
Service -
Kann man zu nett sein? Deutschlands bekanntester Karriereberater, Martin Wehrle, sagt: ja! In seinem Buch zeigt der erfolgreiche Coach auf, warum man als netter Mensch in Gefahr gerät, unterschätzt und ausgenutzt zu werden. Bei zibb gibt er praktische Tipps, wie man der Nettigkeitsfalle entkommen und auf freundliche Art dennoch zum Ziel kommen kann.
Die Chefin kommt mit einer komplizierten Aufgabe, der Kollege bittet Sie um Hilfe bei einem neuen Projekt und Sie ahnen schon, dass das alles nicht ohne Überstunden zu schaffen ist. Aber Sie wollen ja nett sein und beliebt bei Ihren Mitmenschen, oder? „Besser nicht“, sagt der Bestsellerautor und Karrierecoach Martin Wehrle. Denn zu nette Menschen werden oft ausgenutzt und bekommen nicht das, was sie eigentlich wollen.
In seinem neuen Buch „Den Netten beißen die Hunde“ zeigt Martin Wehrle, wie es gelingt, Grenzen zu setzen, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen und damit mehr Respekt zu erlangen. Seiner Meinung nach können zu nette Menschen keine Grenzen setzen, gehen immer über ihre Bedürfnisse hinweg zu ihrem Nachteil. Wenn sie selbst ihre Bedürfnisse nicht sehen, werden diese auch von den Mitmenschen übersehen. Dann besteht die Gefahr, ausgenutzt und übergangen zu werden.
Hinter dem Bedürfnis, von allen gemocht zu werden, steckt die existentielle Angst, ausgegrenzt zu werden. Für unsere Vorfahren kam ein Ausschluss aus der Gruppe einem Todesurteil gleich, deshalb steckt diese Urangst, nicht mehr zur Gruppe zu gehören, in uns allen drin.
In seinem Buch schreibt Martin Wehrle, dass nette Menschen paradoxerweise oft nicht besonders beliebt sind. Denn die anderen haben das Gefühl, dass sie selbst im Vergleich zu den Netten schlechter dastehen. Sie empfinden Nettigkeit als Regelbruch. Sie misstrauen den Motiven der Netten („Der macht das doch nur, um sich einzuschleimen.“) „Wer nett agiert aus Angst, sich sonst unbeliebt zu machen, zieht an, was er fürchtet: Unbeliebtheit.“, schreibt Wehrle. Der Karriereberater wirbt dafür, dass nette Menschen den Ellbogentypen nicht länger den Vortritt lassen sollen, sondern sie in ihre Schranken weisen. Man sollte so handeln, dass es keinem schlechter geht, auch einem selbst nicht.
Konkret bedeutet das, Position zu beziehen. Also seine Gedanken und Meinungen zu äußern, ohne vorher abzuwägen, ob der andere der gleichen Meinung ist oder nicht. Und zu sagen, was man braucht, ohne darauf zu warten, dass andere von selbst drauf kommen. Achten Sie auch auf Ihre Körpersprache: Wer „Nein“ sagt, dabei aber lächelt, wird nicht ernst genommen.
Beitrag von Sina Krambeck