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Duftet da etwas? Oder stinkt es hier? Jeden Tag strömt eine Vielzahl an Gerüchen auf uns ein - die wenigsten nehmen wir davon bewusst wahr. Die Geruchspsychologin Bettina Pause zeigt in ihrem Buch “Alles Geruchssache”, warum wir im Alltag viel häufiger unserer Nase vertrauen sollten.
Im Gespräch: Prof. Bettina Pause,
Universität Düsseldorf
Seit Jahren forscht die Psychologin
Bettina Pause den Geruchssinn. In ihrem aktuellen Buch präsentiert
sie Forschungsergebnisse rund um die Nase.
Gerüche schützen uns
Bewusst wahrnehmen können wir nur solche Gerüche, die unerwartet
auftauchen oder sehr intensiv sind - etwa ein Brandgeruch in der
Luft, der uns aus dem Schlaf hochschrecken lässt und uns auf Flucht
vorbereitet oder ein fauliger Geruch, der uns davor warnt, ein
Lebensmittel zu verzehren. Feine Nasen können sogar Krankheiten
anderer Menschen am Geruch erkennen.
Gerüche sind unvergesslich
Die Wiedererkennungsrate eines Geruchs bleibt in etwa die gleiche
nach drei Sekunden, nach dreißig Sekunden und nach einem Jahr. Das
heißt: Einen Geruch, der einmal ins Bewusstsein vorgedrungen ist,
werden wir wahrscheinlich nie wieder vergessen.
Erst der Geruch, dann das Gefühl
Menschen, die in einem größeren sozialen Netzwerk leben, können
besser riechen als Menschen, die weniger Kontakt zu anderen Menschen
haben. Sie können Gerüche besser unterscheiden, erkennen feinere
Nuancen zwischen zwei Düften. Anders gesagt: Ein Mensch, der sich
mit vielen Menschen umgibt, hat eine feinere Nase - und ist dadurch
empathischer und feinfühliger.
Wer besser riecht, lebt länger
Untersuchungen zeigen: Menschen, die weniger Gerüche wahrnehmen
können, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit zu sterben als solche
mit einem besseren Geruchssinn. Eine mögliche Erklärung ist, dass
Menschen, die weniger riechen, weniger Kontakte und dadurch weniger
Unterstützung haben.
Die Nase trainieren
Der Geruchssinn lässt sich trainieren - am besten mit eher
unbekannten Gerüchen, also beispielsweise selten genutzte Gerüche
aus der vietnamesischen oder mexikanischen Küche. Auch Trockenblumen
oder Trockenobst sind fürs Riechtraining geeignet. Zwei- bis dreimal
schnuppern pro Tag reicht schon aus, um die Riechleistung deutlich zu
steigern.
Beitrag von Alena Hecker