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Viele alte Apfelsorten sind im modernen Obstanbau in Vergessenheit geraten. Dabei überzeugen sie nicht nur geschmacklich, sondern sind auch sehr bekömmlich. Wir stellen einige dieser alten Sorten vor und klären, was man bei Anbau und Pflege beachten muss.
Schon mal was von Ribston Pepping, Geheimrat Breuhahn oder Purpurroten Cousinot gehört? Nein? Dann machen wir ihnen jetzt einmal ein wenig Appetit auf diese und andere knackfrische Senioren. Denn diese alten Apfelsorten können viel mehr, als nur geheimnisvoll klingen: geschmacklich und gesundheitlich übertreffen sie so manche moderne Züchtung. Das macht sie auch für Allergiker interessant. Entdecken Sie mit uns alte Apfelsorten neu.
Gesundes Lieblingsobst
„One apple a day, keeps the doctor away“ - also wenn man einen Apfel pro Tag isst, braucht man keinen Arzt mehr heißt es ja sprichwörtlich. Der Apfel ist tatsächlich das Lieblingsobst der Deutschen, etwa 24 kg isst jeder durchschnittlich im Jahr. Nicht ohne Grund, denn Äpfel sind gesund: Äpfel sind relativ kalorienarm, aber reich an Nährstoffen: Kalium, Kalzium, B Vitamine, Vitamin C, Ballaststoffe und ganz wichtig: Polyphenole, das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die für uns sehr gesund sind, es sind Radikalfänger, sie können sich positiv auf den Blutdruck auswirken, können entzündungshemmend sein. Die meisten Vitamine stecken direkt unter der Schale. Der Nährstoffgehalt variiert aber auch je nach Lagerung und Sorte.
Wann spricht man von alten Sorten?
Manche Stammbäume gehen bis ins 16.Jh. zurück. In der Regel sind alte Sorten mindestens 80-100 Jahre alt. Einige wachsen seit über 200 Jahren in Brandenburg, wie z.B. die Goldparmäne. Viele neue Apfelsorten sind in den 70er Jahren auf den Markt gekommen. Von 5000 registrierten Apfelsorten wurden hauptsächlich drei genommen, und daraus Züchtungen entwickelt, so wie wir sie heute aus dem Supermarkt kennen.
Alte Sorten gegen neue Sorten
Den neuen Sorten, die wir hauptsächlich im Supermarkt finden, wurde im Laufe der Jahre ein paar Eigenschaften weggezüchtet: sie werden nicht so schnell braun, sie sehen nicht ungleichmäßig aus, man kann sie lange lagern, sie haben lange Stiele, sie lassen sich gut transportieren, sie haben eine feste Schale. Aber leider haben sie dadurch auch einige gute Eigenschaften verloren: sie haben oft weniger Polyphenole als die alten Sorten.
Aussehen ist nicht alles
Diese Äpfel der alten Sorten gewinnen keinen Schönheitswettbewerb, aber meistens kann man sie trotzdem essen.
Z.B. hat jemand der nicht spritzt, häufig mit dem Apfelwickler zu tun. Der Apfel bekommt dann ein schwarzes Kerngehäuse, das bedeutet nur, dass der Apfel sich wehrt, man kann den Apfel essen, meint unser Experte.
Einige Äpfel haben auch Schorf oder Pickel, auch das ist nicht schlimm, kann man essen, Pickel kommen evt. vom Wassersprenger.
Viele Verbraucher bevorzugen große Äpfel. Unser Experte meint: nehmt mal die kleineren. Denn die großen bestehen aus viel Wasser und Zucker. Die kleinen haben einen größeren Schalenanteil, das macht sie hochwertiger, im Verhältnis haben sie oft dreimal mehr Inhaltsstoffe.
Apfel Allergie
Apfelallergien haben zugenommen, das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass wir fast nur noch die modernen Äpfel essen, die häufiger allergen sind als die alten Sorten. Schätzungsweise 2-4 Millionen Deutsche haben eine Apfelallergie. Oft reagieren sie auch auf Birkenpollen allergisch. Denn die Allergene sind Eiweißstoffe im Obst, die auf die Schleimhäute wirken und diese Allergene haben den gleichen Aufbau wie die in den Birkenpollen. Problematisch sind häufig die gängigen Sorten wie Jonagold, Granny Smith oder Braeburn. Alte Sorten werden hingegen meist besser vertragen. Diese Äpfel enthalten noch viele Polyphenole, das sind Stoffe, die die Allergene blockieren. Man erkennt sie daran, dass der Apfel sauer schmeckt und schnell braun wird. Wer solche alten Sorten länger verzehrt, kann sogar seine Allergie gegen neue Sorten zurückdrängen. Das zeigt eine Charité Studie. Man sollte sich aber immer vorsichtig rantasten, zunächst die Lippen mit einem Stück Apfel einreiben, eine mögliche Reaktion abwarten und erst danach den Biß wagen. Und: am besten genießt man die Äpfel frisch, denn je länger sie lagern, desto mehr Allergene entwickeln sie. Außerdem ist es meistens so, dass Allergiker Äpfel in verarbeiteter Form, also erhitzt, vertragen, da werden wohl die Allergene durch Hitze zerstört. Also Apfelkuchen, Apfelmus sollten keine Probleme bereiten. Der BUND Lemgo sammelt seit Jahren Erfahrungen von Apfelallergikern und hat eine Liste zusammenstellt mit Äpfeln, die oft vertragen werden und denen, die oft nicht vertragen werden. Die kann man im Internet einsehen und sich daran erst einmal orientieren.
Alte Apfelsorten einkaufen
Die alten Apfelsorten findet man noch manchmal auf Wochenmärkten oder in Hofläden direkt vor Ort. Regelmäßig gibt es auch Apfeltage oder Führungen zum Kennenlernen, wie z.B. in der Obstbauversuchsstation Müncheberg.
In Berlin wartet die Apfelgalerie in Schöneberg mit einer wohl einzigartigen Vielfalt auf. Bis zu 30 Sorten sind hier im Angebot und dürfen probiert werden. Sie kommen aus eigenem Anbau bei Frankfurt Oder. Apfelgalerie, Goltzstraße 3, 10781 Berlin.
Man kann alte Sorten auch übers Internet bestellen, dort gibt es spezielle Angebote für Allergiker. Einige Apfelbauern verschicken Probierpakete mit alten Sorten. Bezugsadressen findet man auch auf der oben genannten Seite des BUND.
Äpfel lagern
Man unterscheidet zwischen Sommerapfel, der hält sich nur ein paar Tage. Herbstapfel, der hält zwischen 4-12 Wochen und Winterapfel, den kann man fast ein Jahr lagern. Lageräpfel reifen nach und werden mit der Zeit süßer, verlieren allerdings auch Vitamine
Wie lagere ich Äpfel am besten?
Kühl, dunkel und feucht, nicht neben anderem Obst, weil Äpfel ein Reifegas verströmen, das anderes Obst schneller reifen/verderben lässt. Äpfel brauchen 2-4 Grad. Es geht ein Erdkeller, Garage, Terrasse, im Boden, oder im Oldtimer in der Garage. Äpfel wollen atmen.
Beitrag von Susanne Stein