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Sind Rentner wirklich immer nörgelig? Nehmen die Krankheiten und Wehwehchen im Alter bei allen Menschen zu? Brauchen ältere Menschen tatsächlich weniger Schlaf und mehr Vitamine? Wir sind den Mythen und Irrtümern rund ums Älterwerden nachgegangen und haben mit Altersforschern vom "Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft" an der Charité in Berlin gesprochen.
Zum Internationale Tag der älteren Menschen wollen wir gängige Meinungen abklopfen. An der Berliner Charité gibt es zum Glück Experten für fast alles, auch ein Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft. Dessen Leiterin und Alter(n)sforscherin Adelheid Kuhlmey kennt die üblichen Vorstellungen über alte Menschen.
Ihr ist k wie krank am wichtigsten: Viele setzten „alt“ gleich mit „krank“. Der Eindruck komme wohl vor allem daher, dass wir schlicht immer älter werden. Natürlich treten bestimmte Krankheiten bei alten Menschen eher auf, aber das Altern an sich sei einfach ein physiologischer Prozess und keine Krankheit.
Ähnlich sei es mit S wie Schlafen: Alte Menschen schlafen wirklich weniger als junge. Aber immer wieder behaupten Ältere, sie hätten nachts überhaupt nur wenige Stunden geschlafen. Dazu hat Adelheid Kuhlmey geforscht. Die Studien ergaben, dass viele tagsüber mal einnicken und diesen Schlaf aber nicht zu ihrem Nachtschlaf dazurechneten.
E wie Ernährung: Sie empfiehlt, alte Menschen sollten schon genauer auf Vitamin- und Nährstoffzufuhr achten, auch weil sie insgesamt meist weniger essen. Immer wieder liest sie von dem einen vermeintlichen Wunderrezept, von einem besonders gesunden Kraut oder Superfood, das angeblich das Leben verlängere. Das ist Unsinn, ihr haben viele Hundertjährige anderes erzählt: die Hochbetagten äßen einfach regelmäßig und nur das, was und so viel, wie ihnen bekomme.
Übrigens widerlegen aktuelle Studien auch die Annahme, dass während der Pandemie alle zugenommen hätten: insgesamt seien zwar viele Alte übergewichtig, aber wegen ihrer bestehenden Essgewohnheiten hätten diese Menschen während der Corona-Zeit eher nicht zugenommen.
L wie Lernen: Alte könnten nichts mehr dazulernen, das glauben auch viele Studierende. Falsch! Sie lernen nur auf eigene Art und in ihrem Tempo, bringen dabei ihre Erfahrung ein. So könnten sogar sehr alte Menschen sehr wohl noch Neues lernen.
Nochmal E – für die Einsamkeit, die alle alten Menschen angeblich fühlen. Das stimme nur bei manchen, denn viele hätten Freunde und Familie. Und andere seien zwar durchaus mal allein, fühlten sich dabei aber ganz wohl.
Ähnlich bei R wie rückwärtsgewandt: Betagte lebten nur in der Vergangenheit, heißt es. Auch das sei ein Mythos, sagt die Wissenschaftlerin: viele Alte lebten gern in der Gegenwart und planten auch für die Zukunft. Adelheid Kuhlmeys Eindruck nach kümmern sich viele ältere Menschen gern um ihre Familie, vermitteln ihr Wissen noch weiter oder suchen sich ein ausfüllendes Ehrenamt.
Beitrag von Corinna Meyer