Dr. Neeb gibt es kein spezielles Migränewetter. Auch das sei individuell sehr verschieden. Bei dem einen löst der Wechsel von nassem zu trockenem Wetter Kopfschmerzen aus, bei der anderen ist es genau umgekehrt etc. Man kann es also nicht verallgemeinern, dass ein bestimmtes Wetter (z.B. ein Tiefdruckgebiet) bei sensiblen Menschen Kopfschmerzen verursacht.
Aufpassen sollte man übrigens immer, wenn man plötzlich einen starken Kopfschmerz bekommt, den man so noch nie zuvor hatte. Das kann möglicherweise ein Hinweis auf eine Hirnblutung sein, vor allem wenn noch weitere Symptome wie Sehstörungen oder Taubheitsgefühle hinzukommen. Dann sollte man sofort in die nächste Rettungsstelle.
Als Prävention für alle Kopfschmerzgeplagten empfiehlt Dr. Neeb regelmäßigen leichten Ausdauersport ( z.B. 2-3 die Woche leichtes joggen), Yoga und auf einen ausgeglichenen Alltag zu achten, also regelmäßig zu schlafen, zu essen und Überlastungen zu vermeiden.
Auch viel trinken soll helfen. Forscher der Uni Maastricht fanden heraus, dass sieben große Gläser Wasser am Tag Kopfschmerzen und Migräne lindern können.