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Wenn man einen Termin beim Arzt haben möchte, muss man mitunter viel Geduld und Nervenstärke mitbringen: Warteschleife am Telefon, warten auf einen Termin, warten im Wartezimmer. Und all das, um nach fünf Minuten wieder aus dem Sprechzimmer zu kommen. Und dann hat man, dank Fachchinesisch, nur die Hälfe des Gespräches verstanden. Wie kann man das besser hinkriegen?
Im Gespräch: Hautärztin und Autorin Dr. Yael Adler
So sollte es eigentlich nicht laufen, findet Dr. Yael Adler. In ihrem neuen Buch „Wir müssen reden, Frau Doktor“ beschreibt die bekannte Dermatologin, wie eine respektvolle Kommunikation zwischen Arzt und Patient gelingen kann.
Denn eine gute Beziehung zwischen Arzt und Patient kann Leben retten, ist Dr. Adler überzeugt. Wenn der Patient sich vom Arzt gesehen und ernst genommen fühlt, steigere das die Heilungschancen und Therapieerfolge. Besonders bei chronischen Krankheiten seien Zuwendung und Verständnis oft wichtiger als High-Tech-Medikamente.
Ein erfolgreiches, gutes Arztgespräch sollte ein Gespräch auf Augenhöhe sein. Der Patient sollte sich nicht schutzlos und klein fühlen müssen. Er sollte nicht nur eine verständlich formulierte Diagnose, sondern auch Ratschläge zur Vorbeugung und Infos über die möglichen Ursachen erhalten, findet Yael Adler. Wenn etwas unklar ist, sollte man als Patient den Mut haben, nachzufragen. Die Zeit für ein Arztgespräch ist in vielen Arztpraxen knapp bemessen. Um beim Gespräch keine wichtige Frage zu vergessen, empfiehlt es sich, die Fragen vorher in Stichpunkten aufzuschreiben.
Dr. Google
Immer mehr Menschen suchen erstmal im Internet nach möglichen Diagnosen für ihre Symptome, bevor sie sich auf den Weg zum Arzt machen. Grundsätzlich haben die meisten Ärzte nichts dagegen und finden es sogar gut, wenn ihre Patienten sich informieren. Doch die Selbstdiagnose durch Dr. Google birgt das Risiko, schnell auf die schlimmstmöglichen Ursachen zu stoßen und dadurch in Panik zu geraten.
Oft ist es schwierig, seriöse Seiten von unseriösen zu unterscheiden. Gute Portale bieten einen klaren Überblick über die Symptome und erklären mögliche Ursachen und Therapien.
Zu den seriösen Seiten gehören zum Beispiel „gesundheitsinformation.de“, „patienten-information.de“ oder auch der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Diese Seiten klären auf, ohne kommerzielles Interesse. Trotzdem gilt: Eine Selbstdiagnose im Netz ersetzt nie den Gang zum Arzt.
Den Arzt und das eigene Krankheitsbild besser zu verstehen, daran arbeitet auch das Dresdner Unternehmen „Was hab’ ich?“, eine im Jahr 2011 gegründete Initiative von Medizinstudenten und Ärzten. Dort können Patienten ihre Befunde einsenden und kriegen diese dann kostenlos von ehrenamtlichen Medizinstudenten „übersetzt“. Allerdings ist die Nachfrage derzeit so groß, dass man sich auf eine Warteliste eintragen muss. Das Unternehmen arbeitet auch daran, angehende Ärzte für die Gespräche mit ihren Patienten zu schulen und es laufen Projekte, bei denen „Was hab ich“ „Patientenbriefe“ schreibt, die z.B. nach Herzoperationen dem Patienten mitgegeben werden. Darin ist der Verlauf der OP leicht verständlich beschrieben.
Wie wichtig es ist, dass Patienten ihre Krankheit verstehen und Sicherheit im Umgang damit bekommen, haben Studien immer wieder gezeigt. Sie verhalten sich dann gesundheitsfördernder, befolgen eher die Therapie und nehmen die ihnen verschriebenen Medikamente richtig ein. Das dient nicht nur ihrer eigenen Gesundheit: Weil sie seltener zum Arzt gehen und seltener noch mal in die Klinik eingewiesen werden müssen, spart das auch dem Gesundheitswesen enorme Kosten.
Das Bundesgesundheitsministerium hat deshalb eine Gesundheitsplattform gegründet (www.gesund.bund.de), die über häufige Krankheitsbilder wie Krebs- oder Herzkreislauferkrankungen informiert, die Diagnoseschlüssel auf Entlass- und Arztbriefen erklärt und bei der Suche nach dem nächstgelegenen Hautarzt hilft.
Übrigens: Auch Ärzte werden mal krank. Was man als „normaler“ Patient von ihnen lernen kann: Sich eine Zweitmeinung einholen; ein Ärzte-Netzwerk aufbauen, im Zentrum ein guter Hausarzt; sich nicht leichtfertig für OPs entscheiden; bei komplizierten Problemen eine darauf spezialisierte Klinik suchen.
Beitrag von Sina Krambeck